Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
Vom Netzwerk:
Tatsache, daß er der Feind ihres Großvaters war - und möglicherweise eines Tages auch der ihre. Trotzdem faszinierte Rigo sie, ob sie es wollte oder nicht, und dieses morgendliche Zusammentreffen war nur das erste von einer Reihe folgender. Sie fühlte sich mehr und mehr zu ihm hingezogen; es war ein Gefühl, wie sie es noch nie zuvor für einen Menschen empfunden hatte. Unerwarteterweise hatten sie beide so vieles gemeinsam, teilten ihre Vorliebe für Literatur, Musik und Kunst; liebten beide das Reisen und interessierten sich für fremde Länder und Kulturen und waren der gleichen Ansicht über die Dinge in der Welt, die aktuellen Geschehnisse und die Politik, und auf allen Gebieten erwies er sich als mindestens ebenso gut unterrichtet wie sie selbst. Araminta bekam ihn nicht mehr aus dem Kopf. Wenn sie ehrlich mit sich selbst war, mußte sie sich eingestehen, daß sie seine ganze Art aufregend fand, die Gespräche mit ihm bereichernd, weil er mit ihr wie mit seinesgleichen sprach und ihre Meinung achtete, was eine wohltuende Abwechslung war zu der Art, wie ihr Großvater und Judd sie behandelten, die ihr zu verstehen gaben, daß sie sich mit nichts anderem befassen solle als mit der Planung des Essens oder der Auswahl ihrer Kleider. Ihr Großvater wußte von ihrem Wunsch, Journalistin zu werden, hatte ihr aber verboten, die lokalen Zeitungen zu lesen, stur darauf beharrend, daß der Inhalt nichts für eine Dame sei. Daher blieb Araminta nichts anderes übrig, als heimlich einen Blick in die Zeitung zu werfen, wenn ihr Großvater außer Haus war.
    Wie plötzliche, wütende Unwetter, so las sie, breiteten sich die gewalttätigen Unruhen südlich der Grenze aus. Araminta hatte in der Zwischenzeit - durch ihre Zusammenkünfte mit Rigo - viel über die mexikanische Revolution erfahren, so auch, daß es nicht ungesetzlich war, die Föderalisten und die Landesregierung mit Waffen zu beliefern, die schließlich gesetzmäßig die Interessen Mexikos vertraten und verteidigten, mochte der General auch noch so verbittert über diesen, wie er es nannte, »unerhörten<< Handel sein. Allerdings hatte ein einstimmig gefaßter Beschluß des mexikanischen Kongresses Präsident Taft dazu ermächtigt, jeglichen anderweitigen Waffenhandel nach Mexiko zu untersagen, solange die Aufstände fortdauerten. Dieser Beschluß stellte einen herben Schlag gegen die Revolutionäre dar, die nun infolgedessen begannen, den Haß auf die Amerikaner zu schüren. Hätten sie wie die Regierungstruppen ebenfalls über amerikanische Waffen verfügen können, wären sie ein ebenbürtiger Gegner für die Regierung gewesen. So aber war dies nur eine von vielen Benachteiligungen und Hindernissen, die sie - wie auch immer - überwinden mußten. Und je mehr Araminta vom Gesamtbild erfaßte, desto mehr schwand ihre Überzeugung, daß die Raubzüge über die Grenze so einfach zu verurteilen waren. Vielleicht hätte sie selber auch zu solch verzweifelten Mitteln gegriffen, wenn sie unterdrückt und gezwungen worden wäre, ums nackte Überleben zu kämpfen.
    Dennoch war es nicht richtig, daß ihr Großvater, die Hobarts und andere texanische Rancher wegen ihres Reichtums und eines Kriegs, der nicht ihrer war, zu leiden hatten. Gleichwohl verstand Araminta, daß die Aufständischen die Rancher nördlich der Grenze als legitime Ziele für ihre Überfälle und Anschläge betrachteten, wenn diese tatsächlich die Regierungstruppen mit Waffen und Nachschub versorgten. Es war eine heikle Situation, auf die es keine einschlägige Antwort gab. Wenn Araminta ihren Großvater darauf ansprach, beharrte er auf dem Standpunkt, Geschäft sei Geschäft, es ließe sich nun mal Geld an den Unruhen in Mexiko verdienen, und er tue nichts Unrechtes. Der moralische Aspekt der Angelegenheit belastete sein Gewissen nicht im mindesten - die Waffenlieferungen an nur eine Partei; das elitäre Unterdrückungsregime in Mexiko,- die Ungerechtigkeiten, unter denen das einfache und arme Volk zu leiden hatte. Bislang hatte sich Araminta kaum oder nur wenig mit diesem Bürgerkrieg befaßt. Doch je öfter sie sich mit Rigo traf, desto weniger vermochte sie die Gewalt südlich der Grenze oder den Beitrag der texanischen Rancher daran zu ignorieren.
    Innerlich zerrissen, sagte sie sich, daß ihre Treffen mit dem General gefährlich und falsch waren und sie damit besser aufhören sollte. Letzten Endes würde es ihr nichts als Scherereien einbringen. Ungeachtet der Tatsache, daß er sich ihr

Weitere Kostenlose Bücher