Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
wusste, dass ein anderes Mädchen da war, das sie bei der Arbeit beobachtete. Außerdem besaß sie ja ihr Handy, sollte ein Freier zu pervers oder grob werden.
Die Nacht war warm, aber drückend, es sah nach heftigem Regen aus. Trotzdem konnte sie unmöglich ohne einen Cent in ihre Wohnung zurückkehren, dachte sie verzweifelt und ließ die Jacke über ihre Schulter gleiten.
In einem enganliegenden Schlauchoberteil und ihrem schwarzen Lederrock sah sie am besten aus, das wusste sie. Sie hielt sich in Form, ihre Taille war schmal, ihr Kugelhintern nicht zu üppig, gerade groß genug, um Aufmerksamkeit zu erregen. Ihre roten Haare waren immer noch dicht und glänzend und fielen ihr in Locken fast bis auf die Taille. Die Freier liebten ihre Haare. O ja, sie waren auch verrückt nach ihren Brüsten, aber es war in erster Linie ihr feuriges, unbändiges Haar, das sie anzog.
Daraus sollte mal einer schlau werden!
Sie lehnte sich gegen einen Laternenpfahl und zog an ihrer Zigarette. Ein paar Autos rollten langsam vorbei. Sie warf jedem einen interessierten Blick zu, aber keines hielt, kein Fenster war heruntergelassen. Es lohnte sich also nicht, etwas zu rufen.
Eine Gruppe Teenager saß in einem Wagen. Aus dem schwarzen, zweitürigen Lexus dröhnte Musik, der Bass wummerte selbst durch die geschlossenen Fenster. Bei der zweiten Runde hielten sie. Das Fahrerfenster wurde heruntergelassen, eine Wolke Marihuana waberte heraus.
Gracie schlenderte zur Fahrertür. Ein pickeliger Junge, der kaum alt genug aussah, um einen Führerschein zu besitzen, umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Er konnte sie kaum anschauen.
Außer ihm hockten noch vier weitere Jungs in dem Wagen.
»Wie viel?«, fragte der Fahrer nervös, und das Kind auf dem Beifahrersitz war so schlau, die Rap-Musik etwas leiser zu stellen.
Sie fasste das Grüppchen ins Auge und dachte an ihren jüngeren Bruder, der in Duluth, Minnesota, lebte. Er war älter als diese Rabauken, aber nicht viel. »Jeder fünfhundert«, sagte sie. Schließlich hatte sie auch ihre Ansprüche. Minderjährige geile Jungs, und dann noch ein ganzes Rudel davon, waren absolut tabu. Das brachte einem ohnehin nichts als Ärger ein.
»Wie bitte?« Im Licht der Straßenlaterne sah der Fahrer so aus, als hätte er sich gerade in die Hose gemacht.
»Scheiße! Auf keinen Fall!«, rief ein junger Afroamerikaner vom Rücksitz. »Das ist ja Straßenraub!«
»Das ist der übliche Preis.«
»Scheiß drauf.«
»So läuft das eben. Ihr verzieht euch jetzt besser.«
»Diese Schlampe versucht, uns abzuzocken«, sagte ein weiterer Junge vom Rücksitz aus, dessen Gesicht im Schatten lag.
Ihr war nicht nach Spielchen zumute.
»Rudelbumsen gibt’s nicht umsonst«, sagte sie.
»Du hast ja noch gar nicht gesehen, was ich habe, Baby«, prahlte Schattengesicht, als wäre er der ultimative Frauenbeglücker.
Es fing an zu regnen, dicke Tropfen prasselten auf den Asphalt, deshalb sagte Gracie: »Dann werde ich euch zeigen, was
ich
habe, okay?«
»Yo, Baby«, sagte der Typ auf dem Beifahrersitz.
Absolut widerlich.
Sie zog ihr Handy aus der Tasche. »Wenn ihr nicht wollt, dass ich meinen Zuhälter anrufe, verpisst ihr euch besser. Er kann knallhart sein, müsst ihr wissen.«
»Wir … wir haben fünfzig Dollar«, bot einer der Jungen an. Mein Gott, war er überhaupt schon im Stimmbruch gewesen? »Reicht das nicht, um uns einen zu blasen? Mein Bruder Jesse hat Geburtstag.«
»Herzlichen Glückwunsch, Jesse«, sagte sie. »Wie alt bist du denn?«
Ein Junge mit rotem Haar drückte sein Gesicht an die hintere Seitenscheibe.
»Er ist achtzehn«, behauptete Schattengesicht.
Fast hätte sie gelacht. Jesse konnte nicht älter als vierzehn, höchstens fünfzehn sein. Sie warf ihre Zigarette auf die Straße, drückte sie mit ihrer Plateausohle aus, dann wählte sie eine Phantasienummer auf ihrem Handy. Gott sei Dank meldete sich eine Männerstimme, und sie sagte: »Ja, Big Len, ich hab hier ein Problem … Ja, an der üblichen Ecke. Ein paar Kerle drangsalieren mich. Ja, bring Ralph mit. Und mach schnell.«
»Sie verarscht uns nur, Mann.« Wieder Schattengesicht. Der Kluge.
»Ich wünschte mir, sie würde uns wirklich an ihren Arsch lassen«, sagte der Schwarze. »Sieh dir die Kugel doch mal an!«
Gracie blickte die Straße entlang, als würde sie auf ihren Zuhälter warten. Das war genug für den Fahrer. Er öffnete den Mund und klappte ihn gleich darauf wieder
Weitere Kostenlose Bücher