Desperado der Liebe
hereinfallende Sonnenlicht auf den Küchenfußboden zeichnete, bewegten sie dazu, widerwillig aus der Wanne zu steigen.
Sie schlüpfte in die frischen Kleider - eine weite Bluse mit rundem Ausschnitt und schulterfreien Ärmeln und ein weiter Rüschenrock -, die Rigo für sie besorgt hatte. Dann wusch sie ihr Reitkostüm aus und hängte es auf Kleiderbügel, die sie an der Wand beim Ofen entdeckte. Danach bürstete sie sich gründlich ihr Haar. Nicht einen Moment zu früh hatte sie ihre Toilette beendet, als sie mit bangem Herzen sah, wie die Tür aufschwang und Rigo auf der Schwelle erschien, eine große dunkle Silhouette vor der untergehenden Sonne.
Anscheinend hatte auch er gebadet, denn er stand mit freiem Oberkörper da, und auf seiner muskulösen bronzenen Brust mit dem feinen schwarzen Haar glänzten noch Wassertropfen, Sein Haar war während der ganzen Flucht nicht geschnitten worden, und nun fiel Araminta auf, wie lang es war ; wie die Mahne eines Hengstes fiel es ihm in wilden, glänzend nerz-schwarzen Wellen bis auf die Schultern. Er sieht wirklich wie ein Raubtier aus, dachte Araminta im stillen, wahrhaft wie El Salvaje, ungestüm, ungezähmt - und sehr attraktiv. Barfuß tapste er wie ein Tier auf Beutefang ins Schlafzimmer; und kurz darauf hörte Araminta, wie er sein Pistolenhalfer ablegte und den Sombrero und die übrigen Sachen, die er auf dem Arm hatte, dann folgte ein lautes Poltern, als er seine Stiefel in die Ecke warf.
Im nächsten Moment war er zurück, noch immer in seiner schwarzen Hose. Er warf sein goldenes Zigarrenetui auf den Tisch, ging ohne ein Wort zu den offenen Regalen in der Küche, nahm sich eine Flasche Wein und eine Tontasse. Dann setzte er sich zu Araminta an den Tisch auf die Bank ihr gegenüber, entkorkte den Wein und schenkte sich eine Tasse ein. Er ließ das Etui aufschnappen und zog ein Zigarillo hervor, zündete es an und nahm einen tiefen Zug, ehe er das Wort ergriff.
>>Mach mir was zu essen, Niña«, knurrte er arrogant, und seine Augen funkelten; um seinen Mund spielte ein spöttisches Lächeln. »Ich habe Hunger.«
Araminta haßte es, wenn Rigo sie so ansah; sie haßte es, daß sie dann immer zitterte und ganz durcheinander war, daß ihre Knie so weich waren, als würden sie ihr jeden Moment den Dienst verweigern. Und sie konnte es nicht leiden, wenn er sie »Niña« nannte, als wäre es der Kosename für eine Geliebte! Am liebsten hätte sie ihm diese Unverschämtheit mit einer Ohrfeige heimgezahlt, aber sie wußte nur zu gut, wie sinnlos ein solcher Versuch gewesen wäre, und er hätte sich ganz sicher nur darüber lustig gemacht oder sie gepackt - was sie am meisten fürchtete -, an sich gedrückt, festgehalten und geküßt. Und so stand sie statt dessen wortlos auf, um ihm etwas zu essen zuzubereiten ; wohl wissend, daß dies von nun an - auch wenn sie es bislang nicht hatte tun müssen - zu ihren Pflichten zählte. So als wäre sie wirklich seine Geliebte oder sogar seine Frau, dachte sie bei sich und mußte mit einem Mal unwillkürlich daran denken, wie es wäre, wenn sie tatsächlich mit ihm verheiratet wäre, wenn er jeden Abend heimkäme zu ihr, und nur zu ihr.
Genau diese Überlegung hatte Rigo mit seiner Forderung, ihm etwas zu kochen, auch bei ihr bewirken wollen, obgleich Araminta dies natürlich nicht wissen konnte. Auch wenn er selbst sich nur unbewußt über sein Motiv im klaren war, wagte er nicht, weiter darüber nachzudenken. Er wußte nur, als er sie im feurigen Sonnenuntergang vor den Fenstern beobachtete, daß in ihm Gefühle aufloderten, die er schon lange für erstorben gehalten hatte. Genau so wollte er sie, wurde er sich gewahr - auch wenn er sich nicht einmal in diesem Moment den Grund dafür eingestand -, er wollte sie in seinem Haus haben, in seiner Küche, in seinem Bett. Er wollte sie genau so, wie er Marisol gewollt hatte, seine Frau, die nicht mehr am Leben war und nach deren Tod er keine andere Frau mehr gewollt hatte - bis jetzt. Daß es nichts gab, was ihn davon abhielt, Ara min ta auf die gewünschte Weise zu besitzen, das war ihm klar, so wie er die ganze Zeit gewußt hatte, daß er nicht viel mehr hatte tun müssen, als sie zu küssen, um seine Rache zu haben ; daß ihre Entführung allein schon ausreichte, weil niemand - Judd am allerwenigsten - glauben würde, sie sei danach noch immer Jungfrau. Doch das hatte ihm nicht gereicht, wie Rigo feststellen mußte; denn er wollte längst mehr als nur die Rache an
Weitere Kostenlose Bücher