Desperado der Liebe
hölzerne Läden, die zum Schutz vor dem Wetter geschlossen werden konnten - oder gegen die Kugeln von Angreifern. Auch wenn es General del Castillo war, der hier wohnte, war die Hütte nicht luxuriöser als die übrigen Gebäude, die Araminta gesehen hatte.
Dennoch würde es immer noch besser sein, als im Freien zu übernachten und auf der harten Erde zu schlafen, sagte sie sich. Aber dann begann sie zu zittern, als ihr dämmerte, daß sie diese Hütte ganz gewiß mit Rigo teilen würde; daß sie hier, zum erstenmal seit ihrer Entführung von der High Sierra, ganz allein mit ihm sein würde, ohne daß die übrigen Bandoleros nur wenige Meter entfernt neben ihr schliefen, was ihn bislang davon abgehalten hatte, sie ganz zu nehmen. Plötzlich sah sie das Bett nebenan bedrohlich groß und bedeutungsvoll vor sich. Wer würde sie jetzt hier hören, wenn Rigo in diesem Bett von ihr verlangen würde, was sie verzweifelt versucht hatte ihm vorzuenthalten? Wer würde ihre Schreie der Angst oder der Unterwerfung hören? Wie lange konnte sie sich selbst noch etwas vormachen und sich einreden, ihn nicht zu begehren, wo nie doch genau wußte, daß ein Teil von ihr es tat? Nur ihr Stolz und eine tiefe, aber unbewußte Sehnsucht nach mehr, als Rigo ihr bislang geboten hatte, hatten ihre Kapitulation verhindert.
Hei diesem Gedanken biß sie sich auf die bebende Unterlippe und hielt stumm ihre Handgelenke hin, als sie sah, wie Rigo Messer zückte, und begriff, daß er ihr die Fesseln aufschneiden wollte. Die scharfe Klinge durchtrennte das Seil mühelos. Während Rigo das Messer wieder einsteckte, mas sierte sich Araminta die Handgelenke.
>>Du wirst sicher froh sein, daß es nun nicht mehr nötig ist, dich zu fesseln.“ Seine tiefe Stimme klang warm und weich in ihren Ohren. Langsam musterte er sie von Kopf bis Fuß, dann trafen sich ihre Blicke, und er schaute ihr hypnotisierend tief in die Augen. »Von hier gibt es kein Entkommen für dich, Araminta.«
Seine sanft ausgesprochenen Worte schienen mit ihrer doppelten Bedeutung für einen Moment zwischen ihnen zu ste llen, während die Spannung ins Unerträgliche wuchs. Aramintas grüne Augen weiteten sich. Ihr Gesicht wurde aschfahl, ehe ihr die Röte der Verlegenheit in die Wangen stieg. Sie brachte es nicht länger fertig, seinem eindringlichen Blick standzuhalten, und so schaute sie weg; ihre Wimpern flatterten wie die Flügel eines Schmetterlings, als sie versuchte, ihre Augen zu verdecken, damit er nicht darin lesen konnte, was sie dachte.
>>Du wirst sicher ein Bad nehmen wollen, nehme ich an«, sagte er. »Ich werde das Nötige veranlassen.«
Rigo ging, kam aber schon nach kurzer Zeit wieder, gefolgt von zwei kräftigen Männern, die eine alte hölzerne Wanne trugen, wie es sie in den Dörfern gemeinhin gab. Rigo brachte ihr frische Kleidung, ein rauhes Handtuch und einen Waschlappen, ein einfaches Stück Seife und legte alles auf dem Tisch ab. Nachdem sie die Wanne in der Küche abgestellt hatten, machte einer der beiden Männer Feuer im Ofen, während der andere mehrere Eimer Wasser aus dem Bach holte und zwei schmiedeeiserne Töpfe füllte, die auf dem Herd erhitzt wurden. Als Rigo sah, daß Araminta alles hatte, was sie brauchte, ließen er und die beiden anderen sie allein. Er werde, sagte Rigo beim Hinausgehen, später wiederkommen. Als die Männer gegangen waren, sah sich Araminta ihre neue Umgebung genauer an. Rigo mußte seine Ankunft hier im Cañón angekündigt haben, denn die Küche war mit frischen Lebensmitteln aufgefüllt, und die Laken des Bettes, wenngleich abgenutzt und geflickt, waren frisch gewaschen und dufteten nach der heißen Sommersonne, in der sie getrocknet waren. In Rigos Satteltaschen fand sie ihre Bürste, die sie mit in die Küche nahm. Als sie sah, daß das Wasser für ihr Bad kochte, nahm sie einen Kesselhaken und hob die beiden Kessel vom Herd. Sie schüttete den Inhalt in die Wanne, dann goß sie kaltes Wasser aus den Eimern nach, bis ihr Bad eine angenehme Temperatur hatte. Sie schloß die Eingangstür, zog die Vorhänge vor die Fenster, entkleidete sich und ließ sich dann langsam in die Wanne sinken, wohlig seufzend, als das noch leicht dampfende Wasser sie umfing. Es war ein himmlisches Gefühl; die Wärme tat ihren wunden Muskeln gut, und sie seifte sich großzügig ein, schrubbte sich gründlich mit dem Lappen ab und wusch sich schließlich das Haar. Nur die länger werdenden Schatten, die das diffuse, durch die Vorhänge
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