Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
Vom Netzwerk:
muskulösen Armen und Beinen. Manche behaupteten, er sei in seiner Jugend imstande gewesen, einen Stier mit einem Schlag umzuhauen. Ihn nun betrachtend, hatte Araminta keinen Anlaß, dies zu bezweifeln. Seine große Hand schloß sich wie ein stählernes Band um ihre viel kleinere. Sie erwiderte seinen kräftigen Handschlag so fest sie konnte, und ihr Großvater drückte noch ein wenig fester zu, bevor er sie losließ, kurz erstaunt schnaubend und zustimmend grummelnd, weil sie diesen Test bestanden hatte. Aber es würde nicht der einzige bleiben, da war sich Araminta ganz sicher. Für Noble Winthrop mußte ein Mensch beweisen, was in ihm steckte; für jene, die seine hohen Erwartungen nicht erfüllen konnten, hatte er keine Verwendung.
    »Was stehen wir hier herum?« knurrte er plötzlich. »Teresa, hattest du nicht was von frischen Sopaipas gesagt?«
    »Si, Patron.«
    »Na, worauf wartest du dann? Bring sie uns in mein Arbeitszimmer und dazu eine ganze Kanne frischen Kaffee, und zwar einen starken und schwarzen und nicht so eine Brühe mit Zucker und Sahne, wie Frauen es mögen. Meine Enkeltochter ist eine Winthrop, und so trinkt sie auch ihren Kaffee, hab ich recht, Araminta?« Ohne ihr die Gelegenheit zu geben, etwas darauf zu erwidern, hielt er ihr den Arm hin, damit sie sich bei ihm einhakte. Dann führte er sie zu seinem Arbeitszimmer. »Hier entlang, mein Mädel. Wir beide haben eine Menge zu besprechen und zu regeln, also laß uns keine Zeit verschwenden. Ein Mann bringt es zu nichts in dieser Welt, wenn er den  Tag verbummelt. Das schreib dir mal hinter die Ohren, hörst  du?«
    Araminta nickte. Bedächtig paßte sie ihre Schritte seinem langsameren Gang an, als sie durch die Eingangshalle gingen. Das Arbeitszimmer ihres Großvaters war noch immer so wie früher eingerichtet. Die Möbel waren wie eh und je mit kostbarem, rotem Leder gepolstert und mit demselben bunten Stoff bezogen, an den sie sich aus ihrer Kindheit hier erinnerte; und noch immer dominierten Nobles massiver Eichenschreibtisch und der Drehsessel den Raum. Über dem Kamin hing das riesige Porträt ihrer Großmutter Victoria, die schon lange verstorben, doch auf alle Zeit auf diesem Ölgemälde verewigt war, wie sie als junge Frau ausgesehen hatte. Als Araminta dieses Bild nach so vielen Jahren wieder ansah, wurde ihr mit einem mal bewußt, daß sie nahezu das Ebenbild ihrer Großmutter war.
    »Du bist ihr sehr ähnlich«, bemerkte ihr Großvater, als könne er ihre Gedanken lesen. »Victoria war so schön wie eine Rose, nur hatte sie leider auch die Mängel einer Rose. Sie hatte kein Stehvermögen und ist hier in Texas vertrocknet und verblüht. Wollen nur hoffen, daß du trotz ihres Aussehens aus härterem Holz geschnitzt bist, Mädel. Du und ich, wir sind die letzten Winthrops, und auch wenn meine Feinde schwören, ich sei zu böse, um jemals zu sterben, werde ich dennoch nicht ewig leben. Denke, mir bleibt auch nicht mehr allzuviel Zeit. Aber ich fürchte den Tod nicht, hab zu lange mit ihm gelebt. Als ich das erstemal nach Texas kam, war dieses Land noch wild und gefährlich, und der Tod konnte einen jeden Tag treffen. Ich habe die Indianer überstanden, Mexikaner, Skorpione und Klapperschlangen, so dick wie mein Arm, Wirbelstürme und reißende Flüsse, Krankheiten und Verwundungen, bei deren Anblick du in Ohnmacht fallen würdest. Oftmals war ich gezwungen, den Saft eines Kaktus oder das Wasser aus einem Hufabdruck im Lehm zu trinken, und war froh, überhaupt etwas zu trinken zu haben. Ein Mann, der damals nicht lernte, auf sich aufzupassen und mit den Dingen zurechtzukommen, der wurde schon bald Fraß für die Geier. Ich hab mit nichts angefangen; mit Schweiß, Blut und Mumm hab ich die High Sierra aufgebaut und zu der Ranch gemacht, die sie heute ist, eine der größten verdammten Rinderranches im Staate Texas - zur Hölle, des ganzen verdammten Landes. Ich hatte gehofft, mal eine Rasselbande anständiger, kräftiger Söhne zu haben, die das alles erben und den Namen Winthrop weiterführen würden, das Erbe und die Früchte eines arbeitsreichen Lebens. Aber die Dinge haben sich nicht so entwickelt, wie ich es geplant hatte, und nun bist du alles, was ich noch habe. Ein junges Ding, das noch feucht hinter den Ohren ist und sich im Leben nicht auskennt.«
    »Da muß ich dir aber widersprechen, Großvater«, wagte Araminta zu entgegnen, hielt seinem bohrenden Blick stand und ignorierte seine ungehobelten Worte, von denen sie annahm,

Weitere Kostenlose Bücher