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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Felswände plätscherte eine kleine Quelle mit klarem frischem Wasser. Selbst Araminta erkannte im hellen Mondlicht, welch idealer Ort zum Übernachten dieses Versteck war. Doch auch wenn sie inständig gehofft hatte, der anstrengende Ritt möge endlich ein Ende nehmen, konnte sie ein Schaudern nicht unterdrücken, als sie daran dachte, was ihr nun bevorstand. Rigo stieg ab und half ihr aus dem Sattel. Hätte sie die Kraft gehabt, hätte sie wahrscheinlich versucht zu fliehen. Doch sie war so steif, so wundgeritten und geschwächt, daß ihre Knie nachgaben und sie hingefallen wäre, wenn Rigo sie nicht gehalten hätte. Einen Fluch auf spanisch ausstoßend, hob er sie auf seine Arme und trug sie, so mühelos, als wäre sie eine Puppe, unter den Felsvorsprung, wo er sie absetzte, so daß sie sich gegen die Felswand lehnen konnte. Dann wandte er sich ohne ein Wort ab und versorgte sein Pferd.
    Araminta sah, wie auch die übrigen Desperados ihre Pferde absattelten, sie tränkten, ihnen Fußfesseln anlegten, Futterbeutel vor die Mäuler banden und sie dann mit den Decken kräftig trockenrieben. Erst als sie ihre Pferde gründlichst versorgt hatten, schlugen die Bandoleros für sich das Nachtlager auf, rollten Decken auf der harten, von der Sonne verbrannten Erde aus, öffneten ihre Feldflaschen, tranken den Mescal und anderen, noch stärkeren Schnaps, und aßen dazu kalte Frijoles, Tortillas und die unvermeidlichen Streifen Dörrfleisch.
    Zitternd in ihrem nassen Kleid und wegen des kalten Windes, der durch den Cañón strich, sehnte sich Araminta nach einem Lagerfeuer, auch wenn sie vermutete, daß die Bandoleros kein Feuer machen würden, weil Rigo, so wachsam und vorsichtig wie ein Raubtier, nicht einmal in dieser Felsbucht sicher war, ob die Flammen nicht doch aus der Feme vor dem  rabenschwarzen Himmel auszumachen waren. Araminta spürte, wie sehr er selbst jetzt auf der Hut war, obwohl doch auch er müde sein mußte. Aber er spitzte die Ohren und lauschte jedem Geräusch, das der Nachtwind mit sich trug; dem entfernten Brüllen eines Berglöwen, dem klagenden Ruf eines einsamen Vogels, dem flüsternden Rascheln und Huschen eines kleinen Tieres in einem der Büsche. Seine dunklen Augen suchten unentwegt die Umgebung ab, und nichts entging ihnen.
    Er ist tatsächlich wie ein wildes Tier, dachte Araminta im stillen. Seit jenem letzten Morgen am Ufer des Baches, der die Grenze zwischen der High Sierra und der Casa Bianca bildete, hatte sie Rigo nicht mehr gesehen, und nun kam es ihr so vor, als habe er nichts mehr von dem vornehmen, aristokratischen haciendado, mit dem sie so viele angenehme Stunden verbracht hatte. Nun war es nur allzu leicht, den vielen Gerüchten über seine Missetaten, die ihr zu Ohren gekommen waren, Glauben zu schenken und zu der Überzeugung zu gelangen, daß er seinem üblen Ruf auch wahrlich gerecht wurde. Sein falkenhaft spanisches Gesicht wirkte im hellen Mondlicht wie aus Stein gemeißelt - hart, gelassen, skrupellos. Sein muskulöser Körper war der eines Mannes, der ein hartes und gefährliches Leben führte und sich auf seinen Verstand und seine Instinkte verließ, um zu überleben. Was hatte ihn so werden lassen? fragte sich Araminta. Er war der uneheliche Sohn eines reichen Ranchers, der ihm nichts gegeben hatte, nicht einmal einen Namen, wie sie wußte. War das der Grund, weshalb er so mühelos von der Rolle des Herrn über die Hacienda zu der des brutalen Banditen wechseln konnte, nun die dunkle Seite seines Wesens enthüllend, den tödlichen Teil, den sie bisher nur gefühlt hatte und vor dem sie ausgewichen war? Nun konnte Araminta nicht länger so tun, als gäbe es diesen Teil nicht; da sie wußte, was es für sie bedeutete.
    Sie begann zu zittern, als Rigo auf sie zukam - doch nicht vor Kälte. Er setzte sich neben sie, über seine Schulter hing eine Feldflasche, in den Händen hielt er eine Flasche und zwei Blechteller mit Frijoles, Tortillas und Dörrfleisch. Er stellte die Masche und die Teller ab und zog das scharfe Messer, das er am Gürtel trug, heraus. Mit einer einzigen kurzen Bewegung durchtrennte er die Fesseln an Aramintas Handgelenken. Sie keuchte, als das Blut zu zirkulieren begann. Um dies noch zu beschleunigen, massierte ihr Rigo die Handgelenke, stirnrunzelnd die Abdrücke, die das Seil hinterlassen hatte, anschauend. Dann reichte er ihr einen Teller und bedeutete ihr, etwas zu essen. So hungrig Araminta auch war, ihr sträubte sich der Magen, als sie die

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