Desperado der Liebe
Balken an, hievte ihn zur Seite und befreite den eingeklemmten Mann. Araminta staunte über Judds Kraft und daß er sein Leben aufs Spiel setzte, um einen hilflosen Arbeiter zu retten. Sie hätte ihm derlei Selbstlosigkeit gar nicht zugetraut. Er verdiente es nicht, daß sie eine so schlechte Meinung von ihm gehabt hatte. Aus einem Impuls heraus lief sie zu ihm.
»Oh, Judd, hast du dich verletzt?«fragte sie besorgt, während er sich heftig die Arme abklopfte und rieb. Die Ärmel seines Jacketts waren dort angesengt, wo der Balken kurz aufgelegen hatte. Wahrscheinlich hatte er sich verbrannt. »Zieh die Jacke aus und laß mal sehen.«
»Ach was, es ist nichts, nur ein bißchen rot und wund, nichts Ernstes. Ich will verdammt sein, wenn ich mich von so einem kleinen Feuer von dem abhalten lasse, was getan werden muß.« Er wischte sich die letzten Funken vom Jackett. »Ich muß den Brand löschen und die Pferde zurückholen. Außerdem gibt es hier bestimmt einige, die es weit schlimmer erwischt hat als mich, Araminta. Kümmere dich bitte um sie. Ich habe nicht die Zeit, auch noch Krankenschwester zu spielen.«
»In Ordnung, wenn du sicher bist.. .«
»Bin ich.« Er lächelte ihr aufmunternd zu. »Aber ich weiß deine Besorgnis zu schätzen.«
»Natürlich bin ich besorgt. Du hättest schließlich dabei umkommen können«, rief sie. »Du hast dich sehr tapfer und nobel verhalten.«
»Ach, nicht der Rede wert«, wiegelte Judd ab und hoffte, daß er bescheiden genug klang. »Das war doch selbstverständlich. Sam ist ein guter Arbeiter, und den hätte ich nur ungern verloren.« Insgeheim jedoch hielt Judd Sam für einen Dummkopf, der sich wie ein Anfänger von dem Balken hatte begraben lassen. »Ich hoffe nur, er ist nicht verletzt.«
Gerührt über Judds Anteilnahme wandte Araminta ihre Aufmerksamkeit dem geretteten Arbeiter zu. Sams Schienbein war geprellt und mit blauen Flecken übersät, aber sie war sicher, daß das Bein nicht gebrochen war. Mit Arznei aus der Hacienda versorgte sie zusammen mit einigen anderen Frauen seine Verletzungen, dann kümmerte sie sich um die Brandwunden und Schrammen der übrigen Helfer, während der Rest des weiblichen Personals Speisen und Getränke für die Löschmannschaft bereitstellte.
Das Feuer war bald unter Kontrolle; ein eiligst ausgehobener Graben und Eimerketten verhinderten, daß es auf die übrigen Gebäude Übergriff. Während Trümmer noch rauchten und glühten, versuchte Judd den Schaden zu überblicken. Das Gebäude konnte wieder neu errichtet werden. Aber die gestohlenen Zuchtpferde waren nicht so einfach zu ersetzen. Seine besten Männer versammelnd, Ty Danner an ihrer Spitze, wies Judd sie an, sich zu bewaffnen und die Verfolgung der Pferdediebe aufzunehmen. Selbst wenn es vielleicht schon zu spät dazu war und wenig Aussicht bestand, die Desperados noch einzuholen, durfte es dennoch nicht unversucht bleiben.
»Verdammte mexikanische Banditen.« Judds Gesicht war zornesrot im Mondlicht. »Schon ein halbes dutzendmal haben sie uns im vergangenen Jahr überfallen. Es ist direkt unheimlich, daß die Mistkerle immer genau zu wissen scheinen, wann sie zuschlagen müssen. Ich glaube allmählich, daß del Castillo einen Spitzel unter meinen Leuten hat, auch wenn ich bisher keinen Anlaß sah, einem von ihnen zu mißtrauen.«
»Der General ist tatsächlich für all diese Überfälle auf die Ranches entlang der Grenze verantwortlich? Wieso zieht ihr ihn denn nicht zur Rechenschaft, wenn das bekannt ist? Warum sitzt er nicht schon längst hinter Gittern?« fragte Araminta, während sie bedächtig eine Rolle Verbandsstoff aufwickelte.
»Weil wir bislang keine Beweise haben, sondern nur Vermutungen. Der Bastard ist gerissen, das muß man ihm lassen. Aber früher oder später wird er einen Fehler machen, und dann kriegen wir ihn.« Diese Aussicht begeisterte Judd sichtlich. »Wie ich mich auf diesen Tag freue. Aber selbst der Galgen wäre noch zu gut für ihn. Schließlich ist er ein Dieb und Mörder, auch wenn er sich in letzter Zeit als Edelmann und respektabler spanischer Grande aufführt. Allein sein Vermögen, das er zusammengerafft hat - alles auf unehrliche Weise, wie ich annehme -, ermöglicht ihm den Zugang zu den angesehensten Adressen nicht nur in Mexiko, sondern auch hier in Texas.«
»Hältst du ihn denn wirklich für einen Mörder? Soldaten töten nun mal, oder nicht? Demnach könntest du sie alle so bezeichnen.«
Judds Mund wurde zu einer schmalen Linie aus
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