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Désirée

Désirée

Titel: Désirée Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemaire Selinko
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als Thronfolger ausgesucht hat, so erteile ich Ihnen als Ihr Kaiser und Oberster Kriegsherr hiermit die Erlaubnis, die Wahl anzunehmen. Aber als Franzose und Marschall von Frankreich! Womit die Angelegenheit erledigt ist.« »Dann werde ich Seiner Majestät dem König von Schweden mitteilen, dass ich die Thronfolge nicht antreten kann. Das schwedische Volk wünscht einen schwedischen Kronprinzen, Sire«, sagte Jean-Baptiste ruhig. Napoleon sprang auf. »Das ist doch Unsinn, Bernadotte! Schauen Sie meine Brüder an – Joseph, Louis, Jérôme! – Hat einer von ihnen seine Staatsbürgerschaft abgegeben? Oder mein Stiefsohn Eugène in Italien?« Jean-Baptiste antwortete nicht. Napoleon kam wieder hinter seinem Schreibtisch hervor und begann wie ein Besessener auf- und abzulaufen. Mein Blick begegnete dem Talleyrands. Der ehemalige Bischof stützte sich auf seinen Stock, das lange Stehen strengte ihn an. Unmerklich zwinkerte er mir zu. Was meinte er? Dass Jean-Baptiste seinen Willen durchsetzen werde? Weiß der Himmel, es sah nicht so aus. Plötzlich machte der Kaiser Halt vor mir. »Fürstin«, sagte er weich. »Ich glaube nicht, dass Sie wissen, dass das schwedische Königshaus verrückt ist. Der jetzige König ist unfähig, auch nur einen einzigen Satz deutlich auszusprechen, und sein Neffe musste abgesetzt werden, weil er ein Narr ist. So richtig – kuckuck!« Er tippte sich an die Stirn. »Fürstin, sagen Sie mir, ist Ihr Mann auch verrückt? Ich meine, so verrückt, dass er um der schwedischen Thronfolge willen seine Staatsbürgerschaft aufgeben will?«
    »Ich bitte, in meiner Gegenwart Seine Majestät Carl XIII. von Schweden nicht zu beleidigen«, kam es scharf von Jean-Baptiste. »Talleyrand – sind die Vasa kuckuckoder nicht?«, wollte Napoleon wissen. »Es ist ein sehr altes Königshaus, Sire. Alte Königshäuser pflegen nicht sehr gesund zu sein«, bemerkte Talleyrand. »Und Sie, Fürstin, was sagen Sie dazu? Bernadotte sucht nämlich auch für Sie und das Kind um Entlassung aus dem französischen Staatsverband an!« »Es ist eine Formsache, Sire. Wir können sonst die schwedische Thronfolge nicht antreten«, hörte ich mich sagen. Habe ich richtig geantwortet? Ich sah Jean-Baptiste an. Aber Jean Baptiste sah starr an mir vorbei. Ich blickte zu Talleyrand hinüber. Der Großwürdenträger nickte unmerklich. »Punkt zwei: Ihre Entlassung aus der Armee. Das geht nicht, Bernadotte, das geht wirklich nicht.« Der Kaiser stand wieder hinter dem Schreibtisch und studierte das Gesuch, das er sicher bereits unzählige Male studiert hatte. »Ich denke nicht daran, auf einen meiner Marschälle zu verzichten. Wenn es zu erneuten Kriegen kommt –« Er stockte. Dann schnell: »Wenn England nicht nachgibt, muss es zu erneuten Kriegen kommen, dann brauche ich Sie, Sie werden wie immer eine meiner Armeen kommandieren. Und es ist mir gleichgültig, ob Sie Kronprinz von Schweden sind oder nicht. Ihre schwedischen Regimenter werden eben einen Teil Ihrer Armee bilden. Oder glauben Sie –« Er lächelte plötzlich und sah um zehn Jahre jünger aus: »Glauben Sie, ich kann einen anderen die Sachsen kommandieren lassen?«
    »Nachdem im Tagesbefehl Eurer Majestät nach der Schlacht von Wagram stand, dass die Sachsen keinen Schuss abgefeuert haben, so ist es recht gleichgültig, wer sie befehligt. Geben Sie das Kommando Ney, Sire. Ney ist sehr ehrgeizig und hat unter mir gedient.«
    »Die Sachsen haben Wagram erstürmt. Und ich denke nicht daran, Ihre Truppen Ney zu überlassen. Ich gestatte ihnen, Schwede zu werden, wenn Sie Marschall vonFrankreich bleiben. Ich habe sehr viel Verständnis für den Ehrgeiz meiner Marschälle. Außerdem eignen Sie sich glänzend für die selbständige Verwaltung eines Landes. Ich denke an Hannover, an die Hansestädte. Sie sind ein ausgezeichneter Gouverneur, Bernadotte!«
    »Ich ersuche, aus dem französischen Armeedienst entlassen zu werden.« Da schlug Napoleon mit der Faust auf den Schreibtisch. Es klang wie ein Donnerschlag.
    »Mir tun die Füße weh, darf ich mich setzen, Sire?«, entfuhr es mir. Der Kaiser sah mich an. Das Schillern seiner Augen ließ nach, der Blick wurde grau. Es war, als ob er ein Fernrohr verkehrt vor die Augen halten würde: Das Bild vor mir verkleinerte sich immer mehr. Zuletzt sah er in weiter Ferne eine winzige Szene. Ein Mädchen in einem Garten, es dämmerte, das junge Mädchen lief mit ihm um die Wette, und er ließ die Kleine zum Spaß gewinnen … »Sie werden

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