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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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tragen.«
    »Ich bitte Sie, Señorita«, schalt del Castillo sie und ließ sich anmutig neben ihr auf dem karierten Tuch nieder. »Gerade Sie als angehende Journalistin sollten es doch besser wissen und nicht alles glauben, was die Zeitungen schreiben. Das sind doch nur Lügen und Halbwahrheiten, allesamt gefärbt im Sinne der Herausgeber, der Redakteure und großen Anzeigenkunden, es verdad!« Mit hochgezogener Augenbraue erwartete er ihren Widerspruch, der jedoch ausblieb, weil Araminta sehr wohl wußte, wie recht er damit hatte.
    Einer der Hauptgründe für ihren Wunsch, Journalistin zu werden, war, daß sie die Wahrheit schreiben wollte und nicht die Märchen und ausgedachten Geschichten wie derzeitig üblich.
    »Profirió Díaz war ein Diktator, der sich einen Dreck um das Volk geschert hat«, fuhr der General fort. »Und nun, da Francisco Madero ihn abgesetzt und seine Nachfolge angetreten hat, macht er es nicht anders. Es gibt ein Sprichwort in Mexico City, Señorita: >Fuera de México, todo es Cuautitlán!< Außerhalb von Mexico City ist alles Cuautitlán. Was heißt: In Mexiko zählt nur die Hauptstadt, und wer vom Land kommt, der zählt nichts.« Del Castillo hielt für einen Moment inne und schaute auf die Speisen, die Araminta auf dem Tuch ausgebreitet hatte. Dann fuhr er mit einer abfälligen Handbewegung fort. »All dieses Essen und diese Getränke nur für Sie allein, Señorita. Wissen Sie eigentlich, daß von all dem hier eine  Bauersfamilie in Mexiko fünf Tage leben könnte, vielleicht sogar eine ganze Woche?«
    Mit einem mal schaute Araminta entsetzt auf ihr Frühstück. Bis jetzt war ihr noch gar nicht bewußt gewesen, wieviel sie tatsächlich eingepackt und mitgenommen hatte. In ihrer Eile heute morgen - und daran denkend, daß sie nicht vor dem Mittagessen zurück sein würde -, hatte sie einfach alles eingepackt, was ihr in die Hände fiel, und im Korb verstaut. Nun kam es ihr so vor, als würde das, was sie auf dem Tuch ausgebreitet hatte, für eine ganze Armee reichen: Tortillas, große Stücke Fleisch und Käse, Obst und Frijoles, einige Sopaipas, ein Stück Butter und die unvermeidliche Salsa, dazu ein Krug frische Milch. Ihre Augen heute morgen waren größer als ihr Magen gewesen, sagte sie sich entsetzt im stillen. War es da ein Wunder, daß der General sie derart verächtlich ansah? Er mußte sie ja für einen Vielfraß und eine Prasserin halten.
    »Sie haben recht«, gab sie errötend zu. »Das ist in der Tat mehr, als ich allein essen kann.« Sie bereute, daß sie den Korb in seiner Anwesenheit ausgepackt hatte. Da sie nicht wußte, was sie nun tun sollte, fragte sie zögerlich: »Darf ich Sie... einladen, mein Gast zu sein, General?«
    »Rigo. All meine Freunde sagen Rigo.«
    »Aber ich dachte... ich dachte, daß Sie mich wegen meines Großvaters zu Ihren Feinden zählen.«
    »Möchten Sie das denn, Señorita?«
    »Nein. Ich nehme an, daß Sie ein höchst bedrohlicher Gegner sind, General.«
    »Si, das bin ich auch. Aber machen Sie sich keine Sorgen, denn sollte ich jemals Ihr Feind werden, werde ich es Sie persönlich wissen lassen, das schwöre ich Ihnen.« Er sagte dies so nachdrücklich, daß Araminta keinen Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Worte hatte, und sie erschauerte bei dem  Gedanken, daß er sich eines Tages zu ihrem Feind erklären könnte.
    Es war der sonderbarste, furchteinflößendste und doch aufregendste Morgen, den Araminta in ihrem ganzen Leben verbracht hatte, auch wenn sie ständig das Gefühl hatte, als würde sie die ganze Zeit mit der Gefahr flirten. Wieder und wieder sagte sie sich, daß sie besser nicht allein mit diesem Mann hier wäre, besonders an einem so abgeschiedenen Ort wie diesem. Sie wußte, daß Rigo ein Revoluzzer war und ganz sicher auch ein Bandolero, ein Desperado. Gut möglich, daß er sogar seine Frau kaltblütig umgebracht hatte - doch sie wagte es nicht, ihn darauf anzusprechen. Dennoch fand sie es in seiner Gegenwart schwer, all diese Geschichten über ihn zu glauben. Während sie sich unterhielten, stellte sie fest, wie belesen, intelligent und scharfsinnig er war. Zum erstenmal seit ihrer Zeit im Internat war sie jemandem begegnet, der ihrer Intelligenz entsprach, ihr er Cleverneß und Erziehung, und trotz ihres ständigen schlechten Gewissens, daß ihren Großvater gewiß der Schlag träfe, wenn er auf irgendeine Weise von diesem Morgen erfahren sollte, schaffte sie es nicht, sich von Rigo zu trennen. Er erinnerte sie an einen

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