Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
umgebracht wurde, weil sie schwanger war, weil sie ihr Gelübde gebrochen und sich obendrein auch noch mit einem Priester eingelassen hat. Aber was ist, wenn die Schwangerschaft überhaupt nichts mit ihrer Ermordung zu tun hat?«
»Wie bitte?«
»Ja, du hast richtig gehört. Diese Sache ist so ungeheuerlich, dass wir einfach davon ausgehen, sie sei deswegen getötet worden, aber das ist doch nichts als reine Vermutung.«
»Und was ist mit dem Brautkleid?«
»Tja, was hat das zu bedeuten?« Slade rückte ein kleines Stück näher an Val heran. »Ich will nur sagen, wir sollten neutral an das Ganze herangehen und sämtliche Möglichkeiten in Erwägung ziehen. Und genau dabei will ich dir helfen.« Sie wollte schon widersprechen, als er hinzufügte: »Ich bin hierbei weniger emotional als du.«
»Ich bin nicht …« Sie stieß kräftig die Luft aus. »Na gut«, lenkte sie schließlich ein, obwohl sie wenig erfreut wirkte über die Aussicht, mit ihm zusammenzuarbeiten.
»Aber du musst einverstanden sein, dass wir alles, was wir herausfinden, sofort an die Polizei weitergeben.«
»Natürlich.« Sie schloss kurz die Augen. »Ich kann nicht glauben, dass ich Cammie nie wiedersehen werde.«
Wie gern hätte er die Arme um sie geschlungen, sie an sich gedrückt und ihr tröstende Worte ins Ohr geflüstert. Und als ob sie wüsste, in welche Richtung seine Gedanken gingen, fügte sie hinzu: »Wir können gern zusammenarbeiten, aber wenn du das Thema Scheidung, Trennung oder Ehe ansprichst, ist Schluss damit. Du weißt, wie ich dazu stehe.«
Er wollte widersprechen, unbedingt, doch er wusste, dass sie mit ihrer Trauer beschäftigt war, deswegen legte er stattdessen den Kopf schräg. »Abgemacht.«
»Gut.«
An den Hund gewandt, sagte er: »Schlaf gut, Verräter.« Dann öffnete er die Tür erneut, stieß die Fliegengittertür auf und ging über die kleine Treppe hinaus in die kühle Nacht. Er blickte sich nicht um, wartete nicht einmal auf das Klicken des Türschlosses hinter ihm. Er hatte sich bemüht, nach ihren Regeln zu spielen.
Fürs Erste. Bis sie herausgefunden hatten, was Camille zugestoßen war.
Montoya nahm an, dass Abby sauer war.
Er könnte es ihr nicht verübeln.
Er war spät dran. Sehr spät. Doch dass sie den Brief in Camilles Matratze entdeckt hatten, setzte eine Kette von Ereignissen in Bewegung. Die Spurensicherung war erneut angerückt, die Matratze wurde ins Labor geschafft, eine weitere Runde von Befragungen hatte begonnen. Montoya hatte mit Vater Frank in dessen Büro gesprochen, einem Raum voller Bücher über Philosophie, Geschichte und Religion. Auf den ersten flüchtigen Blick erkannte Montoya die Namen Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud, Mao Zedong und Thomas Jefferson, doch in den Regalen standen noch Hunderte von anderen Büchern.
Der Schreibtisch des Priesters war leer gewesen, abgesehen von ein paar Familienfotos. Manche Personen darauf erkannte Montoya. Ein Kruzifix befand sich über der Tür, ein weiteres hinter dem Schreibtisch, ein Herz-Jesu-Druck hing gerahmt an einer der Wände.
Nachdem er seinem ehemaligen Schulkameraden den Brief gezeigt hatte, war dieser zurückgezuckt und hatte die Augen geschlossen, als erwartete er, dass sich die Worte in die Inkarnation Satans verwandelten.
Ja, hatte er gesagt, er gehe davon aus, dass Camille den Brief geschrieben habe.
Nein, er denke nicht, dass er an ihn gerichtet gewesen sei, doch an wen dann, wusste er nicht.
Tja, genau das war die Frage. An wen, wenn nicht an den Priester?
Log Frank O’Toole, versuchte er, jemand anderem die Schuld zuzuschieben? Oder hatte Schwester Camille noch einen anderen Liebhaber gehabt? Mal angenommen, dem wäre tatsächlich so, um wen könnte es sich handeln?
Die Frage hatte Montoya beschäftigt, seit er den Brief entdeckt hatte. Die Gespräche mit Vater Frank und Schwester Charity hatten rein gar nichts ergeben. Als er die Mutter Oberin nach O’Tooles Alibi, seinem Besuch bei dem kranken Arthur Wembley, fragte, hatte Charity zur Seite geblickt, als sei es ihr unangenehm zu lügen, doch sie hatte die Angaben des Priesters bestätigt.
Man konnte Charity Varisco keineswegs vorwerfen, illoyal zu sein.
Montoya versuchte, den Fall aus seinem Kopf zu verbannen, wenigstens für ein paar Stunden.
Die Scheinwerfer seines Wagens strichen über das zweigeschossige Shotgun-Reihenhaus, dann lenkte er den Wagen in die Auffahrt und stellte den Motor ab. Er nahm seine Sachen vom Beifahrersitz, schloss den
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