Desperado der Liebe
Ärger über ihr e Bemerkung, so als hätte sie ihm widersprochen. »Da hast du recht«, sagte er. »Aber es ist eine Sache, im Krieg den Feind zu erschießen, etwas ganz anderes jedoch, die eigene Frau kaltblütig zu ermorden. Und genau das soll del Castillo einem Gerücht zufolge getan haben. Ein Vorwurf, wie ich anfügen sollte, gegen den er sich niemals zur Wehr gesetzt hat. Also muß ich wohl davon ausgehen, daß etwas dran ist.«
Araminta erschauderte. Rigo del Castillo haftete sein übler Ruf zu Recht an. Es entsetzte sie, daß er auf freiem Fuß war und ehrsamen, fleißigen Ranchern wie ihrem Großvater und den Hobarts Schaden zufügte ; und falls der General tatsächlich seine Frau ermordet hatte, konnte sich eine Frau in seiner Gegenwart unmöglich sicher fühlen. Gewiß hatte sie sich damals getäuscht, als sie glaubte, es sei Velvet gewesen, die sie im Hotel in Rigo del Castillos Armen gesehen hatte. Daher erwähnte sie auch nichts davon gegenüber Judd. Immerhin war Velvet seine Schwester. Er würde eine derart schwerwiegende Beschuldigung nicht leichtnehmen, und überdies hatte Araminta kein Verlangen, Streit zu entfachen wegen etwas, was sie im Grunde nichts anging.
»Wir zwei sind ein gutes Team gewesen heute abend«, wechselte Judd mühelos das Thema, als er mit Araminta zum Auto zurückging. »Ich mag es, wenn eine Frau in einer Notsituation einen kühlen Kopf bewahren kann.«
»Ich bin froh, daß ich dir helfen konnte«, entgegnete Araminta. Was sie gesehen hatte, hatte ihr Bild von ihm nachhaltig geändert.
Zurück auf der High Sierra, eilte sie sofort nach oben, um ihr verschmutztes Kleid zu wechseln. Mit Hilfe ihrer Zofe Carmen hatte sie sich rasch zurechtgemacht und kam gerade rechtzeitig zum Essen, das spät serviert wurde, nach unten. Judd wartete bereits am Fuße der Treppe auf sie, um sie in den Speisesaal zu begleiten. Auch wenn sie reuevoll den Kopf schüttelte, konnte sie sich dennoch ein Lächeln nicht verkneifen.
»Finden Sie nicht, daß Sie mich heute abend schon mehr als genug in Beschlag genommen haben, Mr. Hobart?« neckte sie ihn heiter.
»Oh, sind wir jetzt wieder beim >Sie« Er ließ die Lippen schnalzen als Zeichen des Bedauerns. »Und da habe ich doch gedacht, wir wären auf dem besten Wege, gute Freunde zu werden. Heiliger Strohsack, Araminta, wenn es einen anderen Mann gibt, von dem du dich lieber zu Tisch begleiten lassen würdest, dann sag es nur, und ich verziehe mich. Ansonsten aber geleite ich dich mit großer Freude.«
Wie sollte sie sich ihm da widersetzen? Außerdem fühlte sie sich - sosehr sie sich auch dagegen sträubte - tatsächlich geschmeichelt. Noch nie hatte ihr jemand den Hof gemacht. Sie hakte sich bei Judd ein und ließ sich von ihm in den Speisesaal führen. Vielleicht, so sagte sie sich, gab es doch einen Texaner, den sie durchaus sympathisch finden könnte.
6. Kapitel
Hätte noch ein anderer Mann Interesse an ihr gehabt und sie sich ebenfalls für ihn interessiert, so wäre er chancenlos gegen Judd gewesen, der hartnäckig und entschlossen um sie warb. Nach dem Abend ihres Fandangos verging kaum eine Woche, ohne daß er sie mehrmals besuchte, und sei es nur für einen kurzen gemeinsamen Ausritt. Während ihr Großvater Judds Besuche mit offensichtlichem Wohlgefallen zur Kenntnis nahm, begegnete Araminta ihm weiterhin mit gemischten Gefühlen. Sie war nicht ohne den üblichen Anteil weiblicher Eitelkeit, zudem hegte sie eine verborgene, innige Sehnsucht, geliebt und akzeptiert zu werden,- und aus diesen Gründen waren ihr Judds Zuwendungen zunehmend willkommen. Er flirtete mit ihr, machte ihr übertriebene Komplimente und brachte sie zum Lachen, auch wenn sie so manches Mal über seine derben Scherze errötete. Aber mochte Judd auch unbestreitbar ein Angeber sein - ein Dummkopf war er nicht. Seine hochtrabende Art gründete sich auf eine Autorität und Beschlagenheit in geschäftlichen Dingen, mit der er selbst einem Noble Winthrop das Wasser reichen konnte. Doch Araminta wurde das ungute Gefühl nicht los, daß Judd, ebenso wie ihr Großvater, im Kern seines Wesens hart, skrupellos und rachsüchtig war, was ihn zu einem tödlichen und unversöhnlichen Widersacher machte. Es war ihr nicht entgangen, daß der Respekt, den Judd in West-Texas genoß, von Furcht vor ihm geprägt war, was die Gerüchte um sein hitziges Temperament und seine Rauflustigkeit glaubwürdig erscheinen ließ. Sie hörte oft, wie er »einer von der alten Sorte« genannt
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