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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Hut zurechtgerückt und einige lose Haarsträhnen festgesteckt hatte - Bemühungen, die ihr Äußeres nur wenig verschönerten -, wandte sie sich vom Spiegel ab und biß sich auf die bebende Unterlippe.
    Nichts verachtete ihr Großvater mehr als Zaghaftigkeit und Schwäche, gemahnte sie sich. Es würde ihr nicht zum Vorteil gereichen, als verblichenes und verwelktes Veilchen vor ihn hinzutreten. Aber sie hatte mit einem mal das Gefühl, als fehle ihr die Kraft dazu, forsch und mutig aufzutreten.
    »Ihre Handschuhe, Señorita.«
    Araminta war so tief in ihre trüben Gedanken versunken, daß sie die tiefe, seidige Stimme zunächst gar nicht vernahm. Erst als der Mann sie ein zweites Mal ansprach, reagierte sie.
    »Señorita?«
    Ihr stockte der Atem, als sie sich zu ihm umdrehte, denn sie sah sich dem zweifellos attraktivsten Mann gegenüber, der ihr jemals begegnet war. Groß und geschmeidig, muskulös wie ein Raubtier, hatten seine Bewegungen dieselbe unterschwellige Eleganz und Gefährlichkeit, strahlte er denselben animalischen Magnetismus und eine spürbare Bedrohung aus. Seine Schultern waren breit, der Bauch flach, die Oberschenkel muskelbepackt; das alles wurde durch seinen eleganten schwarzen Anzug eher unterstrichen als verdeckt, der nach mexikanischer Art geschnitten war - mit einem Bolero anstatt langem Jackett - und wozu er ein edles weißes Hemd mit Spitze an Kragen und Ärmeln trug. Außer einem Siegelring und einer Taschenuhr an einer langen Kette, die aus massivem Silber und vortrefflich gefertigt waren, trug er keinen Schmuck. Seine ganze Erscheinung zeugte von Vornehmheit und Wohlstand.
    Sein schwarzes, in Wellen zurückgekämmtes Haar glänzte wie Obsidian, sein von der Sonne gebräuntes Gesicht war hart und gelassen, als wäre es aus Stein gemeißelt. Nicht nur sein Teint, sondern ebenso seine gebogene Nase und hohen Wangenknochen verrieten das spanische Blut in seinen Adern. Zoll für Zoll bot er den Anblick eines Grande, Herr der Hacienda, Herrscher über alles, was er erblickte. Sein sinnlicher, zyni-scher Mund deutete auf einen zügellosen und verruchten Lebenswandel hin, während seine stolze und aristokratische Haltung von einem Mann kündete, der es gewohnt war, sich zu nehmen - und auch zu bekommen -, was er wollte. Bei diesem Gedanken erschauderte Araminta unbewußt. Sie vermutete, daß er jenes stählerne Rückgrat besaß, das eher vererbt als erworben wird und das daher unendlich stärker und unbeugsamer war. Sie spürte intuitiv, daß es gefährlich oder sogar tödlich sein konnte, den Weg dieses Mannes zu kreuzen.
    Doch vor allem seine Augen waren es, die sie wie angewurzelt dastehen ließen. Tiefliegend unter schwarzen Brauen, mit  dichten, schwarzen Wimpern, glänzten sie so dunkelbraun wie rauchiger Quarz und waren auch genauso unergründlich. Sein Blick war derart durchdringend, daß Araminta unwillkürlich errötete und ihr Herz zu klopfen begann. Er starrte sie so unverschämt an, als würde er wissen, wie sie unbekleidet aussah. Das ziemte sich nicht und war erniedrigend. Wie konnte dieser unhöfliche Kerl es wagen! Er erinnerte sie an jene aufdringlichen Strolche im Zeitungsverlagviertel von New York, und sie wollte sich sein Benehmen verbitten, wenn nötig mit körperlicher Gewalt. Doch riet ihre innere Stimme ihr davon ab, so impulsiv zu handeln, denn er würde sie nicht nur spielend abwehren, sondern sich vor allem amüsieren. Dieser Gedanke machte sie noch ärgerlicher. Sie hätte auf dem Absatz kehrtgemacht und ihn dort stehenlassen, doch er hielt, wie sie nun sah, ihre Handschuhe in der ausgestreckten Hand. Natürlich - sie hatte sie auf das Tischchen vor den Spiegel gelegt und dort in ihrer Zerstreutheit vergessen.
    Vor Wut bebend, griff sie nach ihren Handschuhen. Als sie dabei seine Hand berührte, wurde sie von einem heftigen und unerklärlichen Zittern durchlaufen, so als hätte sie einen Stromschlag erhalten. Seine Haut fühlte sich beunruhigend warm und elektrisierend an. Seine Finger, obgleich lang und schmal, bogen sich mit der Kraft einer Stahlfessel und machten ihr unangenehm ihre eigene Zerbrechlichkeit bewußt. Verdammt soll er sein! Warum mußte er sie auch auf diese unverschämte Weise anstarren? Ihre grünen Augen blitzten wütend; sie hob das Kinn und streckte resolut den Rücken durch. Sie würde es nicht zulassen, daß er sie auf diese Weise einschüchterte.
    »Gracias, Señor«, entgegnete sie kühl. Diese spanischen Worte kannte sie noch aus ihrer

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