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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein und das Spiel live angeschaut zu haben, doch als ich den Sohn heute Morgen angerufen und ein wenig unter Druck gesetzt habe, hat er zugegeben, dass der gute alte Cliffie-Boy die ganze Nacht zu Hause war und dort zugeschaut hat, wie die Houston Astros eins aufs Dach gekriegt haben.«
    »Dann lass ihn mal herbringen.«
    »Brinkman ist schon unterwegs. Es wird dir zwar gar nicht gefallen«, fuhr Bentz fort, »aber seine Alibis für die Nächte, in denen Asteria McClellan und Grace Blanc umgebracht wurden, sind hieb- und stichfest.« Bentz schüttelte den Kopf. »Das macht keinen Sinn, oder? Ich kann mir zwar noch vorstellen, dass wir es mit einem zweiten Killer zu tun haben, der die Prostituierte auf dem Gewissen hat, aber die Nonnen?« Seine Augenbrauen schossen bis zum Haaransatz in die Höhe. »Verdammte Scheiße.«
    »Verdammte Scheiße?«, wiederholte Montoya. Bentz warf ihm ein entschuldigendes Lächeln zu und blickte auf den Silberrahmen auf dem Aktenschrank hinter ihm, aus dem ihm Ginny entgegenlächelte.
    »Jaja, ich weiß, Livvie meint, ich müsse aufhören zu fluchen, weil Ginny das aufschnappen könnte. Dem kann ich natürlich nicht widersprechen. Verflixter Mist.«
     
    Seite drei?
    Sie bringen die Story über die ermordete Prostituierte auf Seite drei?
    Diese Idioten!
    Ich lese die Abendzeitung und kann es nicht fassen. Die Kerosinlaterne wirft ein flackerndes Licht, der Wind weht heiß über den
bayou.
Die Story über den Tod dieser Hure Grace Blanc hätte auf die erste Seite gehört!
    Das ist doch lächerlich!
    Mein Blut kocht bei dieser Schmach, und ich zerknülle die Zeitung, um sie später zu verbrennen.
    Grillen und Ochsenfrösche stimmen ihr abendliches Konzert an, und irgendwo in weiter Ferne rattert mit einem einsamen, grellen Pfeifen ein Zug vorbei, rollt durch den Wald aus staksigen, weißrindigen Sumpfzypressen.
    Mir fällt auf, wie spät es schon ist, und ich stelle das Radio an und lausche ihrem Programm,
ihrer
heimtückischen Radiosendung, in der sie vorgibt, all den rastlosen Seelen zu helfen, die sich Sorgen um ihre derzeitigen Lebensumstände machen. Ich höre »Jo« aus Aberdeen, Washington, zu, die sich über die mangelnde Aufmerksamkeit ihres Gatten beklagt. Er hängt offenbar die meiste Zeit vor dem Computer und bewegt sich in der vorgegaukelten Scheinwelt des Internets, anstatt sich mit seiner Familie zu befassen. »Karen« aus irgendeiner unaussprechlichen Stadt in Ohio beschwert sich, dass sich ihre Tochter im Teenager-Alter nachts heimlich aus dem Haus stiehlt, vermutlich um ihren Freund zu treffen, der definitiv »nicht gut für sie ist«. Und dann ist da noch »Ozzie« aus Birmingham, dessen Frau sich ein drittes Kind wünscht und ihm mit Scheidung droht für den Fall, dass er nicht mitzieht. Ozzie weiß nicht, warum er die Familie noch vergrößern sollte – zwei Söhne sind ihm völlig genug –, doch seine Frau kann offenbar ohne ein kleines Mädchen nicht leben.
    Und mittendrin Samantha, Dr. Sam, kühl und besonnen, als wüsste sie, wovon sie redet.
    Das waren doch allesamt Dummköpfe.
    Ich blicke zu dem Alligator auf, der mit seinen wissenden Glasaugen auf mich herabstarrt, und noch während ich Dr. Sam zuhöre, wird mir klar, dass ich meine Aufgabe noch nicht erledigt habe.
    Ich nehme die zerknüllten Seiten und breite sie vor mir auf dem alten, zerschrammten Holztisch aus, der einst eine Tür gewesen und jetzt auf Sägeböcke montiert ist. Ich lese die Story ein viertes Mal, halte die Fehler fest, frage mich, woher dieser Witzbold von Reporter seine »Tatsachen« bezieht. Hat die Polizei absichtlich falsche Informationen herausgegeben, oder handelt es sich einfach um eine journalistische Schlamperei?
    Heutzutage versteht einfach niemand mehr sein Handwerk.
    Genau das ist das Problem in diesem Land. Ein schwerwiegender Mangel an Seriosität.
    Seite drei ist inakzeptabel.
    Das wird sich ändern müssen.
    Ich bin so zornig, dass ich tatsächlich rotsehe. Ipana mit seinem breiten Grinsen scheint mich von seinem Fleck an der Wand aus zu verspotten. »Diese Arschlöcher«, sage ich zu ihm. »Vollidioten!« Vor Abscheu fängt meine Haut an zu kribbeln. Ich blättere durch die Seiten, schließe dann die Augen und lausche ihrer leisen Stimme, die aus dem kleinen Radio dringt.
    »Hier spricht Dr. Sam«, sagt sie, »pass auf dich auf, New Orleans. Eine gute Nacht Ihnen allen und Gottes Segen. Und denken Sie daran: Egal, welche Schwierigkeiten Sie heute zu bewältigen

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