Desperado der Liebe
im Bauch, gab ihr das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, beschützt und behütet in seiner Umarmung, während draußen der Wind, der zuvor abgeflaut war, sich nun mit einem Tosen erneut erhob und durch die Fenster hereinpeitschte, die Vorhänge wehen ließ und über die Einrichtung der kleinen Hütte heulte, die Flammen der Öllampen und der Feuer in den beiden Öfen wild flackern ließ und seltsame, tanzende Schatten an die Wände warf. Mit dieser Warnung brach das Unwetter, das sich während der letzten Stunden am Himmel zusammengebraut hatte, mit voller Wucht über den Cañón herein. Ein gewaltiger Blitz schlug so dicht neben ihrer Hütte ein, begleitet von einem ohrenbetäubenden Donnerschlag, daß Araminta zusammenfuhr und sich fest an Rigo schmiegte. Dann ergoß sich eine wahre Sintflut aus den schwarzen Wolken. Die Vorhänge an den Fenstern flatterten wie Segel im Sturm, und mit jedem frostigen Wind-stoß wehte Regen herein und prasselte ebenso heftig auf den harten Lehmboden der Hütte wie auf das Dach.
In diesem Moment schienen Rigo und Araminta die einzigen hier im Cañón zu sein, ganz allein auf der Welt, vom Sturm an einen urzeitlichen Ort gewirbelt, in die endlose Dunkelheit, die endlose Nacht, und sie hatten nur einander, um sich festzuhalten. Und als der nächtliche Himmel über ihnen die Schleusen öffnete und eine gewaltige Sturzflut herabsandte, wurde Araminta von einer taumelnden Woge der Gefühle überspült, so reißend wie der vom Regen angeschwollene Bach dicht bei der Hütte. Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt; das Gefühl breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Selbst ihre Finger-spitzen kribbelten, als hätte der Blitz, der den Himmel zerris sen hatte, auch sie getroffen und etwas in ihrem Innern erweckt, so wild und atavistisch wie der Sturm. Sie dachte nicht an die Zukunft, nicht einmal an das Morgen, nur an das Hier und Jetzt, als ihre Hände, die Finger ausgestreckt und weit gespreizt, zu Rigos dunklem Gesicht emporwanderten. Sie selbst hielt den Blick dabei gesenkt, den schwanenhaften Hals in einer uralten Geste der Unterwürfigkeit gebeugt; ihre Brüste hoben und senken sich heftig mit jedem flachen und keuchenden Atemzug. Ihre halb geschlossenen Augen funkelten im Schein der Lampe und der Feuer wie ungeschliffene Smaragde unter den schwarzvioletten Bögen ihrer Wimpern; ihre rosigen Lippen waren halb geöffnet wie eine Rose in ihrem goldenen Gesicht; und als sie verzückt zu ihm aufschaute, verklärte sich ihr Blick und flehte ihn stumm an, während gleichzeitig ein zartes, seufzendes Wimmern des flehentliche- Bittens, der Kapitulation in ihr aufstieg. Sie begehrte ihn, sie ko nn te sich nicht länger dagegen wehren. Er hatte sie dazu gebracht, ihn zu begehren - und sie dann zurückgewiesen. So grausam würde er nun sicher nicht sein. »Por favor«, flehte sie leise. Bitte.
Im selben Moment griff Rigo in ihr offenes Haar, hielt ihren Kopf mit beiden Händen, nicht länger sanft, sondern so, als wolle er ihr zeigen, wie stark er war, welche Macht er besaß und wie leicht er ihr den Schädel würde zerquetschen können, während er sie mit feurigem, bohrendem Blick ansah; seine Augen flackerten im Schein der Öllampen und Feuer in den Öfen und ließen Araminta bis in ihr tiefstes Innere hinein entflammen. Wie ein bronzener heidnischer Gott - oder Teufel - kniete er über ihr, bereit, sie zu erobern und sie sich, Körper und Seele, zu eigen zu machen und sie mit sich zu nehmen in den dunklen Irrgarten seiner höllischen Unterwelt. Unter der Innenfläche ihrer Hand zuckte ein Muskel in seinem Kinn,-sein Atem ging plötzlich rauh und schnell, war heiß an ihrem Gesicht. Zwischen ihnen entlud sich eine Energie, so geladen wie die Blitze, die draußen vor den Fenstern am Himmel zuckten. Und dann fiel er mit einem heiseren Stöhnen über sie her ; bemächtigte sich gierig ihres Mundes,- seine Zunge tauchte tief zwischen ihre Lippen,- seine fiebrigen, fordernden Küsse schlugen sie in seinen Bann, raubten ihr den Atem und den Verstand.
Araminta kostete seinen Angriff mit jeder Faser ihres Wesens aus, als unter seinem leidenschaftlichen Kuß etwas Wildes und Barbarisches in ihr mit aller Macht erwachte, das bis dahin nur wie ein Samenkorn, wie eine Knospe in ihr gewartet hatte, sparsam ernährt, das nun jedoch so plötzlich und explosionsartig hervorbrach und sich wie eine dunkle, betörende Blüte in ihr öffnete. Stöhnend klammerte sie sich an ihn, um nicht
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