Desperado der Liebe
reißenden kristalklaren Strom an einen Ort spülte, so waldig wie der Garten Eden, unter einem diamantenen Himmel, in dessen Herz eine glorreiche, zeitlose Flamme brannte und loderte, als er aufstöhnte, dann laut schrie und sich mit einem Schaudern, das seinen ganzen muskulösen Körper durchfuhr, in ihr ergoß.
Danach lag sie in seinen Armen und sonnte sich im nach-klingenden Glanz ihres Liebesaktes, und Araminta hätte am liebsten vor Freude geweint, ob des bittersüßen Schmerzes, den ihr Herz vor Liebe zu ihm verspürte; denn letzte Nacht hatte Rigo ihr erzählt, daß die Menschen auf dem Lande vor der Revolution gezwungen gewesen waren, sich leise zu lieben, aus Furcht, sie könnten von ihren Herrn und Gebietern gehört werden, die ihnen selbst diese Nähe, dieses Vergnügen mißgönnten.
»Te amo!« wisperte sie, als könne sie allein mit diesen Worten seine Erinnerungen an die Zeit vor dem Krieg auslöschen, als er weniger wert gewesen war als ein Hund - und als könne sie die Gegenwart und die Zukunft in Schach halten, in denen er ein »Hund des Krieges« war. »Te amo...« Ich liebe dich.
Mit einem Kuß nahm er ihr diese Worte von den Lippen und gab sie ihr zurück. »Te quiero.« Ich will dich, ich liebe dich, sagte er, denn für ihn waren es dieselben Worte, wenn er sie aussprach. Araminta genügte es ; sie bat nicht um mehr, nicht von einem Mann, der soviel über das Liebeschenken wußte und doch so wenig Liebe erfahren hatte. Da waren Narben, die schlimmer waren als die auf seinem Körper, Narben, die ein Leben lang brauchten, um ganz zu verheilen. Das verstand sie -wie er gewußt hatte, daß sie eg tun würde. Ein Mann wie er öffnete sein Herz und seine Seele keiner Frau, die beides nicht zu schätzen wußte; so wie eine Frau wie sie es niemals gegenüber einem Mann tun würde, der sie nicht liebte. Und auch das hatte er gewußt.
Auch wenn sie weniger als einen Monat dort verbrachten, sollte Araminta die kleine Hütte im Cañón nie vergessen, wo Rigo sie zum erstenmal geliebt und wo die Zeit für eine Weile stillgestanden hatte; wo sie gelebt hatten wie Mann und Frau, so als wären sie tatsächlich miteinander verheiratet, frisch Vermählte, die einander kennenlernten und sich ohne Ende liebten. Doch unausweichlich begann sich das Rad der Zeit wieder zu drehen; und die Welt, Mexiko und die Revolution kehrten auch in ihr Leben zurück, und zwar in Form einer Botschaft von Francisco “Pancho« Villa, dem befehlshabenden General der División del Norte. Ein Mann, der in den Bergen verweilte und sich die Zeit mit einer Gringa vertrieb, während die übrigen Guerilleros den Krieg der Freiheit fochten, galt als Mann den viele als Verräter betrachteten, der an die Wand gestellt gehörte. Villas Haltung war unmißverständlich: Verrat und Desertion würde er niemals dulden. Offiziere, die sich nicht an seine Befehle hielten, würden exekutiert werden, und Rigo war da keine Ausnahme.
Araminta war bestürzt, als sie von der Nachricht erfuhr, weil sie sicher war, daß Rigo sie nun allein hier im Cañón zurücklassen oder sie auf seine Ranch in Mexiko, die Casa Grande, bringen lassen würde, wo sie ganz allein wäre bis zu seiner Rückkehr. Doch dann sagte er ihr, daß sie ihn zu den Villistas begleiten dürfe, wie es viele mexikanische Frauen taten, die ihre Ehemänner und Geliebten in die Schlacht begleiteten. Aus dem Korral am anderen Ende des Cañons suchte sich Araminta ein Pferd aus, einen schneeweißen Araberhengst, auf dem sie dann an Rigos Seite ritt. Wie anders diese Reise doch war!
Mit jeder Woche, die verging, vergrößerte sich Rigos Despe rado Bande von einer Handvoll auf fünfhundert und mehr. Woher die Guerilleros wußten, wie und wo sie ihn finden konnten war Araminta ein Rätsel, denn sie ritten in schnellem Tempo. Erst als die Reiterschar immer größer wurde, ging es langsamer voran und offener, begleitet von Kanonen, Planwagen mit Verpflegung und Pferden für die Rebellentruppen. Ara minta konnte einige Brandzeichen von Ranches in Texas aus machen, ja sogar das der High Sierra und des Chaparral, was keinen anderen Schluß zuließ, als daß diese Pferde aus Rigos Überfällen nördlich der Grenze stammten.
Zum erstenmal seit Tagen dachte Araminta wieder an ihren Großvater und Judd. Inzwischen mußten die beiden annehmen, daß sie nicht mehr am Leben war. Da sie weder eine Lösegeldforderung noch irgendein Lebenszeichen von ihr erhalten hatten, konnte es für
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