Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
von der aus man auf den Kräuter- und Blumengarten blicken und sogar das Dach des angrenzenden Kutschenhäuschens sehen konnte, das Valerie ihr Zuhause nannte.
»Hübsch«, sagte er und warf seinen Rucksack Richtung Kleiderschrank, während Bo jeden Winkel des Zimmers beschnupperte.
»Tiere sind hier nicht erlaubt.«
»Soll er etwa im Pick-up schlafen?«
»Ich werde eine Ausnahme machen. Er darf bei mir bleiben.«
Seine Lippen zuckten. »Sag mir Bescheid, wenn sich jemand beschwert.«
»Wenn sich jemand beschwert, kümmere ich mich darum«, sagte sie. »Und wenn du etwas brauchst …«
»Ja?«
»Dann wende dich an Freya.« Zusammen mit Bo stolzierte Val aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Slades leises, kehliges Lachen folgte ihr die Treppe hinunter bis in den ersten Stock.
Freya stand am Spülbecken, als Val durch die Schwingtüren fegte, die die Küche vom Esszimmer trennten. Stapel von Tellern türmten sich in dem schaumigen Wasser, auf dem Herd köchelten Äpfel, der Geruch nach Zimt vermischte sich mit dem des Reinigungsmittels, das Freya frühmorgens zum Wischen des Fußbodens verwendete.
»Geht es dir gut?«, fragte sie und warf einen Blick über die Schulter. »He, raus aus meiner Küche, Hund!« Seifenlauge tropfte von einem frisch gespülten Teller. Freya wischte kurz mit einem Trockentuch darüber, dann stellte sie ihn auf das untere Regalbrett.
»Definitiv nicht«, erwiderte Valerie und schickte Bo mit einem kurzen Fingerschnippen vor die Tür. Mit eingekniffenem Schwanz schlich er aus der Küche.
»O Gott, ich komme mir vor wie ein Unmensch«, sagte Freya.
»Er wird darüber hinwegkommen.«
»Das denke ich mir. Was ist mit dir? Möchtest du einen Drink?«
»Es ist noch nicht mal Mittag.«
»Genau deshalb hat man Bloody Marys erfunden.«
Val schüttelte den Kopf. Durch das offene Fenster drang der einsame Ruf einer Schwarzkehl-Nachtschwalbe zu ihnen herein. Ihr klagender Ruf, der nur selten zu hören war, jagte ihr einen Schauder über den Rücken. »Ich denke, ich verziehe mich. Aber wir holen das nach.« Im Augenblick hatte sie zu viel zu tun. Sie wollte Cammies E-Mails an Montoya weiterleiten und dann mit ihren eigenen Ermittlungen zum Tod ihrer Schwester beginnen. Wieder zog sich ihr Herz zusammen, und sie drängte die Tränen zurück, als ihr klarwurde, dass sie außerdem Cammies Beerdigung planen musste, damit ihre Schwester ihre letzte Ruhe fand.
Wenn das überhaupt möglich war.
Würde Cammie ewigen Frieden finden und die Pforten des Himmels durchschreiten? Oder wäre ihre Seele der ewigen Verdammnis anheimgegeben?
[home]
Kapitel vierzehn
W as zum Teufel geht hier eigentlich vor?« Bentz war aufgewühlt, und er machte sich nicht die Mühe, das vor Montoya zu verbergen, der hinter dem Steuer des Mustangs saß und vom Krankenhaus fortfuhr. »Ich hatte das Gefühl, bei einem verdammten Highschool-Treffen gelandet zu sein!«, schimpfte er, den Ellbogen ins offene Fenster gelegt, während die Klimaanlage vergeblich gegen die Hitze in dem von der Sonne aufgeheizten Wagen ankämpfte.
»Ich auch.«
»Ach, komm schon. Erstens: Wie stehen die Chancen, dass du das Opfer kennst?« Bentz reckte den Zeigefinger in die Luft. »Ganz zu schweigen von der Nonne, die es gefunden hat.« Ein zweiter Finger gesellte sich zu dem ersten. »Und dann kommt drittens auch noch der Priester dazu.« Finger Nummer drei schoss in die Höhe. »Habe ich jemanden vergessen?«
»Bislang nicht.«
»Hm.« Bentz war sichtlich genervt und vermutlich völlig erschöpft. Der Fall hatte sie fast die ganze Nacht über auf den Beinen gehalten, und schließlich hatte auch Bentz ein Kleinkind zu Hause, das noch nicht durchschlief. Seine Tochter Ginny, die letztes Jahr an Halloween zur Welt gekommen und nun schon fast acht Monate alt war, hatte von Anfang an unter Koliken gelitten.
»Du liebe Güte«, grummelte er nun. »Wer weiß, wie viele da noch aus der Versenkung kommen!«
»Hoffentlich niemand mehr.«
»Du musst unbedingt alle überprüfen, die irgendwie mit St. Marguerite in Verbindung stehen. Könnte doch sein, dass sich noch weitere deiner längst vergessenen Ex-Freundinnen dort verkrochen haben.«
»Das mache ich.«
Mit einem entrüsteten Schnauben zog Bentz ein Päckchen Kaugummi aus der Tasche und wickelte einen Streifen aus. Dann sprach er das Offensichtliche aus: »Wenn Camille Renard wirklich schwanger war, haben wir es mit einem Doppelmord zu tun.«
»Na großartig.«
»Und dein
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