Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
salzige Haut, atmete seinen männlichen Duft ein, nahm seinen Körper wieder für sich in Besitz. Sie berührte ihn überall, küsste ihn, wo sie nur konnte. Slade beugte sich über sie, drängte ihre Knie mit seinen noch weiter auseinander.
Sie schnappte nach Luft, als er sich auf sie herabsenkte.
Dann wartete sie.
Öffnete voll freudiger Erregung die Lippen.
Aber er rührte sich nicht.
Starrte nur auf sie herab.
»Slade?«, sagte sie schließlich.
»Ja?«
»Was ist? Warum willst du nicht …?«
»Aber ich will doch. Doch erst …«
»Erst?«
Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht, und sie fühlte, dass seine Hände zitterten. »Ich liebe dich, Valerie«, sagte er mit rauher Stimme, dann stieß er tief in sie hinein. »Himmel, ich liebe dich!«
Konnte sie das?
Konnte sie das wirklich tun?
St. Marguerite für immer verlassen?
Lucia schluckte mühevoll und huschte auf Zehenspitzen durch die düsteren Flure des Konvents, wobei sie darauf achtete, nicht das kleinste Geräusch zu machen. Ihr eilig ausgedachter Plan schien eher zu der launenhaften, unberechenbaren Lucia Costa aus Jugendtagen zu passen als zu Schwester Lucy in St. Marguerite. Doch wenn sie jetzt ging, bevor die Stimme lauter, drängender wurde, konnte sie womöglich die Ermordung einer weiteren Nonne verhindern.
Vielleicht sogar ihre eigene.
Schweiß sammelte sich zwischen ihren Schulterblättern und ließ ihre Handflächen feucht werden, als sie mit pochendem Herzen an den Wandleuchtern mit dem schummrigen Licht vorbeieilte. Ihr Schatten folgte ihr wie ein Geist durch die langen, scheinbar endlosen Flure.
Bei jeder Ecke, um die sie bog, erwartete sie, in irgendwen oder irgend
etwas
hineinzulaufen. Die Stimme in ihrem Kopf blieb heute Nacht stumm, aber sie war wie von Sinnen vor Sorge, dass sie sich wieder bemerkbar machen und Lucia zu einem weiteren grauenvollen Schauplatz führen könnte, wo die nächste Frau, die ihr Leben Gott gewidmet hatte, mit leblosen Augen und kalter Haut auf sie wartete.
Sie schauderte und hastete weiter, die Treppe hinunter, ihre Schritte so lautlos wie der Flügelschlag einer Motte. Den Gang zur Kapelle und weiter zur Hintertür des Büros der Klostervorsteherin.
Plötzlich meinte sie, über das Hämmern ihres Herzens und ihr leises Keuchen hinweg Schritte zu vernehmen, das Scharren von Ledersohlen auf dem alten Hartholzboden.
Das bildest du dir nur ein. Niemand ist auf den Beinen. Niemand folgt dir. Du bist die Einzige, die hier mitten in der Nacht herumschleicht.
Aber das stimmte nicht ganz, oder? Auch Schwester Camille war mitten in der Nacht durch die Gänge geschlichen und Schwester Asteria ebenfalls. Und hatte sie in der Nacht von Camilles Tod nicht jemanden aus der Kapelle huschen sehen? Und dann war da noch Schwester Edwina – auch ihr war Lucia zu mitternächtlicher Stunde im Flur begegnet.
Waren das wirklich die Einzigen?
Lucia blieb stehen.
Hielt den Atem an.
Schloss die Augen und spitzte die Ohren.
War das eben ein Schritt?
Oder nicht?
Sie öffnete die Augen wieder und blickte über die Schulter den langen Gang entlang, doch sie sah nichts als Dunkelheit, ab und an unterbrochen von den spärlichen Lichtpfützen der Wandleuchter. Lauerte dort, in den trüben Schatten, der Dämon mit den roten Augen und den weißen, gebleckten Zähnen?
Ihr Herz hämmerte, Schweißtropfen liefen über ihr Gesicht. Sie wischte sie mit dem Ärmel ihres Ordensgewands ab und versuchte, sich zusammenzureißen. Die Angst durfte sie nicht lähmen, sie musste rasch weiter. Endlich gelangte sie zu der Hintertür von Schwester Charitys Büro, die wie immer unverschlossen sein würde.
Sie biss sich auf die Lippe, drehte den Handknauf und schob die Tür auf.
Rasch trat sie über die Schwelle, dann schloss sie die Tür mit einem leisen Klick hinter sich und eilte an den Schreibtisch der Mutter Oberin.
In der Dunkelheit stieß sie mit dem Zeh gegen die Kante eines Bücherregals. Sie zog scharf die Luft ein und unterdrückte einen Schmerzensschrei.
Niemand im Konvent durfte erfahren, dass sie hier war.
Niemals.
Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Das Mondlicht, das von draußen hereinfiel, tauchte das spärliche Mobiliar im Zimmer in Grau. Verstohlen blieb Lucia vor dem Schreibtisch stehen und wartete, bis sich ihr Atem beruhigt hatte, ihr Herz nicht mehr so wild hämmerte.
Sie lauschte, dann griff sie nach dem Telefonhörer.
Ohne jedes Geräusch nahm sie ihn von der Gabel. Das
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