Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
Wagen ab und lief durch den Vorgarten. Reihenhäuser und kleine, freistehende Häuser säumten die Straße. Der Hund der Nachbarn, ein freundlicher Dalmatiner, sprang über die Buchsbaumhecke, die die Gärten voneinander trennte.
»Hallo, mein Junge«, sagte Montoya und blieb stehen, um den Hund zu streicheln. Die Tür des Nachbarhauses öffnete sich.
»Apollo?«, rief die Nachbarin, eine Frau mittleren Alters, die einen Bademantel und Pantoffeln trug. Die rote Spitze ihrer Zigarette glomm in der Nacht. »Komm jetzt rein! Es fängt gleich an zu regnen! Bei Fuß!«
»Du gehst jetzt besser heim, sonst kriegst du noch ebensolchen Ärger wie ich«, riet Montoya dem Hund. Apollo legte den Kopf schräg, dann schoss er davon wie eine Pistolenkugel, setzte mühelos über die Hecke und stürmte auf die Veranda zu seiner wartenden Besitzerin.
Sie entdeckte Montoya und winkte ihm zu, während Apollo ins Haus flitzte. Die Frau drückte schnell ihre Zigarette in einer der Topfpflanzen neben der Hollywood-Schaukel aus und schloss fest die Tür hinter sich.
Zeit, die Suppe auszulöffeln.
Im Haus war alles dunkel, nicht mal das Verandalicht brannte.
Kein gutes Zeichen.
Als er die Tür öffnete, nahm er den schwachen Geruch nach ausgeblasenen Kerzen wahr, der die Düfte von Käse, Knoblauch und Fisch überdeckte.
Er schaltete die Deckenbeleuchtung ein und sah, dass der kleine Esszimmertisch immer noch für zwei gedeckt war. Glänzende weiße Teller standen leer und erwartungsvoll auf goldenen Platztellern mit auffällig gestreiften Tischsets darunter, daneben eine Schale mit Rosenblättern und drei ehemals lange, weiße Kerzen mit schwarzen Dochten und herabgetropftem, noch warmem Wachs.
Zweifelsohne steckte er in großen Schwierigkeiten.
Er legte die Schlüssel und das Baguette auf den Tresen und stellte die Flasche Merlot daneben, dann eilte er in den hinteren Teil des Hauses. Es war doppelt so groß wie die gewöhnlichen Shotgun-Häuser, denn Montoya hatte das angrenzende Reihenhaus dazugekauft und ein großes daraus gemacht. Fast hätte er damals sein Renovierungsprojekt aufgegeben, als der Hurrikan Katrina über New Orleans hinwegfegte und das Haus beinahe gänzlich zerstörte. Aber Abby und er hatten durchgehalten und waren glücklich mit dem Ergebnis.
Unter der Schlafzimmertür sickerte ein flackernder Lichtschein hindurch. Der Fernseher lief.
Der Hund winselte und kratzte.
Großartig. Noch mehr Ärger.
Er öffnete vorsichtig die Tür, und Hershey stürmte heraus, ein Tornado aus klackernden Pfoten, braunem Fell und nasser Zunge. Der Hund schnüffelte wie verrückt, wahrscheinlich roch er Apollo. »He, he, he«, sagte Montoya und kümmerte sich einen Augenblick lang um den Hund, bevor er den Kopf durch die Schlafzimmertür steckte.
»Du bist etwas spät dran«, bemerkte Abby vom Bett aus. Sie hatte sich mehrere Kissen in den Rücken gestopft und wandte die Augen nicht vom Fernseher. Ja, sie war sauer. Ihre Haare waren auf dem Kopf zu einem Knoten geschlungen, und sie trug ein übergroßes T-Shirt. Ihr Kater Ansel lag zusammengerollt am Kopfende. Auf Montoyas Kissen. Abby drückte die PAUSE -Taste und blickte endlich in seine Richtung.
»Ja, tut mir leid.«
»Du musst dich nicht bei mir entschuldigen«, sagte sie in scharfem Ton. Mann, war sie wütend. »Entschuldige dich bei deinem Sohn, wenn du ihn das nächste Mal siehst, was hoffentlich noch in diesem Jahrtausend sein wird.«
»Ich musste arbeiten.«
»Du musst immer arbeiten.«
»Bei der Arbeit habe ich dich kennengelernt«, erinnerte Montoya seine Frau, glitt zu ihr aufs Bett und beugte sich vor, um ihren Nacken zu küssen. Doch sie rückte von ihm ab und lehnte sich zurück, um ihm direkt in die Augen zu blicken. »Ich erinnere mich«, sagte sie und entspannte sich ein wenig. Auch ihre Stimme wurde weicher. »Glaub mir, ich möchte keine Zicke sein, aber du hast jetzt eine Familie.« Sie war verletzt und bemühte sich, ihren Schmerz hinter ihrem Zorn zu verbergen, aber er bemerkte ihn trotzdem.
»Das war die Voraussetzung, als wir geheiratet haben.«
»Ich weiß.«
»Dann kannst du doch jetzt nicht wütend auf mich sein.«
»Natürlich kann ich das. Die Lage hat sich geändert. Wir haben ein Kind.«
»Wo du gerade davon sprichst …« Montoya stand vom Bett auf und eilte zur Tür hinaus.
»O nein, tu’s nicht! Reuben! Wenn du ihn aufweckst, bringe ich dich um, das schwöre ich dir!«, rief sie ihm mit einem dramatischen Flüstern
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