Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
arbeitest, den Mörder dieser armen Nonne dingfest zu machen.«
Sie verschränkte die Arme unter den Brüsten, lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen und fügte hinzu: »Ich weiß, dass es dir im Blut liegt, Polizist zu sein. Aber manchmal kann ich nicht anders. Was du tust, jagt mir eine Höllenangst ein. An manchen Abenden, wenn es richtig spät wird und du nicht nach Hause kommst, drehe ich fast durch. Ich werde panisch, dass dir etwas zugestoßen ist und ich dich nie wiedersehe und … und dass Ben ohne seinen Vater aufwachsen muss und …« Sie sah ihn an, in ihren Augen stand nackte Furcht. »Ich kann nichts dagegen tun, Reuben«, bekannte sie. »Dieser Gedanke erschreckt mich zu Tode.«
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Kapitel fünfundzwanzig
D as Zimmer war dunkel, spärliches Mondlicht fiel durch die winzigen Fenster. Die Hitze des Tages hatte sich unter den Dachsparren gestaut, in dem kleinen Raum war es feucht-schwül.
Ein Nachtvogel schrie, sein Ruf legte sich klagend über die stille Stadt. Edwina ließ ihr Nachthemd fallen, das eine Stoffpfütze um ihre Füße bildete, und zog ihre Unterwäsche aus.
Sie drehte sich um und betrachtete ihren nackten Körper in dem gesprungenen Spiegel, der an der Wand des Dachbodens lehnte. Ihre weiße Haut lag halb im Schatten, die andere Hälfte wurde vom schwachen Silberlicht des Mondes beschienen. Der Riss im Spiegel trennte die beiden Seiten voneinander – hell und dunkel. Das erinnerte sie daran, dass sie sowohl eine Dienerin Gottes als auch eine Gefallene war: die ultimative Sünderin.
Ihr heller Schleier fiel ihr über die Schulter, das Ende ihres geflochtenen Zopfes strich über die Spitze einer ihrer kleinen Brüste. Ihr Körper war immer noch durchtrainiert und muskulös, ihre Taille schlank, die Schultern breit, die Hüften schmal. Ihre Brustwarzen waren klein und dunkel, die eine sichtbar, die andere verborgen im Dunkeln. Auch das Nest aus blonden Haaren zwischen ihren Beinen war geteilt in Licht und Schatten.
Sie verdrängte jeglichen Zweifel, streckte die Hand aus und tastete die dunkle Seite des Spiegels ab, stieß auf den Nagel, der aus dem dicken Holzrahmen hervorstand, und auf die geschmeidige Lederpeitsche, die versteckt dort hing.
Ihre Finger schlossen sich um den abgenutzten Griff und zogen die Peitsche mit den neun Lederriemen hervor, dann fiel sie vor dem Spiegel auf die Knie. Sie murmelte ein Gebet und hob das teuflische Instrument hoch über ihren Kopf. Die Riemen mit den festen, kleinen Knoten an den Enden baumelten in der Luft.
»Vergib mir«, flüsterte sie und gedachte all ihrer Sünden. Es waren so viele, so entsetzliche Sünden. Ein Leben voller Frevel – bis sie hierhergekommen war, bis sie gelernt hatte, wie sie Absolution erhalten konnte.
»Du musst Schmerz und Furcht überwinden«, hatte man ihr erklärt. »Du musst deine Sterblichkeit überwinden und Buße tun …«
Wie so viele Nächte zuvor, starrte sie auf ihr Spiegelbild, dann spannte sie ihr Handgelenk an.
»Ich heiße den Schmerz willkommen zur Vergebung meiner Sünden«, murmelte sie.
Und das tat sie. Tapfer ließ sie die Peitsche herabsausen.
SSSST
!
Die Riemen zischten durch die Luft.
Klatsch!
Wie Hornissenstacheln bohrten sich die Lederknötchen in ihr Fleisch.
Sie schnappte nach Luft.
Zuckte nicht.
Schrie nicht auf.
Wagte es nicht, die Augen zu schließen.
Denn tief in ihrer Seele wusste sie, dass sie beobachtet, dass jede ihrer Bewegungen verfolgt wurde.
Wer war es, der ihr bei ihren Selbstgeißelungen zuschaute?
Sie wusste es nicht.
Ein Augenpaar? Zwei? Ein Dutzend?
Sie konnte es nicht einmal ansatzweise schätzen.
Außerdem war es ihr gleich.
Sie stieß die Luft aus und straffte die Schultern.
Wieder hob sie die Peitsche und ließ sie herabsausen.
Das scharfe Zischen hallte über den Dachboden.
Es war viel zu spät, um heute Nacht noch einen Gefallen zu erbitten, dachte Val, doch gleich am nächsten Morgen würde sie am Telefon sitzen. Was sie selbst nicht im Internet hatte herausfinden können, würde sie ihrem Ex-Partner bei der Polizei überlassen. Einer seiner Zimmergenossen am College hatte jahrelang für das FBI gearbeitet, also gab es mit Sicherheit einen Weg, die wahre Identität ihrer leiblichen Eltern herauszufinden. Zu erfahren, wer Mary und Michael Brown wirklich gewesen waren.
Seit sie vor ein paar Stunden mit Slade Waffenstillstand geschlossen hatte, suchte sie im Internet nach Informationen – vergeblich. Anschließend hatte
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