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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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einem Mundwinkel zum anderen. »Aber das Warten ist nicht gerade meine Stärke.«
    Schwester Charity ging ihm nicht auf den Leim, sein jungenhafter Charme zeigte bei ihr keine Wirkung. Sie drehte sich zu Val um und sagte: »Ihr Verlust tut mir leid. Aufrichtig leid. Doch auch wir leiden. Wir brauchen Zeit, um damit zurechtzukommen und wieder zu uns zu finden, doch dafür sollten wir ungestört sein. In Zeiten einer solchen Tragödie ist ein wenig Privatsphäre sehr hilfreich.«
    »Ich denke nicht, dass die Polizei das zulassen wird«, wandte Valerie ein. »Meine Schwester wurde ermordet, Schwester Charity. Die Mordkommission ermittelt.«
    »Das ist nur verständlich«, schaltete sich Vater O’Toole ein. »Und wir werden voll und ganz mit den Beamten kooperieren.«
    Die Mutter Oberin wich nicht von ihrem Standpunkt ab. »Wie dem auch sei, Sie sind keine Ermittlerin, Mrs. Renard. Was wir im Augenblick alle brauchen, ist Zeit für die Heilung unserer Seelen.«
    »Schwester«, sagte O’Toole in tadelndem Ton zu ihr, und sie versteifte sich leicht.
    »Was wir brauchen, ist die Wahrheit«, warf Slade ein.
    Charity lächelte schwach. »Und die erfahren wir nur durch die Gnade Gottes.«
    »Ist das derselbe Kerl, der von ›Auge um Auge‹ spricht und gleichzeitig fordert: ›Du sollst nicht töten‹?«, fragte Slade.
    »Das tut hier nichts zur Sache«, sagte Vater O’Toole, die große Nonne nahm bereits eine drohende Haltung ein. Der Stoff ihres Gewands raschelte, ihre Lippen zogen sich in einem schmalen Bogen nach unten. »Ich halte den heiligen Vater kaum für einen ›Kerl‹.«
    »Und ich halte ›die Wahrheit‹ nicht für eine spirituelle Offenbarung«, erwiderte Slade gepresst. Der Gärtner oder Klempner tauchte hinter einer Gruppe von Sträuchern auf, bepackt mit einem aufgerollten Gartenschlauch, und verschwand in einem der Bogengänge. Die Doppeltüren, die von der Rückseite der Kathedrale aus in den Garten führten, öffneten sich. Zwei Nonnen in Ordenstracht traten heraus und spazierten Richtung Springbrunnen.
    Die große, fülligere der beiden summte leise, während die andere, klein und blass, mürrisch durch ihre dicke Brille starrte.
    »Schwester Louise!«, rief die Mutter Oberin ungeduldig.
    Beide Frauen blieben wie angewurzelt kurz vor dem plätschernden Springbrunnen stehen. Die Füllige hörte auf zu summen. »Ja, Mutter Oberin?«, fragte sie, und ihre Wangen wurden flammend rot vor Verlegenheit.
    »Wir möchten gern ungestört sein.«
    »Ich … Schwester Maura und ich wussten nicht, dass jemand hier ist.« Schwester Louise warf einen Blick auf die kleine Gruppe. »Oh, natürlich. Es tut mir leid. Wir gehen schon.«
    »Warten Sie!« Val machte einen Bogen um Schwester Charity herum und trat auf die Nonnen zu. »Sie sind Schwester Louise«, sagte sie an die Frau gewandt, die gesummt hatte. »Sie … Sie haben mit meiner Schwester zusammengearbeitet.«
    »Es tut mir leid«, sagte Louise und warf der Mutter Oberin einen besorgten Blick zu. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Ich bin Camilles Schwester Valerie.« Val sah die Nonne flehentlich an. »Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten.«
    Wieder warf Louise einen unsicheren Blick auf Charity. »Ich weiß nicht, ob das möglich ist.«
    Schwester Maura schien sich hinter den roten Löckchen verstecken zu wollen, die aus ihrer Haube hervorschauten.
    »Sie war in St. Elsinore tätig.«
    »Im Waisenhaus, ja. Sie hat gern mit Kindern gearbeitet. Genau wie ich«, sagte Schwester Louise. »Wir waren beide traurig, dass die Einrichtung geschlossen werden sollte. Schwester Camille war kurz davor, ihre leiblichen Eltern ausfindig zu machen.«
    »Einen Augenblick. Wie bitte?«, fragte Valerie erstaunt. »Aber sie weiß … sie wusste doch, wer unsere biologischen Eltern waren.«
    Louise fing einen Blick von der Mutter Oberin auf. »Es tut mir leid. Ich muss mich geirrt haben. Ich dachte, sie hätte nach ihren Wurzeln gesucht, schließlich war sie aus diesem Waisenhaus adoptiert worden.« Louise wandte sich zum Gehen. »Da habe ich mich wohl getäuscht.«
    Val beobachtete, wie die beiden Nonnen durch den Garten auf einen Durchgang zueilten, der ein großes Gebäude – vermutlich das Wohnquartier der Nonnen – mit der Kapelle verband. Kurz bevor sie in seinen Schatten eintauchten, drehte sich Schwester Maura, ohne stehen zu bleiben, noch einmal um und warf einen Blick zurück. Dann verschwand sie zusammen mit ihrer Begleiterin.
    Plötzlich

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