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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ich habe mich fit gehalten. Bin durchtrainiert.
    Probleme bereitet mir nur das rechte Schienbein. Bedauerlicherweise.
    Eine Kriegsverletzung.
    Ich gehe in den Park, vorbei an einem Pantomimen, der versucht, meine Aufmerksamkeit zu erregen. Absichtlich blicke ich nicht in seine Richtung, sein weißes Gesicht interessiert mich nicht. Stattdessen schaue ich über die Grünflächen, an der Statue von Andrew Jackson auf seinem sich aufbäumenden Pferd vorbei zu den Türmen der St.-Louis-Kathedrale, die sich hoch in die Lüfte erheben. Das Kreuz auf dem höchsten Turm scheint die Unterseite der dunklen Wolken zu durchbohren, die sich am Himmel zusammenbrauen.
    Die Kathedrale zeichnet sich weiß und verlockend davor ab.
    Doch ich widerstehe.
    Zumindest im Augenblick.
     
    Valerie trat gegen den Werkzeuggürtel im Fußraum des Pick-ups und wartete, dass Slade hinters Steuer glitt.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er und schloss die Tür.
    »Was denkst du denn?«
    »Okay, dumme Frage.«
    »Richtig.« Sie starrte durch die Windschutzscheibe. Er zündete den Motor und stellte die Scheibenwischer an. Mit einem Quietschen wischten sie das Regenwasser beiseite, das sich während des kurzen Gusses auf der Scheibe gesammelt hatte.
    »Und was ist mit dir?«, fragte sie schließlich.
    Er zog ein missmutiges Gesicht und strich sich mit der Hand über die Bartstoppeln. »Nichts ist in Ordnung, solange der Bastard, der das getan hat, auf freiem Fuß ist.« Er legte krachend den Rückwärtsgang ein und trat aufs Gas. Der Geruch nach Ranch stieg Val in die Nase.
    »Es war O’Toole«, sagte sie, während der alte Ford um einen SUV kurvte, der gleich zwei Parkplätze einnahm.
    »Um Gottes willen, Val, er ist ein Priester. Ein Sinnbild der Tugend –«
    »Er ist ein Mann, Slade.« Sie warf ihrem Mann einen wissenden Blick zu und fragte sich, ob er den stummen Vorwurf in ihren Augen erkennen konnte. »Egal, welche Gelübde er geleistet hat, wie viele Beichten er ablegt, wie oft er auf die Knie fällt und betet, unter dem Strich zählt nur: Frank O’Toole ist ein ganz gewöhnlicher Mann.«
    »Aber deswegen doch nicht unbedingt ein Sünder.« Slade sah sie an, und augenblicklich fragte sie sich, ob er von dem Priester oder von sich selbst sprach.
    Er schaltete in den Vorwärtsgang und ordnete sich mit zusammengepressten Lippen in den Verkehr ein. Bald hatten sie das Krankenhaus hinter sich gelassen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde musste Val an ein Feld voller Wilder Hyazinthen und Indianerpinsel denken, an warme Erde, auf der sie lag, und an süßen Blumenduft in der Luft. Bienen summten, der Himmel erstreckte sich weit und blau über den Hügeln von Texas, und sie blickte in Slades Augen, die graublau waren und schläfrig. Seine Pupillen weiteten sich ein Stückchen, als er seinen muskulösen Körper streckte und sich auf sie schob. Sie hatte ein erwartungsvolles Prickeln verspürt, dann hatte er seine Lippen auf ihre gedrückt, und sie war verloren gewesen.
    »Verdammt«, flüsterte sie und verdrängte das Bild.
    »Was?«
    »Ach, nichts.« Sie schalt sich insgeheim für ihre Gedanken und lehnte sich in dem rissigen Ledersitz zurück, doch obwohl sich ihre Augen auf die Straße vor ihr konzentrierten, war ihr der Anblick von Cammies leblosem Gesicht ins Gehirn geätzt. Cammie war tot, und jetzt war Val allein auf der Welt, hatte keine Familie mehr.
    Abgesehen von einem Ehemann, der bald ihr Ex-Mann sein würde, und einem langohrigen Hund.
    Slade war klug genug, kein Gespräch mit ihr beginnen zu wollen, während er durch die schmalen Straßen fuhr, die zum Bed & Breakfast führten. Val versuchte, sich zusammenzunehmen – niemand hatte etwas davon, wenn sie sich abschotten und in Trauer baden würde –, doch vergeblich.
    »Du kennst den Cop?«, fragte Slade schließlich, als er in die Seitenstraße einbog, an der Briarstone House lag.
    »Ich bin mit ihm zur Schule gegangen.«
    »Und mit O’Toole auch?«
    »Ja«, sagte sie knapp und verengte die Augen beim Gedanken an ihn zu schmalen Schlitzen. »Das kommt mir fast vor wie ein Highschool-Treffen von St. Timothy.« Sie runzelte die Stirn.
    »Wie stehen denn die Chancen, dass so etwas ein Zufall ist?«, erkundigte er sich und sprach eine der Fragen aus, die an ihr nagten.
    »Wir sind alle hier in der Gegend aufgewachsen«, sagte sie. Trotzdem war es merkwürdig, und das wussten sie beide. Cammie und sie hatten New Orleans nach der Highschool den Rücken gekehrt, und sie hatte gedacht,

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