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Désirée

Désirée

Titel: Désirée Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemaire Selinko
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Handflächen. »Der Marschall Bernadotte hat dem Zaren geraten, den europäischen Frieden durch meine Gefangennahme während unseres Rückzuges zu sichern. Sie können Ihrem Mann berichten, Madame, dass sein Plan beinahe geglückt wäre. Aber nur – beinahe. Ich befinde mich in Ihrem Salon in Paris, und Europas Frieden wird von mir selbst gesichert werden. Um endgültig Frankreichs Feinde und somit auch jene eines dauernden Friedens zu vernichten, schlage ich Schweden eine Allianz vor. Haben Sie mich verstanden, Madame?«
    »Ja, Sire. Sie schlagen Schweden eine Allianz vor.«
    »Um mich einfacher auszudrücken – ich will, dass Bernadotte wieder mit mir marschiert. Schreiben Sie das wörtlich Ihrem Mann, Madame!« Ich nickte. »Um die Aufrüstung zu bekosten, erhält Schweden monatlich eine Million Francs ausbezahlt. Außerdem Waren im Wert von sechs Millionen.« Sein Blick heftete sich auf das Gesicht des jungen Grafen von Rosen. »Nach Friedensschluss wird Schweden Finnland zugesprochen. Und natürlich auch Pommern.« – Er machte eine großartige Armbewegung. »Schreiben Sie Bernadotte, er bekommt Finnland, Pommern und – Norddeutschland von Danzig bis Mecklenburg. Nun?«
    »Graf von Rosen, holen Sie ein Stück Papier und schreiben Sie das auf. Es sieht so aus, als ob Schweden nach endgültigem Friedensschluss so viele Länder zugesprochen erhält, dass wir beide uns gar nicht alles merken können!«
    »Nicht notwendig, ich habe hier ein Memorandum, das Seine Majestät mir heute Vormittag diktiert hat«, ließ sichCaulaincourt vernehmen, griff in die Brusttasche und reichte von Rosen einen eng beschriebenen Bogen. Graf von Rosen überflog ihn mit ungläubigen Augen. »Finnland?«
    »Wir werden Schwedens Großmachtstellung wieder befestigen«, sagte Napoleon und lächelte von Rosen zu. Es war das werbende Lächeln alter Zeiten. »Übrigens – das wird Sie als Schwede interessieren, junger Mann – ich habe mir aus den Archiven des Kreml eine Beschreibung des russischen Feldzuges Ihres Heldenkönigs Carl XII. heraussuchen lassen. Man sagt mir, dass Sie in Schweden sein Andenken heilig halten. Ich wollte an den Erfolgen dieses Heldenkönigs in Russland lernen.« – Graf von Rosen sah verklärt aus. – »Aber leider musste ich feststellen, dass die schwedische Nation an den Kriegen ihres Heldenkönigs beinahe verblutete und an den Steuern, die er ihr auferlegte, ganz verarmte.« Er lächelte bitter und sehr amüsiert. »Junger Mann, ich habe das Gefühl, dass man auch in den Stockholmer Archiven Beschreibungen der russischen Abenteuer Ihres Carl XII. finden kann. Jemand hat in letzter Zeit viel daraus gelernt. Ihr – wie nennen Sie ihn nur? – Carl Johan. Mein alter Bernadotte.« Er zuckte die Achseln. Schöpfte tief Atem und schaute mich an. »Madame, Sie werden morgen an Bernadotte schreiben. Ich muss wissen, woran ich bin.« Also deshalb ist er zu mir gekommen. »Sie haben mir nicht gesagt, was geschehen wird, wenn Schweden nicht auf die Allianz eingeht, Sire.« Er überhörte es. Betrachtete wieder sein Jugendporträt. »Ein gutes Bild, habe ich damals wirklich so ausgesehen? So – mager?« Ich nickte. »Und dabei hatten Sie damals schon zugenommen, Sire. Seinerzeit in Marseille haben Sie ausgesprochen verhungert ausgesehen.«
    »Seinerzeit in Marseille?« Überrascht sah er mich an. »Wieso wissen Sie das, Madame?«
    »Ja, aber damals –«
    Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Ich hatte es einen Augenblick lang vergessen … ja, wir kennen einander schon sehr lange, Madame.« Ich stand auf. »Ich bin müde, so unbeschreiblich müde«, murmelte er. »Ich wollte mit der Kronprinzessin von Schweden sprechen. Aber du bist ja gleichzeitig Eugénie …«
    »Fahren Sie in die Tuilerien, Sire, und schlafen Sie sich aus!« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht, Liebste. Die Kosaken reiten. Und Bernadotte hat die Koalition zustande gebracht: Russland – Schweden – England. Der österreichische Botschafter in Stockholm diniert häufig bei ihm. Weißt du, was das bedeutet?« Jetzt nennt er mich wieder Eugénie und hat vergessen, dass ich mit Bernadotte verheiratet bin. Der Mann hat wirklich zu viel im Kopf. »Wozu noch mein Brief, Sire?« »Weil ich Schweden von der Landkarte streichen werde, wenn Bernadotte nicht mit mir marschiert!« Er schrie wieder. Wandte sich dann mit einem Ruck zum Gehen. »Sie werden mir persönlich das Antwortschreiben Ihres Gatten bringen, Madame. Sollte es eine Absage

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