Desperado der Liebe
sich in der Sonne aalenden Panther, groß und geschmeidig, gefährlich und wunderschön, sehnig und unberechenbar, in einem Moment schnurrend, im nächsten knurrend. Er war gewandt, weltmännisch und kultiviert. Und gleichzeitig war er hart, arrogant, verrrucht und zynisch -und ganz gewiß kein Gentleman, auch wenn er im Moment vorgab, ein solcher zu sein.
»Sie... bringen mich ganz durcheinander, General«, sagte sie, noch immer verlegen wegen der Vertraulichkeit, ihn beim Vornamen anzureden.
»Inwiefern?«
»Nun, eigentlich mit allem. Wie Sie reden, wie Sie sich geben, kleiden, Ihre Gelehrsamkeit...« Sie schüttelte den Kopf. »Irgendwie hat es, trotz Ihres Mitgefühls für die einfachen Menschen, gar nicht den Anschein, als würden Sie von ihnen abstammen.«
»Oh, aber so ist es, das kann ich Ihnen versichern, Señorita. Ich bin der uneheliche Sohn eines reichen hacendado, der noch andere, legitime Söhne hatte und daher nichts von mir wissen wollte - genausowenig wie von mi madre, nachdem er sich wiederholt gewaltsam von ihr geholt hatte, was er wollte, bis er ihrer überdrüssig wurde.« Araminta keuchte leise bei dieser Offenbarung, die Rigo so selbstverständlich aussprach, und ein kleines, spöttisches Lächeln spielte um seine Lippen.
»Jetzt sind Sie fürchterlich erschrocken, nicht wahr? Solche Dinge geschehen nicht in Ihrer Welt, was? Leider sind sie in meiner nur allzu normal. Ich nannte mich wie die Hacienda meines Vaters - del castillo, vom Schloß, weil dieses prächtige Anwesen uns allen, die wir auf den Feldern von mi padre schufteten, wie ein Schloß vorkam. Nein, sparen Sie sich Ihr Mitleid - man kann Ihnen die Gedanken leicht am Gesichtsausdruck ablesen, wissen Sie das? -, ich will Ihr Mitgefühl nicht.«
»Was denn sonst?« fragte Araminta, noch immer verdutzt, doch mittlerweile ahnend, wie er als Kind gewesen sein mochte.
»Heute morgen will ich nicht mehr, als mir bereits zuteil wurde«, antwortete er rätselhaft. »Ich kann mich nicht entsinnen, wann ich das letzte Mal ein Frühstück so sehr genossen habe. Muchas gracias.« Mit diesen Worten erhob er sich - sehr zu ihrer Überraschung und eigenartigen Enttäuschung. Er ging zu seinem Pferd, das in der Nähe graste, ergriff die Zügel und schwang sich in den Sattel. Der rassige Hengst hob den Kopf und tänzelte einige Schritte, ehe der General ihn unter Kontrolle hatte. Vom Rücken des Tieres aus blickte Rigo einen Moment lang eindringlich auf Araminta herab; seine Augen verengten sich, so daß sie nicht erkennen konnte, was er in diesem Augenblick dachte. »Ehe ich gehe, noch ein freundschaftlicher Rat, Señorita: Ganz gleich, wie Ihr Großvater oder die Hobarts es auch sehen mögen - Judd Hobart ist nicht der richtige Mann für Sie. Sie täten gut daran, ihn nicht noch zu ermuntern, daß er Ihnen den Hof macht.«
Dann - noch ehe sie etwas darauf erwidern konnte - stieß er seinem Pferd die silbernen Sporen in die Flanken und preschte davon.
8. Kapitel
Araminta war perplex und verärgert über Rigos rätselhafte Bemerkung zum Abschied. Sie verstand nicht, weshalb es ihn kümmern sollte, wer um sie warb - selbst wenn es der ihm so verhaßte Judd war. Es ging den General nichts an, mit wem sie ihre Zeit verbrachte, dachte sie wütend im stillen, und er hatte ganz sicher kein Recht, sich in ihr Leben einzumischen. Daß er ihr glücklicherweise am Postschalter behilflich gewesen war, berechtigte ihn nicht auch dazu. Außerdem, so sagte sie sich, hatte er es doch nur getan, um ihrem Großvater eins auszuwischen-was wohl kaum für Rigos Charakter sprach, der, wie sie immer noch meinte, in jeder Hinsicht verwerflich war. Dieser Mann war ein Revoluzzer, ein Dieb, vielleicht sogar ein Mörder; auch wenn Araminta letzteres nicht glauben wollte. Daß seine schwere Kindheit sein heutiges Wesen geprägt hatte, war nur selbstverständlich, gleichwohl war es keine Entschuldigung für sein Verhalten. Auch wenn er ihr Mitgefühl zurückgewiesen hatte, tat ihr der General dennoch leid, obwohl sie sich nicht sicher war, ihn auch zu mögen. Sein gutes Aussehen und seine Anziehungskraft waren ebenso furchteinflößend wie erregend.
Er war wie ein Tier auf Beutezug, letztlich unberechenbar, auch wenn er sie nicht im mindesten bedroht hatte. Vielmehr hatte sie sich gefragt - sie errötete bei diesem kühnen Gedanken -, wie es wohl wäre, von ihm umarmt und geküßt zu werden. Doch Araminta vergaß nicht einen Moment lang seinen schlechten Ruf und die
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