Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
außen hin, doch unter dieser freundlichen Hülle war sie hart wie Granit. »Ich muss einen Weg finden, da ranzukommen.«
Slade legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Im Ernst«, sagte er, »das ist Sache der Polizei.« Seit dem Tag, an dem der Eindringling das BlackBerry in Vals Bücherregal deponiert hatte, sorgte er sich um sie, woraus Val ihm keinen Vorwurf machen konnte. Sie selbst war mehr als beunruhigt gewesen und hatte nicht widersprochen, als er sämtliche Schlösser sowohl in ihrem als auch im Haupthaus hatte auswechseln lassen, an allen Fensterriegeln die Schrauben nachgezogen und sich selbst Tag und Nacht im Wohnzimmer einquartiert hatte.
Trotz der schwierigen Ermittlungen waren Angst und Sorge in ihrem Alltagsleben nur unterschwellig zu spüren gewesen, und sie waren gut miteinander zurechtgekommen. Sie hatten gemeinsam im Haus gearbeitet, dann waren sie ausgegangen, damit Val ihm ein bisschen von New Orleans zeigen konnte. Sie hatte ihm alles geboten, von dem Besuch einer der berühmt-berüchtigten Bars in der Bourbon Street bis hin zu einer Tour zu einem der teuren, vornehmen Plantagenhäuser direkt am Fluss, nicht weit von der Stadt entfernt.
Wenn sie es zuließ, so dachte Val, würde sie sich wieder in ihn verlieben, aber das durfte sie nicht. Zumindest noch nicht.
Langsam, aber sicher fühlte sich Cruz Montoya wie ein Versager.
Er hatte ohnehin nie zu denjenigen gezählt, denen Moos unter den Füßen wuchs, doch jetzt verspürte er immer stärker den Drang, vorwärtszukommen, sein Glück woanders zu versuchen und sich damit auseinanderzusetzen, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen wollte.
Er schlug die gestreifte Bettdecke zurück, unter der er seit einer Woche schlief, und machte sich auf den Weg zur Dusche. Seine Ausrede, warum er so lange blieb, war seine Familie, was sonst. Mit Abby kam er gut zurecht, er vergötterte Reubens kleinen Sohn, verbrachte Zeit mit seiner Mutter und seinen anderen Geschwistern. Doch der eigentliche Grund, weshalb es ihn in New Orleans hielt, war Lucia Costa. Er konnte sich alles Mögliche einreden – die Wahrheit lautete, dass er verrückt nach Lucia war, genau wie vor über zehn Jahren.
Obwohl sie jetzt eine Nonne war. Himmelherrgott, seine Mutter wäre entsetzt, wenn sie seine Gedanken lesen könnte!
Wie gut, dass sie keine Hellseherin war.
Wie Lucia?
Ach, zum Teufel, vermutlich war es gerade das, was ihn zu ihr hinzog. Nicht ihr glänzendes schwarzes Haar, ihre blitzenden Augen, ihr störrisches Kinn. Nicht ihre schmale Taille und ihre Brüste, die gerade groß genug waren, dass ein Mann zweimal hinschaute, nicht ihr scharfer Verstand. Nein, es war ihre verfluchte Fähigkeit, anderen direkt in die Seele zu blicken, die ihn an ihr so faszinierte.
Aber sicher doch.
Wem machst du wohl gerade etwas vor, Montoya?
Er trat aus dem Gästezimmer und wäre beinahe über die Katze gestolpert … Ansel, wenn er sich recht erinnerte. Der Kater schoss herum, fauchte und funkelte ihn mit seinen goldenen Augen an, dann schlich er davon.
»Wie ich sehe, hast du soeben einen Freund fürs Leben gefunden«, stellte Abby fest, die die Szene vom Wohnzimmer aus beobachtet hatte, wo sie Babyfotos sortierte. Als professionelle Fotografin hatte sie sich ein paar Monate freigenommen und natürlich in dieser Zeit Hunderte Aufnahmen von ihrem Sohn gemacht.
Hershey, der zu ihren Füßen lag, hob den Kopf und wedelte mit seinem buschigen Schwanz. »Zumindest der Hund mag mich«, stellte Cruz fest.
»Das hat nicht allzu viel zu bedeuten, er ist nicht sehr wählerisch. Liebt alle und jeden, angefangen von dem griesgrämigen Müllmann bis hin zu meiner Schwester Zoey, mit der nicht unbedingt gut Kirschen essen ist.« Abby warf ihm einen Blick zu. »Selbst mir gelingt das nicht.«
»Ich habe davon gehört.« Zoey war Abbys ältere Schwester, die in Seattle lebte. Das Verhältnis unter den Geschwistern war angespannt, hatte Reuben seinem Bruder anvertraut, und ziemlich schwierig.
»Versteh mich nicht falsch, ich liebe sie über alles, würde alles für sie tun, aber manchmal geraten wir einfach aneinander.«
»Das kann ich nachvollziehen.« Cruz kam im Grunde mit all seinen Geschwistern zurecht, doch mit einigen verstand er sich besser als mit anderen.
»Kaffee ist in der Kanne. Vielleicht musst du ihn noch einmal warm machen. Steht schon eine Weile. Dein Bruder hat bei Tagesanbruch das Haus verlassen.«
»Ich hab’s gehört.« Cruz ging in die Küche, goss sich
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