Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
sie sich gezwungen, die Rechnungen in Angriff zu nehmen, die dringlichsten zu bezahlen und die Buchungstabelle auf der Website von Briarstone House auf den neuesten Stand zu bringen. Sie konnte schließlich nicht sämtliche Verpflichtungen als Freyas Partnerin und Inn-Besitzerin vernachlässigen.
Hier, in dem kleinen Büro in ihrem Häuschen, kümmerte sie sich immer um die geschäftlichen Angelegenheiten des Bed & Breakfast. Wenn sie Freya gerade nicht bei den Gästen half, ging sie die Buchungen durch, pflegte die Website, verlinkte sie mit anderen interessanten Seiten und stellte die lokalen Veranstaltungstermine ein, beglich Rechnungen und stimmte sich mit anderen Bed & Breakfasts in der Gegend ab.
Die Zimmer im Haupthaus hatten Zugriff auf das WLAN -System in der ehemaligen Remise, so dass die Gäste ihre eigenen Laptops benutzen konnten. Allerdings bot das Inn keinen Computer- oder Geschäftsraum, und die einzigen Fernseher standen bei Freya und Valerie. Freya hatte vor, Briarstone House so authentisch wie möglich zu belassen, abgesehen von ein paar wenigen modernen Annehmlichkeiten wie Strom und zu den Zimmern gehörende Badezimmer. Glücklicherweise war Valeries Computer heute Nacht nur ein paarmal abgestürzt, was weit besser war als gewöhnlich. Val schloss den Laptop nun und trat hinaus auf die Veranda. Die feuchte Luft roch nach Fluss und Nacht. Wolken verdeckten Mond und Sterne, ein Sturm braute sich zusammen. Gegen das Geländer gelehnt, blickte Valerie hinüber zum Haupthaus. Slade hatte Freya geholfen, den Ausguss in der Küche zu säubern, wozu nicht nur der Siphon geleert, sondern auch die Rohre mit einer Rohrreinigungsspirale durchgeputzt werden mussten.
Außerdem hatte er mehrere Steckdosen ausgewechselt und im Foyer eine Lampe mit Bewegungsmelder eingebaut und sich damit bei Freya äußerst beliebt gemacht.
»Genauso geschickt wie gutaussehend«, hatte Freya bemerkt und den Staubsauger in einem Kämmerchen verstaut, als Val in einer Recherchepause bei ihr vorbeigeschaut hatte.
Um weiteren Diskussionen über ihren künftigen Ex-Mann aus dem Weg zu gehen, hatte sich Val in die Küche verzogen, in der es nach Zimt, Schinken und Äpfeln für den Brotpudding duftete, den es am nächsten Morgen geben sollte.
Aber sie hatte Freya nicht entrinnen können, die ihr in die Küche folgte, sich die Hände an einem Handtuch abwischte und in den Ofen spähte. »Ja, ich verstehe, warum du ganz versessen darauf bist, ihn abzuservieren«, hatte sie gesagt.
»Leg dich nicht mit mir an.« Valerie war nicht in der Stimmung für eine Auseinandersetzung gewesen.
»Autsch! Sind wir aber empfindlich.«
»Autsch! Sind wir aber neugierig.«
Freya hatte gelacht und in gespielter Kapitulation die Hände gehoben. »Schon gut. Ich hab’s kapiert. Über Slade zu reden ist tabu. Ich werde mich an die Abmachung halten.«
»Prima.« Val war in den Wäscheraum gegangen, hatte die restlichen Handtücher aus dem Trockner geholt und sie zusammengefaltet, dann war sie in ihr Häuschen zurückgekehrt.
Jetzt trat sie an die Ecke ihrer Veranda, von der aus man das oberste Stockwerk des Haupthauses sehen konnte. In Slades Zimmer brannte noch Licht.
Sie hatte ihn gebeten, die Stadt zu verlassen, aber er hatte nicht auf sie gehört. Im Gegenteil: Er schien immer hartnäckiger darauf zu bestehen, bei ihr zu bleiben. Eigentlich hätte sie wütend sein müssen, doch stattdessen fühlte sie sich sicherer, geborgener – albern wie sie war.
Aber schließlich war sie immer schon ein Dummkopf gewesen, was Männer anbelangte, dachte sie, als die ersten Regentropfen auf das Verandadach fielen.
Die Nachrichtenberichte waren falsch gewesen.
Völlig falsch.
Natürlich.
Doch warum hatte ich eigentlich etwas anderes erwartet?
Ich blicke in den uralten Fernseher in meinem kleinen, verborgenen, nur von Kerzenschein erleuchteten Zimmer. Es ist wirklich bestürzend, dass die Reporter derart inkompetent sind.
Genauso schlecht wie die Polizei.
Bei dem Gedanken an die auf den Fall angesetzten Detectives dreht sich mir der Magen um. Reuben Montoya und sein Partner Rick Bentz. Argwöhnische Männer mit zusammengekniffenen Augen und gezielten Fragen. Männer ohne Glauben. Ich wende mich vom Bildschirm ab, so dass ich nur
höre,
was Schwester Camille zugestoßen ist, diesem unglückseligen Opfer eines sadistischen Killers.
Diese Vorstellung bringt mich zum Grinsen, und ich schicke ein schnelles Gebet zum Himmel, um dem lieben Gott für
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