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Désirée

Désirée

Titel: Désirée Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemaire Selinko
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General«, sagte ich, ich habe Ihnen hier den Namen einer Dame aufgeschrieben und bitte Sie, zu veranlassen, dass für diese Dame gesorgt wird.«
    Er nahm mir den Zettel aus der Hand und trat dicht an den Leuchter. »Marie Meunier – wer ist das?«
    »Die Frau, die mit General Duphot zusammengelebt hat, die Mutter seines Sohnes. Ich habe Duphot versprochen, dass für beide gesorgt wird.«
    Napoleon ließ den Zettel sinken, seine Stimme streichelte mich bedauernd: »Es hat mir Leid getan, sehr Leid. Sie waren mit Duphot verlobt, Désirée?«
    Ich muss ihm ins Gesicht schreien, dass ich genug von dieser jämmerlichen Komödie habe, spürte ich. »Sie wissen sehr genau, dass ich Duphot kaum gekannt habe«, sagte ich ihm ganz heiser. »Ich begreife nicht, warum Sie mich mit diesen Dingen quälen, General.«
    »Mit welchen Dingen, kleine Désirée?«
    »Mit diesen Heiratsanträgen! Ich habe genug davon, ich will Ruhe haben!«
    »Glauben Sie mir, nur in der Ehe kann eine Frau den Sinn ihres Lebens finden«, sagte Napoleon salbungsvoll.
    »Ich – ich würde Ihnen am liebsten den Leuchter an den Kopf werfen«, stieß ich hervor und bohrte meine Fingernägel in die Handfläche, um es nicht zu tun. Er trat auf mich zu und lächelte. Das hinreißende Lächeln, das für mich einst Himmel und Erde und Hölle bedeutet hat. »Wir sind doch Freunde, Bernadine Eugénie Désirée?«, fragte er. »Versprechen Sie mir, dass dieser Marie Meuniereine Witwenpension ausbezahlt wird? Und dem Kind eine Waisenunterstützung?«
    »Da bist du ja, Désirée – komm, mach dich fertig, wir müssen gehen!« Das war Julie, die mit Joseph in die Halle trat. Erstaunt machten beide Halt und betrachteten Napoleon und mich. »Versprechen Sie, General?«, wiederholte ich.
    »Ich verspreche es, Mademoiselle Désirée.« Flüchtig zog er meine Hand an die Lippen. Dann trat Joseph zwischen uns und nahm von seinem Bruder Abschied.

[ Menü ]
    Paris, vier Wochen später.
    D er glücklichste Tag in meinem Leben begann für mich genauso wie alle anderen Tage in Paris. Nach dem Frühstück nahm ich die kleine grüne Gießkanne und begann die beiden staubigen Palmen, die Julie in zwei Töpfen aus Italien mitgebracht und in ihrem Speisezimmer aufgestellt hat, zu gießen. Joseph und Julie saßen einander am Frühstückstisch gegenüber. Joseph studierte einen Brief, und ich hörte mit halbem Ohr zu, was er sagte. »Da siehst du, Julie – er hat meine Einladung angenommen!« »Um Gottes willen, wir haben nichts vorbereitet …Und wen willst du dazu einladen? Soll ich versuchen, junge Hähne zu bekommen? Und als Vorspeise Forellen in Mayonnaise? Forellen sind zwar momentan schrecklich teuer … du hättest es mir rechtzeitig sagen müssen, Joseph!«
    »Ich war nicht sicher, ob er meine Einladung annehmen wird. Schließlich ist er erst seit ein paar Tagen in Paris und wird mit Einladungen überschüttet. Jeder will aus seinem eigenen Mund hören, was sich eigentlich in Wien abgespielt hat.« Ich ging hinaus und füllte die Gießkanne nach. Die staubigen Palmen verschlucken eine Menge Wasser. Als ich zurückkam, sagte Joseph gerade:
    »– ihm geschrieben, dass mir mein verehrter Freund Direktor Barras und mein Bruder Napoleon so viel Angenehmes von ihm erzählt haben und ich glücklich wäre, ihn bei einem bescheidenen Imbiss in meinem Heim begrüßen zu können.«
    »Erdbeeren mit Madeirasauce als Dessert«, überlegte Julie laut.
    »Und er hat angenommen! Weißt du, was das bedeutet? Der persönliche Kontakt mit Frankreichs zukünftigem Kriegsminister ist hergestellt. Napoleons ausdrücklicherWunsch geht in Erfüllung. Barras macht gar kein Geheimnis daraus, dass er ihm das Kriegsministerium anvertrauen wird. Mit dem alten Schérer macht Napoleon, was er will, aber was dieser Gascogner plant, wissen wir nicht, Julie, das Essen muss ausgesucht gut sein und –«
    »Wen laden wir noch dazu ein?«
    Ich nahm die Schale mit den ersten Rosen, die in der Mitte des Esstisches stand, und trug sie in die Küche, um das Wasser zu erneuern. Als ich wieder zurückkam, erklärte Joseph gerade: »Ein intimes kleines Familiendiner – das ist das Richtige! Dann können Lucien und ich wenigstens ungestört mit ihm sprechen. Also: Josephine, Lucien und Christine, du und ich!« Sein Blick fiel auf mich. »Ja, natürlich die Kleine. Machen Sie sich hübsch, heute Abend werden Sie Frankreichs zukünftigem Kriegsminister vorgestellt werden!« Wie sie mich langweilen, diese »intimen

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