Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
Sonnenbrille mit pinkfarbenem Gestell auf die Nase. »Wir sind unterwegs zum French Quarter!«
»Viel Vergnügen«, wünschte Val ihr und zwang sich zu einem Lächeln. Das Paar spazierte eben aus der Haustür, als Freya ins Foyer gestürmt kam. Sie zog eine Grimasse.
»O Gott, Val, es tut mir so leid!« Mitleidig schloss sie Valerie in die Arme. In ihrem Gesicht spiegelte sich Trauer.
»Danke.« Val kämpfte mit den Tränen und wäre um ein Haar zusammengebrochen, doch in diesem Augenblick schrillte die Türklingel. »Oh«, stöhnte sie, vermutlich irgendein dreister Reporter, der ihr Fragen stellen wollte.
»Keine Sorge, ich kümmere mich darum.« Slade ließ seinen Rucksack neben einem Schirmständer fallen, ging zur Tür und öffnete. Mit seiner hochgewachsenen, kräftigen Gestalt blockierte er den Türrahmen.
»Brenda Convoy von WKAM . Ich suche nach Valerie Renard«, ertönte eine Frauenstimme. Vor Slade stand eine schlanke Frau um die zwanzig mit kurzen, schwarzen Haaren und großen, rehbraunen Augen.
»Sie ist beschäftigt«, teilte er ihr mit, ohne zurückzuweichen.
»Und Sie sind?«
»Ihr Ehemann.«
Sie strahlte. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich Ihnen gern ein paar Fragen stellen. Eine der Nonnen des St.-Marguerite-Konvents ist gestern Nacht ermordet worden –«
Val durchquerte das Foyer und stellte sich neben Slade. »Ich bin Valerie Renard«, sagte sie, »und ich mache gerade eine schwere Zeit durch. Ich gebe keinen Kommentar ab. Vielen Dank.« Damit schlug sie die Tür zu und schloss ab, wobei sie sich fragte, wie viel von dem abrupt beendeten Interview der Kameramann gefilmt haben mochte. Auch wenn es ihr im Grunde gleichgültig war. Wieder klingelte es, doch sie achtete nicht darauf. Sämtliche Gäste hatten Zimmerschlüssel, mit denen sie auch die Hintertür aufsperren konnten. Zum ersten Mal war sie dankbar, dass das Bed & Breakfast nicht allzu stark frequentiert wurde – zumindest hatte sie so ein bisschen mehr Privatsphäre.
Apropos Privatsphäre.
Sie drehte sich um und sah Freya an. »Ich nehme an, der Grund dafür, dass du mich gestern Nacht sprechen wolltest, war der, dass du Slade das Gartenblick-Zimmer vermietet hast.«
Freya, die ans Fenster getreten war, nickte. »Ja.« Seufzend blickte sie durch die Scheibe. »Jetzt machen sie Aufnahmen vom Haus. Großartig. Ich denke, wir sollten das als kostenlose Werbung auffassen.« Sie drehte sich zu Val um. »Kann ich etwas für dich tun?«
»Nein«, antwortete Valerie, dann sagte sie mit einem Blick auf Slade: »Aber das nächste Mal, wenn einer meiner Ex-Männer anruft und ein Zimmer mieten will, legst du einfach auf.«
»Noch bin ich nicht dein Ex«, sagte Slade.
»Aber bald, Cowboy.«
»Das werden wir ja sehen.« Er nahm seinen abgewetzten Rucksack und fragte: »Möchtest du mir nicht mein Zimmer zeigen?«
»Aber gern«, spottete sie und stellte fest, dass Freya ihr bereits den Schlüssel hinhielt. »Na fabelhaft.« Sie schnappte sich den Schlüssel und ging die Treppe hinauf. Slade mit seinen staubigen Stiefeln folgte eine Stufe hinter ihr. Eine Tür im Erdgeschoss flog auf, und sie hörte ein kurzes Bellen, gefolgt von dem Geräusch scharrender Pfoten auf dem Marmorfußboden im Foyer. Eine Sekunde später sprang Bo die Treppe hinauf. »Das ist ganz schön erbärmlich, Slade, sogar für dich«, sagte sie, während sie über den abgenutzten Läufer im ersten Stock und eine weitere Treppe hinaufging. »Freya hinter meinem Rücken anzurufen.«
»Hättest du dich denn mit mir getroffen?«
»Du kennst die Antwort auf diese Frage.«
»Dann blieb mir ja ganz offensichtlich keine andere Wahl.«
»Man hat immer eine Wahl«, widersprach sie, als sie im obersten Stockwerk angekommen waren.
Oben wartete Bo bereits am Treppenabsatz, schwanzwedelnd und mit seitlich aus dem Maul hängender Zunge. Er hatte seine schwarzen Lippen zurückgezogen und sah aus, als lächelte er. Val beugte sich vor und tätschelte seinen Kopf. »Ich habe dich vermisst, du elender Köter«, sagte sie mit einem liebevollen Schmunzeln, und der Hund winselte, als hätte er sie verstanden. Valerie richtete sich auf und trat auf eine Tür zu, an der ein Messingschild mit der Inschrift GARTENBLICK - ZIMMER befestigt war. Sie drehte den kristallenen Türknauf und ließ Slade in den gemütlichen Raum mit dem Roteichenfußboden, den Dachschrägen und dem Kamin mit den bemalten Fliesen eintreten. Eine Doppeltür öffnete sich zu einer privaten Dachterrasse,
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