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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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abzunehmen und ihr eine Buße aufzuerlegen, nicht umgekehrt. Die Krähe, dreister jetzt, landete auf der Regenrinne über der Küche.
    Ein Omen.
    Lucia verspürte ein Frösteln, als hätte der Teufel persönlich den Blick auf sie gerichtet.
    »Sie müssen mir glauben«, sagte er. Seine Stimme war ein gepresstes Flüstern. »Ich habe Schwester Camille nicht umgebracht. Zu so etwas wäre ich niemals in der Lage.« Er schloss für einen kurzen Moment die Augen. Ein Windhauch spielte mit den Strähnen, die sich aus Lucias Zopf gelöst hatten. »Gott vergib mir, Lucia«, sagte er schließlich und blinzelte, als kämpfte er gegen Tränen. »Ich habe sie geliebt.«

[home]
    Kapitel zwölf
    V alerie hatte den Fehler gemacht, sich von Slade zur Leichenhalle des Krankenhauses fahren zu lassen. Sein Pick-up war vor ihrem Subaru abgestellt gewesen, und er hatte darauf bestanden, sie zu begleiten. Nachdem sie Bo bei der bestürzten Freya gelassen hatte, waren sie mit dem alten Ford dem Polizeiwagen gefolgt.
    Valerie, die in Gedanken bei Cammie gewesen war, hatte die vertrauten Gerüche nach Staub und Leder im Innern des Pick-ups kaum bemerkt. Sie hatte einen Werkzeuggürtel zur Seite geschoben, den jemand im Fußraum hatte liegen lassen, und aus dem Beifahrerfenster geschaut. Aus der mit Nasen- und Pfotenspuren verschmierten Scheibe hatte ihr ein bleiches Spiegelbild entgegengeblickt.
    Val hatte die Fahrt durch New Orleans kaum mitbekommen. Doch als sie aus dem Pick-up stieg, hörte sie Kirchenglocken. Die düsteren Schläge hallten von der St.-Marguerite-Kathedrale herüber, die keine Meile entfernt war.
    Die Sonne spielte jetzt Verstecken, Wolken brauten sich zusammen und zogen über die Stadt, legten sich über New Orleans wie ein Sargtuch. Valerie schauderte, als sie durch die Hintertür des Krankenhauses traten. Drinnen waren leise Stimmen zu vernehmen, die Schritte wurden durch einen grauen Industrieteppich gedämpft.
    Schweigend folgten Slade und sie den beiden Detectives eine Treppe hinunter ins unterste Geschoss des Krankenhauses. Valeries Magen zog sich zusammen, als sie durch einen kurzen Flur gingen und eine Doppeltür passierten.
    In der Leichenhalle war es kühl.
    Obwohl sie durch ein dickes Glasfenster von den Fächern mit den Toten getrennt waren, spürte Valerie die Kälte hinter der Scheibe. Sie wappnete sich innerlich, doch sie konnte nicht verhindern, dass eine ungläubige Stimme in ihrem Kopf flüsterte:
Es muss sich um einen Irrtum handeln, einen Fehler. Cammie ist nicht tot. Das kann gar nicht sein. Nicht die schöne, fröhliche, überschwengliche Cammie! Auf gar keinen Fall!
    Als der zuständige Angestellte das Laken von Cammies Gesicht nahm, hätten Vals Knie um ein Haar nachgegeben. Cammies vollkommenes Gesicht, jetzt bläulich, war nach oben gerichtet.
    Val stieß einen leisen Protestschrei aus.
    Sofort legte Slade ihr seinen starken Arm um die Taille und hielt sie aufrecht, während sie die Frau anstarrte, die auf der Bahre lag, ihre einzige Schwester, so jung …
    »O Gott«, flüsterte Val. Die Wahrheit schnitt ihr wie eine Klinge ins Herz, sämtliche Zweifel wichen von ihr. Tränen traten ihr in die Augen. Sie zitterte, und einen Augenblick lang dachte sie, sie müsse sich übergeben.
    »Scheißkerl«, murmelte Slade. Sein Spiegelbild erschien auf der Glasscheibe, sein resolutes, unrasiertes Kinn, die schmalen Lippen, die zusammengekniffenen Augen legten sich über das Bild ihrer toten Schwester.
    Was für eine Ironie! Slade war hier, sein Spiegelbild schob sich über Cammies leblosen Körper!
    Nach allem, was sie durchgemacht hatten. All den Lügen. Den Anschuldigungen. Dem Schmerz. Unweigerlich fragte sich Val, ob sich Slade ein klitzekleines bisschen schuldig fühlte wegen Cammies Tod.
    Ihrer Meinung nach wäre das angebracht gewesen.
    Genau wie bei ihr selbst. Sie waren beide nicht ganz unschuldig daran, dass es so weit gekommen war.
    »Ich hätte etwas tun müssen«, flüsterte sie.
    »Und was, zum Beispiel?«
    »Ich hätte sie beschützen müssen.«
    »Das wäre unmöglich gewesen.« Slade nickte dem Angestellten zu, der das Laken wieder über Cammies Gesicht zog. Dann führte er Val vom Fenster fort und durch eine Tür, hinter der die beiden Detectives warteten.
    Wie oft war sie in ihren Jahren als Cop in dieser Situation gewesen, hatte darauf gewartet, die Hinterbliebenen befragen zu können, hatte versucht, an Informationen zu gelangen, während die Familie von der Trauer in Stücke

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