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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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daß er sie damit hatte schockieren wollen. »Du hast ein falsches Bild von mir. Auch ich habe harte Zeiten erlebt, habe Not, Elend und Tod gesehen. Und New York City ist auf seine Weise genauso wild und gefährlich wie der Westen von Texas. Aber ich habe überlebt.«
    »Pah«, schnaubte er, als wüßte er es besser. In diesem Augenblick kam Teresa mit einem Silbertablett, schwer beladen mit Sopaipas, einer Kanne Kaffee und zwei Tassen aus feinstem Porzellan, Untertellern und Servietten. Noble bedeutete seiner Enkeltochter, auf dem Chesterfieldsofa Platz zu nehmen, vor dem ein vollendet geschnitzter Teetisch aus Satinholz stand. »Die Honneurs sind natürlich an dir«, sagte er sachlich.
    »Wenn du es wünschst, Großvater«, antwortete Araminta gelassen und mit mehr Selbstvertrauen, als sie tatsächlich verspürte.
    Sie schenkte den Kaffee ein und tat zwei Sopaipas auf jeden  Teller, erhob sich und servierte ihrem Großvater, der ihr gegenüber in einem der bequemen Sessel Platz genommen hatte. Dann kehrte sie zum Chesterfieldsofa zurück, heilfroh, daß sie es trotz zitternder Hände geschafft hatte, anmutig und ohne Panne die Pflichten einer Gastgeberin zu erfüllen.
    »Na, wie ich sehe, hat man dir im Internat wenigstens etwas von dem beigebracht, was eine Frau wissen muß.« Genüßlich biß er in eine der honiggefüllten Beignets, dann blies er in seinen Kaffee und nahm einen Schluck. »Freue mich zu sehen, daß das Geld für deine Ausbildung nicht zum Fenster rausgeschmissen war. Verschwendung mag ich nicht, es ist du mm und führt unweigerlich zu Not und letzten Endes zum Ruin.« Für einen Moment hielt er inne, dann fuhr er fort: »Aber genug herumgeredet. Wir beide sollten uns zusammenraufen, denn wenn wir auch eine Familie sind, so sind wir einander doch in mancher Hinsicht fremd, und ich will nicht abstreiten, daß mich daran eine gehörige Portion Schuld trifft. Ich habe nie gut mit Kindern umgehen können, und ehrlich gesagt, hielt ich es nach dem Tod deiner Eltern für das beste, daß du im Internat warst, unter der Fürsorge und Obhut anderer Frauen, anstatt von einem Kuhhirten wie mir großgezogen zu werden. Außerdem hatte ich das Gefühl, daß du mich nicht besonders leiden konntest, Mädel, und du hattest vielleicht sogar gute Gründe dafür,- immerhin hast du miterleben müssen, wie dein Vater und ich im Streit auseinandergegangen sind und es niemals geschafft haben, unsere Differenzen auszuräumen. Dennoch müssen wir versuchen, dies alles zu begraben und uns auf unsere gemeinsame Zukunft konzentrieren. Wir haben sonst niemanden auf dieser Welt, und Blut ist am Ende immer dicker als Wasser. Wäre er noch am Leben, hätte dein Vater das sicher auch eingesehen.«
    Die folgende Stunde mit ihrem Großvater verlief angenehm. Doch es änderte nichts daran, daß Aramintas Gefühle für ihn nach wie vor gespalten waren. Sie glaubte, ihn nun besser zu verstehen, war sich aber nicht sicher, ihn auch zu mögen. Sie hegte Bewunderung für das, was er im Leben erreicht hatte. Doch ihr war klar, daß er auf seinem langen Weg zum Erfolg skrupellos auf anderen herumgetrampelt war und so manchen aus dem Weg geboxt hatte, um selber voranzukommen. Trotz seines Ansehens und Vermögens war er ein verbitterter, einsamer alter Mann, da war sie ganz sicher. Mochte es auch den Anschein haben, als schlüge ihn nun im Alter das Gewissen und als habe er seine Liebe zu ihr entdeckt und sei vom tiefen Verlangen erfüllt, Frieden zu schließen - sie bezweifelte es.
    Denn ihr war nicht entgangen, daß er sie nicht willkommen geheißen hatte auf High Sierra. Und trotz seines vielen Redens hatte er mit noch keinem einzigen Wort seine Zuneigung zu ihr ausgedrückt. Gewiß, er hatte ihr gesagt, er werde ihr monatlich eine großzügige Summe zur persönlichen Verwendung bereitstellen, hatte darauf beharrt, daß sie sich eine neue Garderobe zulegte, aber mit der Begründung, damit sie in den feinen Kreisen von West-Texas etwas darstellte. Zudem durfte sie sich aus den Ställen jedes Pferd aussuchen, das ihr gefiel, natürlich abgesehen von seinem eigenen. Er wollte, daß sie die High Sierra als ihr Zuhause betrachtete und ihn und das Personal sofort wissen ließ, wenn es ihr an irgend etwas fehlte.
    Doch als sie es gewagt hatte zu erwähnen, sie wolle ihre Karriere als Journalistin fortsetzen, hatte er ihr mit erhobener Hand abrupt das Wort abgeschnitten und lapidar gesagt, daß es für seine Enkeltochter nicht in Frage käme,

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