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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ungefähr ein Jahr später, kam Camille für eine längere Zeit zu Besuch. Sie hat damals ein gewisses Interesse an mir gezeigt, aber kaum merklich. Beim nächsten Besuch war sie nicht mehr so verhalten. Sie ist mir dauernd ›zufällig‹ über den Weg gelaufen. Hat sich an mich herangemacht, wenn ich allein bei der Arbeit mit dem Vieh war. Hat ständig irgendwelche anzüglichen Andeutungen gemacht und sie dann mit einem Lachen abgetan.« Er hielt Bentz’ Blick stand. »Man weiß, wenn sich eine Frau für einen interessiert. Vor allem eine wie Camille.«
    »Sie war eine schöne Frau.«
    Slade erwiderte nichts darauf.
    »Haben Sie Valerie davon erzählt?«
    »Nein.« Slade runzelte die Stirn. Val wäre am liebsten ein Stück von ihm abgerückt. »Zunächst nicht.«
    »Camille ist zu mir gekommen«, sagte Valerie. »Sie hat geschworen, dass Slade versuche, sie ins Bett zu kriegen.«
    »Eine Lüge«, widersprach Slade standhaft und ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Sie haben ihr geglaubt?«, fragte Bentz an Valerie gewandt, während Montoya Slade mit zusammengekniffenen Augen beobachtete.
    »Ja. Ich habe Slade mit ihrer Behauptung konfrontiert, und er hat den Spieß umgedreht.«
    »Ich habe nur gesagt, wie es wirklich gewesen ist. Nein, ich bin nicht zu meiner Frau gelaufen und habe mich über ihre Schwester beklagt. Um die Wahrheit zu sagen, ich wusste nicht, was ich tun sollte. Um Weihnachten herum ist es dann zum Knall gekommen, und Camille ist abgehauen.«
    »In das Kloster? Im Ernst? Das klingt ja wie eine Geschichte aus dem Mittelalter.«
    »Camille war eine echte Drama-Queen«, sagte Slade.
    »Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?« Montoyas Frage war an Slade gerichtet, aber beide antworteten.
    »An dem Tag, an dem sie die Ranch in Bad Luck verlassen hat«, sagte Slade.
    »Ich habe sie seit vergangenem Monat nicht mehr gesehen«, gab Val zu, »als ich bei dem Waisenhaus vorbeischaute, in dem sie gearbeitet hat. Wir haben kaum miteinander geredet. Dann kamen noch das Telefongespräch und gestern Nacht die E-Mail.«
    »Ich hätte gern einen Ausdruck, und sollten Sie noch andere E-Mails haben, auch davon.« Bentz machte sich Notizen und stellte noch ein paar weitere Fragen.
    Montoya überließ es zum größten Teil seinem Partner, das Gespräch zu führen. Dann teilte er Val mit, dass sich Camille gegen ihren Angreifer zur Wehr gesetzt und sich mit ihm am Tatort einen Kampf geliefert hatte. Außer vor dem Altar in der Kapelle hätten sie keine weiteren Kampfspuren gefunden, woraus man schließen könne, dass sich Camille freiwillig in die Kapelle begeben habe. Val verspürte erneut ein Frösteln, das kalt genug war, um ihr Herz in Eis zu verwandeln. Sie stellte sich die letzten Minuten vor, die ihre Schwester auf dieser Welt durchlitten hatte, ihre Todesangst – ein unheimlicher, nervenaufreibender Gedanke.
    Als sie das Krankenhaus verließen, war es schon nach zehn, und es hatte aufgehört zu regnen. Die Wolkendecke riss auf und machte Platz für blauen Himmel. Dichter, feuchter Nebel stieg von der Erde auf. Valerie sprang über die Pfützen auf Slades alten Ford zu. Sie kletterte in den zerbeulten Pick-up, und anders als auf der Hinfahrt stiegen nun die Erinnerungen in ihr auf, die damit verbunden waren. Der Geruch nach altem Leder, Staub und Schweiß, die Trümmer einer Ehe.
    Das Ende eines Lebens.
    Sie schauderte, als ihr unwiderruflich klarwurde, dass sie Cammie nie wiedersehen würde.

[home]
    Kapitel dreizehn
    E s ist so lange her.
    Und das Versprechen, das ich mir selbst vor Jahren gegeben habe, der Schwur, wurde nicht gebrochen. Bei meinem Spaziergang am Flussufer entlang sehe ich den Mississippi an mir vorbeifließen, langsam, trüb und undurchsichtig. Weiter oben pflügt ein Frachter durch den Fluss. Die Luft ist warm und schwer vor Feuchtigkeit, der Himmel verhangen. Trotzdem ziehe ich eine Sonnenbrille aus der Tasche und setze sie mir auf die Nase.
    »Guten Tag, Vater«, grüßt mich ein Mann im Vorübergehen, als er meinen Priesterkragen bemerkt.
    Ich lächle.
    Antworte nicht.
    Er eilt von dannen, und ich wende mich vom Fluss ab, dessen dumpfiger Geruch um meine Nasenlöcher streicht. Mit Mühe überquere ich den steilen Damm, ich ziehe immer noch das rechte Bein leicht nach, der alte Schmerz ist noch nicht ganz verschwunden und schon gar nicht vergessen.
    Doch es ist ein Schmerz, mit dem ich klarkomme.
    Und er beschränkt sich auf das Bein.
    Ich gerate weder außer Atem, noch schwitze ich.

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