Desperado der Liebe
haben und hätte sich fast schon allein aus Stolz wieder aufgerichtet. Doch alle Kraft schien sie verlassen zu haben, und sosehr sie sich auch anstrengte, sie brachte weder die Willenskraft noch die Energie auf, sich aufrecht zu halten. Und wennschon! sagte sie sich müde und matt. Ihr Schicksal lag so oder so in seinen skrupellosen Händen.
Sosehr die Angst vor einer Vergewaltigung sie auch erzittern ließ - sie genoß die Wärme seines schlanken, harten Körpers, war auf perverse Weise froh über den Halt, den seine starken Arme ihr boten, weil sie sonst gewiß aus dem Sattel gefallen wäre. Noch nie war sie derart lange in so wildem Tempo geritten. Zwar war sie es gewohnt, im Sattel zu sitzen, dennoch begannen ihre Muskeln unerträglich zu schmerzen, als sie über das normale Maß hinaus strapaziert wurden. Ihr Gesäß fühlte sich wund und blau an ; wahrscheinlich würde sie eine Woche lang nicht richtig sitzen können, dachte sie besorgt im stillen. Wenigstens war ihr nun, gewärmt von Rigo, nicht mehr so kalt. Hätte die Angst sie nicht wachgehalten, wäre sie wohl in seinen Armen eingenickt, eingelullt vom rhythmischen Schaukeln des Sattels. Doch dann fielen ihr tatsächlich die Augen zu, und sie sank in einen unbehaglichen Schlaf, um jedoch hochzuschrecken, als sie kaltes Wasser an den Beinen spürte. Während sie gedöst hatte, waren die Bandoleros am Rio Grande angelangt und machten sich nun daran, diesen zu durchqueren. Nicht mehr lange, und Araminta würde über die Grenze nach Mexiko gebracht und gewiß dort gefangengehalten werden, solange es Rigo beliebte.
Für einen kurzen Moment spielte sie mit dem Gedanken, sich aus seinen Armen zu winden und in das dunkle, kalte Wasser zu springen, das ihr Kleid bereits durchtränkte. Im Schutze der Dunkelheit und fortgetragen von der Strömung, würde sie vielleicht entfliehen können! Und selbst wenn sie dabei ertrank, wäre es immer noch besser als das, was Rigo mit ihr vorhatte. Doch als hätte er ihre Gedanken gelesen, verstärkte er seinen Griff und drückte Araminta fest an seinen Brustkorb. Dann hatte sein Hengst wieder Boden unter den Hufen, als sie das andere Ufer erreichten, stieg die Böschung empor, schüttelte sich schnaubend, und Aramintas winzige Chance, ihrem teuflischen Entführer zu entkommen, war vertan.
»Ertrinken ist eine höchst unangenehme Art zu sterben, Gringuita«, flüsterte Rigo ihr zu, und er klang, als ärgerte er sich über sie. »Wärst du wirklich lieber ertrunken, als bei mir zu sein?«
»J-ja«, murmelte sie.
»Na, welch ein Glück für uns beide, daß ich eine solche Dummheit nicht zugelassen habe.« Seine Miene war, während er dies sagte, für einen Moment derart mörderisch, daß Araminta schon befürchtete, er werde sie schlagen; und sie wich instinktiv vor ihm zurück.
Bis jetzt hatte sie nicht dran gedacht, daß es möglicherweise nicht nur eine Vergewaltigung war, was sie zu fürchten hatte, sondern daß er sie auch schlagen, foltern, ja sogar umbringen könnte. Immerhin hatte er die eigene Frau umgebracht, oder? Wenn ja, weshalb sollte er dann davor zurückschrecken, die Gringa-Braut seines verhaßtesten Feindes zu töten? Mit einem mal wurde Araminta klar, daß nicht nur ihre Unschuld, sondern auch ihr Leben auf dem Spiel stand. Schlagartig kehrte die Hysterie zurück, die sie nur mit Mühe unterdrückt hatte, diesmal mit voller Wucht. Schreiend und schluchzend schlug sie blindlings auf ihn ein, wand sich wie ein verwundetes Tier in seiner Umklammerung, ruderte wild mit den Armen, die Finger zu Klauen gekrümmt, mit denen sie nach ihm hieb. Und sie verspürte ein heißes Gefühl des Triumphs, als sie ihm das Gesicht zerkratzte und blutige Schrammen zufügte.
»Dios mio! « fluchte Rigo, während er versuchte, sie zu bändigen. »Du kleine Wildkatze! Oh, was für ein Spaß es sein wird, dich zu zähmen!«
Der Hengst begann nervös zu tänzeln, schnaubte und warf den Kopf zurück. Aramintas langes, durchnäßtes Kleid war hinderlich; sie konnte Rigo nicht richtig treten, und so trafen ihre Hacken nur die Schultern des Pferdes, was den Hengst aufspringen und seitwärts trippeln ließ; und Rigo mußte seine ganze Aufmerksamkeit darauf richten, sein Pferd wieder unter Kontrolle zu bekommen. Mit einem harten Ruck an den Zügeln gelang es ihm schließlich, dann ließ er sich aus dem Sattel gleiten und zog Araminta mit sich. Zu ihrer großen Befriedigung gelang es ihr dabei, ihm einige Fausthiebe an Kopf und Brust zu
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