Desperado der Liebe
verpassen. Doch es reichte nicht, um sich auch aus seinem Griff zu befreien, und als sie aus dem Sattel rutschte, verlor sie den Halt und stolperte. Rigo sah, wie hysterisch sie war, und so schlug er ihr leicht mit der Rückseite der Hand über das Gesicht; im selben Moment ließ er Araminta los, so daß sie zurücktaumelte und der Länge nach hinfiel. Erschrocken, daß er sie tatsächlich geschlagen hatte, benommen vom Sturz, lag sie reglos da, zitternd und weinend. Sie gab alle Gegenwehr auf, selbst als sich Rigo über sie beugte, in seine Arme hob und sanft wiegte, während er ihr etwas auf spanisch zumurmelte.
Im nächsten Moment stieß er einen barschen Befehl auf pelado aus, einem Gemisch aus spanischem Dialekt und einer Indianersprache, woraufhin einer der Bandoleros, die sich auf ihren Pferden zu einem schützenden Halbkreis um das auf dem Boden hockende Paar versammelt hatten, abstieg und zu ihnen kam, in der Hand eine Flasche, die er aus seiner Satteltasche hervorgezogen hatte. Rigo nahm die Flasche mit der klaren Flüssigkeit, entkorkte sie mit den Zähnen und preßte sie Araminta an die Lippen. Als sie den stechenden Geruch wahrnahm, wußte sie, daß die Flasche kein Wasser enthielt. Sie wandte den Kopf ab, wollte nichts von dem Alkohol trinken, aber Rigo blieb hartnäckig. Er packte grob ihr Haar, bog ihr den Kopf zurück und zwang sie, einen Schluck zu trinken. Araminta hustete und würgte, als der scharfe Schnaps ihr im Hals und Magen brannte. Mescal. Er hatte ihr Mescal eingeflößt, da war sie ganz sicher. Einen Moment lang fürchtete sie, sich übergeben zu müssen. Sie schloß die Augen und kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an, doch dann spürte sie die Wärme, die sich plötzlich in ihr ausbreitete, und überrascht stellte sie fest, daß es ihr tatsächlich besserging. Langsam, mit flatternden Lidern, schlug sie die Augen auf.
Rigo hockte neben ihr, hielt sie mit einem Arm; auf seinem dunklen, hübschen Gesicht, das vom silbernen Mondlicht erhellt wurde, eine Mischung aus Zorn, Besorgnis und etwas, was Araminta nicht deuten konnte, was ihr Herz aber unerklärlich klopfen ließ, und ihr Atem ging viel zu schnell und flach. Sie wollte sich von ihm abwenden, doch seine abgrundtiefen, dunklen Augen hypnotisierten sie. Es war unmöglich, sich diesem Blick zu entziehen. Als Rigo sie so sah, aschfahl und zu Tode verängstigt, hatte er fast Mitleid mit ihr. Ihr langes blondes Haar umgab ihr Gesicht wie goldene Bänder, so golden wie die Wüsten Mexikos. Ihre tränenerfüllten Augen leuchteten so grün wie ein Saguaro-Kaktus und spiegelten eine Mischung aus Furcht und Haß wider, die zu sehen ihn sonderbar schmerzte. Doch dann bemerkte er ein schwaches Funkeln an ihrer schlanken linken Hand, und als er genauer hinsah und den goldenen, kostbar mit Diamanten verarbeiteten Ehering erblickte, wurde seine Miene hart, und sein Körper spannte sich an. Sie war die Frau seines Todfeindes Judd Hobart. Rigo hatte allen Grund, das niemals zu vergessen - niemals. Langsam hob er die Hand an sein Gesicht und berührte die tiefen Schrammen, die sie ihm zugefügt hatte.
»Kein Mann hat je so etwas getan, ohne dafür mit dem Leben zu bezahlen.« Er sagte das ganz ruhig, doch Araminta ließ sich nicht täuschen. Er würde seinen Preis für diese Schrammen fordern, das wußte sie, und seine folgenden Worte bestätigten dies. »Doch an dir, Gringuita, werde ich mich anders rächen.«
Sie wich zurück, als er die Hand ausstreckte, um ihr das Haar aus dem Gesicht zu streichen und ihre Wange zu berühren, die noch immer leicht gerötet war, wo er sie geschlagen hatte. Es tat ihm leid, daß er sie hatte schlagen müssen, aber er hatte nicht gewußt, wie er sie anders wieder zur Besinnung bringen sollte. Nun war sie wieder gefaßt genug, sagte er sich, und hatte aufgehört, sich gegen ihn zu wehren. Er war froh darüber, denn er wollte ihr nicht mehr weh tun als nötig, auch wenn es letztlich unabänderlich war, daß er ihr würde Schmerz zufügen müssen. Wenn es nur irgendeine andere Möglichkeit gegeben hätte... Doch ihm war keine Wahl geblieben. Grimmig verzog er den Mund, als er erneut den Ring im Mondlicht aufblitzen sah. Am liebsten hätte er ihn ihr vom Finger gezogen, tat es jedoch nicht. Der Ring war eine ständige, bittere Erinnerung daran, weshalb er Araminta entführt hatte. Er mußte sich daran erinnern, durfte nicht zulassen, daß er Mitleid mit ihr bekam und in seinem Entschluß wankte. So erschrocken,
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