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Désirée

Désirée

Titel: Désirée Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemaire Selinko
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hat eigentlich Seine Hoheit gesagt, als Sie plötzlich auftauchten?« Von Rosen wurde verlegen. Ja, ehrlich gestanden – Seine Hoheit war rasend und schrie mich an, dass er den Krieg auch ohne mich gewinnen könne. Und – ja, dass ich in Paris hätte bleiben müssen, um Eurer Hoheit zur Seite zu stehen.«
    »Sie hätten natürlich hier bleiben müssen«, sagte Oberst Villatte.
    »Und Sie? Sie sind doch auch davongeritten, um dabei zu sein!«, verteidigte sich von Rosen. »Nein, nein, nicht um dabei zu sein. Sondern, um Frankreich zu verteidigen. Außerdem ist Ihre Hoheit nicht meine Kronprinzessin, sondern Ihre. Aber das ist doch jetzt gleichgültig, nicht wahr?« »Von Berlin aus ging Seine Hoheit in Stellung bei Großbeeren. Dort schlug Seine Hoheit die erste große Schlacht. Zuerst wurden wir von Oudinots Artillerie beschossen, dann versuchten die Kellermannschen Husaren unsere Linien zu durchbrechen. Hinter ihnen marschierte eine Infanterie-Division –« »Die Division Dupas, Madame«, bemerkte Villatte. »Lauter Regimenter, die jahrelang unter Bernadotte gedient haben.« Wie hast du es ertragen, Jean-Baptiste, wie hast du es ertragen? »Erst in diesem Augenblick gab Seine Hoheit Befehl, die Kosaken vorstürmen zu lassen. Die Kosaken sprengten gegen die Flanke der Franzosen vor, und dann brach ein Höllenlärm los. Der Feind wusste genau, auf welchem Hügel sich Seine Hoheit befand. Rund um uns schlugen Kanonenkugeln ein. Aber Seine Hoheit saß regungslos zu Pferd, Stunde um Stunde, Hoheit. Unten in der Ebene blitzten Bajonetteund Säbel auf, über den Köpfen schwankten die französischen Adler, schließlich war alles in Rauchwolken gehüllt, man konnte gar nichts mehr sehen, aber Seine Hoheit schien ganz genau zu wissen, was vorging, ununterbrochen kamen seine Befehle, erst nach dem Sturm der Kosaken ließ er unsere schwere Artillerie schießen –« Von Rosen schöpfte tief Atem. »Weiter«, drängte ich. Der Graf fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Es begann zu regnen. Ich legte einen Mantel über die Schultern Seiner Hoheit, aber Seine Hoheit schüttelte den Mantel sofort ab. Es war sehr kühl geworden, aber auf der Stirn Seiner Hoheit standen große Schweißtropfen. Gegen Abend zogen sich endlich die Franzosen zurück. Nachher – ja, nachher ritt Seine Hoheit von einem Regiment zum anderen und dankte den Männern. Graf Brahe und ich begleiteten ihn. In der Nähe des Zeltes des preußischen Generals Bülow sahen wir plötzlich die französischen Gefangenen. Ein paar tausend, glaube ich. Sie standen hab Acht, die Preußen verlangen immer, dass ihre Gefangenen hab Acht stehen. Als Seine Hoheit die Gefangenen sah, zuckte er zusammen. Es sah aus, als wollte er umkehren. Aber dann presste er die Lippen zusammen und trabte auf sie zu. Langsam ritt er die ganze Linie ab und sah dabei jedem einzelnen Mann ins Gesicht. Einmal machte er Halt und versicherte dem zunächst stehenden Franzosen, dass er für gute Verpflegung der Gefangenen sorgen werde. Der Mann gab ihm keine Antwort. Seine Hoheit ritt weiter und wirkte plötzlich todmüde. Vornübergebeugt hing er im Sattel. Erst als er die Adler sah, veränderte er sich.« – »Was geschah, als Bernadotte die Adler sah?«, fragte Villatte scharf. »Die erbeuteten Fahnen und Adler hatte der preußische General vor seinem Zelt aufpflanzen lassen. Es war eine Eigenmächtigkeit, aber Seine Hoheit hatte keinerlei Befehle in Bezug auf die eroberten Feldzeichengegeben. Die Preußen hatten sie daher schön in Reih und Glied vor dem Zelt ihres Generals aufgepflanzt, und da glitzerten sie im Schein der Lagerfeuer. Als Seine Hoheit die Adler sah, hielt er an und stieg vom Pferd. Dann ging er dicht auf die Adler zu, salutierte vor ihnen und stand stramm. Mindestens zwei, drei Minuten lang. Dann wandte er sich mit einem Ruck um und ritt in sein Hauptquartier zurück.«
    »Und nachher?«
    »Das weiß ich nicht. Seine Hoheit ging in sein Zelt und gab Befehl, niemanden hineinzulassen. Nicht einmal Brahe, seinen Personaladjutanten. Ich glaube, Fernand brachte ihm eine Tasse Suppe.« Ich schenkte wieder Kaffee ein. »Seine Hoheit hat natürlich die ganze Zeit über gewusst, dass die Entscheidung bei Leipzig fallen wird«, sagte von Rosen. »Dort sollten sich die drei alliierten Armeen vereinigen. Der Zar, der österreichische Kaiser und der König von Preußen warteten bereits auf die Nordarmee. Montag, den 18. Oktober, ließ Seine Hoheit unsere Kanonen in Stellung bringen

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