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Désirée

Désirée

Titel: Désirée Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemaire Selinko
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Nebel hier und dem sanft rieselnden Winterregen in Paris zu liegen. Die Lichter tanzen in der Seine. Eine ganze Welt liegt zwischen Jean-Baptiste und Napoleon. Und Napoleon fordert … Das grüne Samthütchen mit der roten Seidenrose kleidet mich gut, der grüne Samtmantel umschloss eng meine Gestalt und ließ mich etwas größer erscheinen, als ich bin. Im grünen Samtmuff zerknüllte ich den Zettel mit den Namen der schwedischen Hofbeamten, die mich erwarteten. Die Hofdamen Lewenhaupt und Koskull, die Kammerherren Piper und – ich werde mir die Namen nie merken können. »Hoheit haben keine Angst, nicht wahr?«, sagte Graf Brahe leise. »Wer beaufsichtigt Oscar?«, wollte ich wissen. »Ich möchte nicht, dass er ins Wasser fällt.« – »Ihr eigenerOberst Villatte passt auf ihn auf«, antwortete Brahe. Die Worte »Ihr eigener« klangen sarkastisch. »Ist es wahr, dass Hoheit wollene Unterhosen angezogen haben?«, fragte Madame La Flotte entsetzt. Sie kämpfte schon wieder gegen Seekrankheit an. Ihr Gesicht unter dem rosa Puder schimmerte grünlich. »Ja, Marie hat sie in der Stadt gekauft, es war ihre Idee, sie hatte welche in den Auslagen gesehen. Ich glaube, man braucht warme Unterhosen in diesem Klima.« Marie ist so vernünftig. »Wir werden wahrscheinlich lange in dem eiskalten Hafen dort drüben stehen und Ansprachen hören, es schaut einem doch keiner unter die Röcke!« Dann bereute ich diese Bemerkungen. Eine Kronprinzessin sagt so etwas nicht, die Gräfin – ich schaute auf meinen Zettel – die Gräfin Lewenhaupt, meine neue Hofdame, wäre sicherlich entsetzt. »Jetzt sieht man deutlich die schwedische Küste. Vielleicht wollen Hoheit auf Deck kommen«, schlug Graf Brahe vor. Und erwartete, dass ich auf Deck stürzen würde. »Mir ist so kalt, und ich bin müde«, antwortete ich und verkroch mich tiefer in Napoleons Pelz. »Verzeihung, natürlich …«, murmelte der junge Schwede. Kanonenschüsse. Ich schreckte auf, obwohl ich eigentlich schon an das Donnern gewöhnt sein müsste. Die ersten Schüsse kamen von unserem Schiff und wurden sofort von der Küste beantwortet. Yvette hielt mir einen Spiegel entgegen. Ich fuhr mit der Puderquaste über mein Gesicht. Legte noch etwas Rouge auf die Lippen. Unter meinen Augen lagen die Schatten der letzten Nächte, in denen ich schlecht geschlafen habe. »Hoheit sehen sehr schön aus«, beruhigte mich Graf Brahe. Aber ich fürchtete mich unsagbar. Ich werde sie enttäuschen, dachte ich, man stellt sich eine Kronprinzessin wie eine Märchenfigur vor. Und ich bin doch nur die ehemalige Bürgerin Eugénie Désirée Clary. Unter dem Donnern der Kanonen begab ich mich auf Deck und stellte mich nebenOscar. »Schau, Mama – das ist unser Land!«, rief das Kind. »Nicht unser Land, Oscar – das Land des schwedischen Volkes. Vergiss das nicht, vergiss es nie!«, murmelte ich und nahm seine Hand. Militärmusik flatterte zerrissen zu uns herüber, aus dem Nebel leuchteten bunte Toiletten und goldene Epauletten. Ein rosa Blumenstrauß tauchte auf. Rosen, Nelken? Die müssen hier im Winter ein Vermögen kosten … »Sobald das Schiff anlegt, werde ich über den Landgang laufen und dann Hoheit die Hand reichen, um beim Betreten des Kais behilflich zu sein. Ich bitte den Erbprinzen, sich dicht hinter Ihrer Königlichen Hoheit zu halten. An Land gekommen, bitte ich den Erbprinzen, sich an die linke Seite Ihrer Königlichen Hoheit zu stellen. Ich werde mich dicht hinter ihrer Königlichen Hoheit halten«, gab Graf Brahe hastige Anweisungen. Ja, dicht hinter mir, um mich zu schützen. Mein junger Ritter aus altem schwedischem Adelsgeschlecht will ihnen verbieten, die Bürgerstochter auszulachen. »Hast du verstanden, Oscar?« – »Schau, Mama, die vielen schwedischen Uniformen! Ein ganzes Regiment! Schau nur!«
    »Und wo soll ich mich aufstellen, lieber Graf Brahe?«, fragte die La Flotte. Ich wandte mich um: »Halten Sie sich mit Oberst Villatte im Hintergrund, ich fürchte, Sie sind nicht die Hauptperson des Empfanges.« – »Weißt du, wie man den Grafen Brahe in Helsingör genannt hat, Mama? Admiral Brahe!«, sagte Oscar. Kanonen krachten. »Aber warum denn, Oscar? Der Graf ist doch Kavallerie-Offizier!« – »Sie nennen ihn aber Admiral der La Flotte«, bekannte Oscar zwischen zwei Kanonenschüssen. »Verstehst du das Mama?« Ich musste lachen. Ich lachte über das ganze Gesicht, als das Schiff in Schweden vor Anker ging. »Kronprinsessan skal leve!«, schrie es aus dem

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