Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dessen, S

Dessen, S

Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
Vom Netzwerk:
deshalb solltest du es auch machen, denn   …«
    Er hielt inne. Ich wusste mittlerweile, dass es besser war, diese Pausen zu respektieren.
    »…   das gilt bei Weitem nicht für alles«, fuhr er fort. »Jedenfalls lerne ich das gerade.«
    Die Lichter über den Bowlingpins im Hintergrund blinkten. Unmittelbar vor mir erstreckte sich das polierte, abgewetzte Holz der Lauffläche und ich versuchte mir vorzustellen, wie endlos einem diese Bahn als Kind vorkommen musste.
    »Du denkst zuviel«, rief Eli hinter mir. »Wirf einfach.«
    Ich trat einen Schritt zurück, versuchte mir Elis Bewegung von vorhin zu vergegenwärtigen und ließ den Ball mit Schwung los. Er flog ein Stück durch die Luft – falsch, dachte ich, ganz falsch   –, landete mit einem dumpfen Knall   … auf der benachbarten Bahn und rollte dann langsam in die Rinne.
    »He!«, brüllte eine Stimme aus der Raucherecke. »Bisschen besser aufpassen, ihr da!«
    Mir war das Ganze so peinlich, dass ich knallrot wurde. Der Ball rollte bis zum Ende der Bahn, wo er hinter den Pins verschwand. Kurze Zeit später ertönte ein Klacken, Eli trat neben mich und hielt ihn mir erneut hin.
    »Lieber nicht«, sagte ich. »Das gehört ganz eindeutig nicht zu meinen Stärken.«
    »Das war dein erster Versuch«, erwiderte er. »Was hast du denn gedacht? Dass du auf Anhieb alle zehn abräumst oder was?«
    Ich schluckte. Um ehrlich zu sein: Genau das hatte ich gedacht. Oder zumindest gehofft. »Es ist bloß   …« Ich unterbrach mich, setzte noch mal an: »In solchen Dingen bin ich echt nicht gut.«
    »Weil du es noch nie gemacht hast.« Er nahm meine Hände, legte den Ball hinein. »Zweiter Versuch. Und lass eher los.«
    Er kehrte zur Bank zurück. Ich zwang mich, tief durchzuatmen. Es ist nur ein Spiel, sagte ich mir. Alles halb so wichtig. Noch während ich das dachte, machte ich einen Schritt vorwärts und ließ den Ball los. Hübsch war der Anblick wirklich nicht – wackelig, schief und quälend langsam rollte er dahin   –, aber ich traf zwei Pins auf der rechten Seite. Und das war   …
    »Nicht übel«, rief Eli, während die Maschine vor sich hin ratterte. »Gar nicht übel.«
    Wir spielten zwei komplette Runden. Eli erwischte ständig alle Pins, entweder auf einmal oder zumindest in den zwei Anläufen, die erlaubt waren, um zu punkten. Ich konzentrierte mich überwiegend darauf, den Ball aus der Rinne rauszuhalten. Schaffte allerdings auch ein paar ganz ordentliche Durchgänge, worüber ich mich zu meiner eigenen Verblüffung richtig freute. Und zwar so sehr, dass ich – als wir die Bowlinghalle verließen – den Zettel, auf dem Eli unsere Punktzahlen eingetragen hatte, aus dem Papierkorb holte und mehrmals sorgfältig zusammenfaltete. Als ich wieder aufblickte, bemerkte ich, dass Eli mich beobachtete.
    »Aufzeichnungen sind wichtig«, sagte ich.
    »Klar.« Er blickte mich unverwandt an. Ich steckte das zusammengefaltete Blatt ein. »Natürlich.«
    Wir ließen das blinkende Neonschild BOWLING hinter uns, liefen über den regenglatten Parkplatz zu meinem Auto. »So, nachdem du jetzt beim Bowlen warst, dichnicht an die üblichen Nachhausekomm-Zeiten gehalten und es geschafft hast, dich auf einer Party beinahe in eine Schlägerei verwickeln zu lassen«, meinte er, »sag mir, was noch auf deiner Liste steht.«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Was hast du in deinen ersten achtzehn Jahren denn so getrieben?«
    »Wie schon gesagt«, meinte er beim Einsteigen, »ich bezweifle, dass ich mich als Vorbild eigne.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil ich so einiges bereue«, erwiderte er. »Außerdem bin ich ein Junge. Jungen machen andere Sachen.«
    »Wie zum Beispiel Fahrradfahren?«
    »Nein«, entgegnete er. »Wie mit Essen um sich schmeißen. Oder Zeug kaputt machen. Bei anderen Leuten auf der Veranda rumböllern. Und   …«
    »Mädchen können nicht rumböllern?«
    »Können schon«, antwortete Eli.
    Ich ließ den Motor an.
    »Aber sie sind schlau genug, es nicht zu tun. Das ist der große Unterschied.«
    »Ich weiß nicht«, meinte ich. »Ich finde, es gehört zur Chancengleichheit, dass im Prinzip alle Zeug kaputt machen und mit Essen um sich schmeißen dürfen.«
    »Na gut. Aber wenn du rumböllern willst, musst du das allein durchziehen. Mehr will ich damit ja gar nicht sagen.«
    »Hast du etwa Angst oder so etwas?«, fragte ich.
    »Nein.« Er lehnte sich im Sitz zurück. »Ich hab’s nur einfach oft genug gemacht. Inklusive der Erfahrung, dass man

Weitere Kostenlose Bücher