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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Kapitel
    Er war südlich der Grenze zur Welt gekommen, in einem Dorf, so klein, daß es nicht einmal einen Namen trug, auch wenn es die Bewohner selber Yermavilla nannten - Wüstenstadt. Wie sein Geburtsort, so war auch er ohne richtigen Namen, wenngleich ihn seine Mutter Rigo rief und er sich, als er fünfzehn wurde und alt genug war, um als Mann zu gelten, selbst einen Namen gab, del Castillo - benannt nach der beeindruckenden Hacienda jenes Mannes, der sein Vater war.
    Er war an jenem Tag gezeugt worden, als sein Vater - damals  ein junger, verzogener Sproß eines wohlhabenden hacendado -mit einer Horde gleichfalls reicher und gelangweilter junger Männer aus reichem Haus lachend und grölend und sturzbe-trunken in Yermavilla eingefallen war, um sich hier ein wenig zu vergnügen und die Hörner abzustoßen. Es kümmerte sie nicht, daß die Frauen, denen die »Ehre« jener jungen »Caballeros« zuteil wurde, dies gar nicht wollten oder einem anderen Mann gehörten. Wenn sie sich wehrten, wurden sie einfach aus ihren ärmlichen Hütten gezerrt, geschlagen und vergewaltigt von jenen, die in diesem Land das Sagen hatten, und niemand wagte es, auch nur den Versuch zu unternehmen, ihnen zu Hilfe zu kommen. So war das Leben in Mexiko. Dies war das Schicksal von Rigos junger, bildhübscher Mutter - mehrere Stunden lang wiederholt zum Vergnügen eines Mannes herhalten zu müssen, der nicht einmal ihren Namen kannte und den sie nur vom Sehen als den Sohn ihres Herrn und Gebieters kannte; sie hatte ihn über die Felder reiten sehen, wo Weizen, Bohnen und wilder Kopfsalat gediehen, die vornehmlichen Ernten in einer Gegend, in der sonst wenig wuchs. Von jenem jungen Mann waren ihr Heim und sie selbst geschändet worden. Hinterher vergaß er sie rasch.
    Sie jedoch erinnerte sich an ihn bis ans Ende ihrer Tage.
    Neun Monate später trug sein ungewollter Samen in ihr Frucht, einen Sohn, den sie mit ihrem Schmerz und ihrer Bitterkeit aufzog. Wie sie, so haßte auch er seinen Vater, der nichts von seiner Existenz wußte und der, als er davon erfuhr, keinerlei Gedanken daran verschwendete. Von früh an lernte Rigo, daß sein Vater andere, legitime Söhne hatte und sich deshalb nicht für ihn interessierte und keine Verwendung für ihn hatte; und er mußte erfahren, daß sein Platz im Leben nur einen Schritt von der Hölle entfernt war und daß er das niemals vergessen durfte. Und er vergaß es nicht. Doch weil er es auf bittere Weise lernte, konnte er sich niemals damit abfinden. In seinem Herzen verachtete er das jahrhundertealte feudale System, das in seinem Heimatland zwei Klassen hervorgebracht hatte, Arm und Reich, ohne eine Möglichkeit, von der unteren in die obere Schicht aufzusteigen, es sei denn als General oder Bandit - was sich sehr häufig als ein und dasselbe erwies. Mit jedem Jahr, das verging und mit dem Rigo heranwuchs, größer und stärker wurde, wurde ihm desto härter diese Lektion erteilt, die sich noch tiefer bei ihm einprägte. Er mußte erfahren, was es bedeutete, ausgepeitscht oder mit der flachen Klinge  einer Machete geschlagen zu werden, wenn er den hacendados mißfallen hatte, und von ihren Gegenstücken terrorisiert zu werden, jenen wilden ruchlosen Söhnen der reichen Rinderbarone von Texas, die aus dem Norden einfielen, um in den  Grenzstädten Angst und Schrecken zu verbreiten.
    Und einer dieser Überfälle änderte Rigos Leben auf ewig.
    Er hatte in jenem Sommer Marisol geheiratet, die, so die  einheilige Meinung in Yermavilla, die schönste von allen  Frauen war. Obendrein hatte er sich einer Bande von Abtrünnigen und Gesetzlosen angeschlossen, fest entschlossen, sich seinen Weg aus dem Schmutz zu erkämpfen, in dem er sonst sein Leben lang in seiner Heimat Mexiko gelebt hätte. Es geschah, als er unterwegs war, um jenseits der Grenze Vieh und Pferde zu stehlen, die er später in Mexiko zu verkaufen ge dachte. Eine Horde junger, gelangweilter Texas-Gringos, die als anstehende Erben des väterlichen Vermögens keine Herausforderung im Leben hatten, fielen in Yermavilla ein, besoffen sich heillos und ballerten wild in der Gegend herum, triezten und terrorisierten die Einwohner und entführten und vergewaltigten schließlich Rigos Frau. Da sie südlich über die Grenze gekommen waren, um ihrerseits Pferde und Rinder in Mexiko zu stehlen und sie hernach in Texas zu veräußern,  dauerte ihr Beutezug mehrere Tage an ; während dieser Zeit  vergingen sich die Gringos mehrfach an Rigos Frau, die

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