Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
Radaubruder wie dir trennen zu können.«
»Mit Sicherheit. Trotzdem, dass sie einfach so verschwunden ist …« Er betrachtete mit zusammengekniffenen Augen seine Flasche, doch Montoya war sich sicher, dass er nicht das bernsteinfarbene Glas sah, sondern einen Ort dahinter, der in weiter Ferne lag.
»Mensch, das war merkwürdig. Echt seltsam.« Er nahm einen weiteren Schluck Bier. »Ich habe mich immer gefragt, was wohl aus ihr geworden ist, aber eine Nonne?« Er schüttelte den Kopf, ein nachdenkliches Lächeln auf dem Gesicht. »Das hätte ich nie gedacht.«
Die Restauranttür öffnete sich, zwei Männer nahmen in der Nische neben ihnen Platz. Lachend und lärmend unterhielten sie sich über die neuesten Baseball-Ergebnisse.
Aus reiner Gewohnheit musterte Montoya die Neuankömmlinge kurz. Sie zählten zu den üblichen Mittagsgästen in diesem Lokal: goldüberkronte Zähne, ungepflegte, von Grau durchzogene Bärte, Baseball-Kappen.
»Ich hab sogar gedacht, dass sie tot ist«, gab Cruz zu. Auch er warf einen schnellen Blick auf die beiden Männer und ignorierte sie dann.
»Nein, sie ist quicklebendig.«
»Genau das hätte ich gern gewusst.« Er trank sein Bier aus. »Das wäre echt schön gewesen.« Er runzelte die Stirn und schob seinen Teller mit den restlichen Pommes weg.
»Hast du später nie versucht, sie ausfindig zu machen?«
»Nicht nachdem ich in die Airforce eingetreten war. Aus welchem Grund auch?«
»Neugier?«
»Für mich war das Schnee von gestern. Vergangenheit. Außerdem war Lucia schon immer ein bisschen sonderbar.« Cruz gab der Kellnerin ein Zeichen, dass sie ihm noch ein Bier bringen sollte. »Ich meine, sie sah gut aus, war echt sexy und so, aber … sie hatte etwas Merkwürdiges an sich. Manchmal war es fast so, als könnte sie meine Gedanken lesen. Das hat mich wahnsinnig gemacht.«
»Willst du sagen, dass sie so etwas wie ASW hatte?«
» ASW ?«
»Außersinnliche Wahrnehmung.«
»Nenn es, wie du willst, jedenfalls hatte sie diese seltsamen ›Gefühle‹.«
Montoya verstand, was er meinte. Bentz’ Frau Olivia hatte ebenfalls über außersinnliche Wahrnehmungskräfte verfügt, als sie ihnen vor Jahren bei der Lösung eines Falls geholfen hatte.
»Als sie im Krankenhaus im Koma lag und ich sie noch besuchen durfte, öffnete sie plötzlich ihre Augen, nur für eine Sekunde, und starrte mich an. Ihre Lippen bewegten sich, aber sie sagte nichts, versuchte bloß, Worte zu formen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich meine, sie hätte ›Gefahr‹ gesagt.« Cruz knibbelte am Etikett seiner Bierflasche. Die Kellnerin erschien und stellte ein neues Lone Star vor ihn auf die Tischplatte.
»Sonst noch was?«, fragte sie ohne großen Eifer.
Montoya schüttelte den Kopf, und sie ging weiter zum nächsten Tisch.
»Sie ist aufgewacht, um ›Gefahr‹ zu sagen?«, hakte er nach, als die Kellnerin fort war.
Cruz zog sie Augenbrauen zusammen. »Vielleicht habe ich mir das alles nur eingebildet.« Er griff nach der vollen Flasche. »Wer weiß?«
»Tja.«
»Oder, noch wichtiger: Wen interessiert’s?« Er nahm einen großen Schluck, stellte die Flasche ab und verschränkte die Arme auf dem Tisch.
»So, nachdem wir in Erinnerungen geschwelgt haben, könntest du dich eigentlich darum kümmern, dass ich mein Motorrad zurückbekomme.«
Das Letzte, wonach Val jetzt zumute war, war eine Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann. »Ist es nicht ziemlich daneben, mir einfach zu folgen?«, fragte sie, als sie die schattige Zufahrt vor der Kathedrale überquerten. »Du hättest nicht herkommen sollen.«
»Tja, da wären wir dann schon zwei. Du hättest auch nicht herkommen sollen.«
Valerie blieb vor ihrem Subaru stehen und zog den Schlüssel aus der Tasche. Als sie die Tür öffnete, griff Slade mit seiner großen Hand um sie herum, knallte die Tür wieder zu und stellte sich so hinter sie, dass sie weder vor noch zurück konnte. »Was denkst du, Val?«, fragte er.
Sie drehte sich um und blickte in seine Augen, die sie einst für so beunruhigend sexy gehalten hatte, Augen von einem Blau, das sich je nach Stimmung veränderte. »Ich denke, dass ich mit O’Toole reden sollte.«
»Das ist Sache der Polizei. Gerade du als ehemalige Polizistin müsstest das wissen. Überlass den Fall den Profis.«
Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Nah. Verdammt nah. Vals Herz galoppierte in ihrer Brust, ihre Gedanken schweiften in verbotene Gefilde. Als hätte er diese körperliche
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