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Dessen, S

Dessen, S

Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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Straße in Richtung Meer, das dahinter in der Dunkelheit lag. Es war noch so früh, und trotzdem hatte ich nach sehr langer Zeit zum ersten Mal wieder das Gefühl, am liebsten würde ich sobald wie möglich ins Bett gehen – es war einfach zuviel passiert, von dem Moment an, als ich Eli auf der Promenade beobachtet hatte, bis zu der unerwarteten Heimkehr meines Bruders. Ich wollte mir nur noch die Decke über den Kopf ziehen, meine eigene Dunkelheit finden und aufwachen, wenn die Nacht vorbei war.
    Mit diesem Gedanken im Kopf kehrte ich ins Haus zurück, um mich zu verabschieden, aber im Wohnzimmer war niemand mehr, wobei immer noch Musik aus der Anlage dröhnte und jede Menge Bierdosen auf dem Beistelltisch standen. Ich schnappte mir meine Handtasche und ging durch die Küche zur Hintertür. Jetzt sah ich auch, wo sie alle abgeblieben waren. Auf der Terrasse. Adam stand am Grill, Maggie neben ihm, Leah und Esther hockten Seite an Seite auf dem Geländer. Wallace öffnete gerade eine Dose mit Baked Beans. Jake saß auf einem rostigen Gartenstuhl und sah zu.
    »Dir war schon klar, dass er vermutlich nicht auftauchen würde«, sagte er zu Adam, der eifrig Würstchen wendete. »Seit es passiert ist, bleibt er lieber für sich.«
    »Aber es ist über ein Jahr her«, entgegnete Adam. »Irgendwann muss er doch wieder damit anfangen, unter Leute zu gehen.«
    »Vielleicht tut er das ja schon«, meinte Maggie. »Bloß nicht mit euch.«
    »Soll heißen?«, fragte Wallace. Ich trat ein wenig von der geöffneten Tür zurück und wartete darauf, dass Maggie antwortete. Doch sie schwieg.
    »Belissa?«, fuhr Wallace fort. »Da läuft gar nichts, das kann ich dir flüstern.«
    »Was du nicht sagst«, spottete Jake. »Idiot. Die beiden sind schon seit Monaten nicht mehr zusammen.«
    »Ja, trotzdem hängt sie noch ziemlich an ihm«, erwiderte Wallace. »Andererseits ist sie heute Abend im Laden vorbeigekommen, um ihm zu erzählen, dass sie einen neuen Freund hat. Ein Student, jobbt im
Cadillac
als Barmann. Sie meinte, sie wollte es ihm lieber persönlich sagen, bevor er es über andere mitkriegt.«
    Für einen Moment herrschte Stille. Schließlich erkundigte sich Leah: »Und woher weißt
du
das so genau?«
    »Vielleicht stand ich ja zufällig hinter der Tür, weil ich die Luft in den Reifen der Ausstellungsräder gecheckt habe.«
    Irgendwer schnaubte zwischen verächtlich und belustigt. Und Adam meinte: »Du bist so eine Tratschtante, Wallace. Schlimmer als jede Frau.«
    »Pass auf, was du sagst!«, protestierte Esther.
    »Sorry, war nur ein blöder Spruch«, erwiderte Adam. »Aber im Ernst, vielleicht hat Maggie ja recht. Vielleicht geht für ihn woanders längst wieder die Post ab. Als ich ihn für heute Abend eingeladen hab, meinte er, er würde versuchen vorbeizukommen, hätte allerdings schon Pläne, mit wem anders ein paar Sachen zu erledigen.«
    »Sachen erledigen?«, fragte Leah. »Wer erledigt denn nachts was für Sachen?«
    »Ich fand es auch etwas schräg«, erwiderte Adam. »Aber so hat er es ausgedrückt.«
    Ich blickte mich prüfend in der Küche um, ging zu einer Kommode, öffnete die oberste Schublade, dann die darunter. In der dritten fand ich endlich, was ich suchte: das örtliche Telefonbuch. In dem nur ein einziger Waschsalon aufgelistet war – Colby war eben eine ziemlich kleine Stadt.
    »
Waschzimmer
, Clyde am Apparat.«
    Ich warf noch einen Blick auf die Terrasse, zog mich dann Richtung Kühlschrank zurück. »Hallo, Clyde, ich bin’s, Auden. Ist Eli da?«
    »Worauf du dich verlassen kannst. Moment.«
    Während das Telefon von einer Hand in die andere wechselte, hörte ich für ein paar Sekunden nur ein Rauschen und gedämpfte Wortfetzen, dann sagte Eli an meinem Ohr: »Du verpasst genau in diesem Moment einen wirklich hammerartigen Apfelstreuselkuchen.«
    »Ich wurde auf eine Hotdog-Party mitgeschleift.«
    Pause. »Aha.«
    »Ja.« Ich drehte mich um, klappte das Telefonbuch zu. »Anscheinend handelt es sich dabei um einen sehr wichtigen Initiationsritus. Deshalb dachte ich mir, ich sollte zumindest hingehen und die Erfahrung machen. Du weißt schon, wegen meiner Mission.«
    »Aha«, sagte er noch einmal.
    Nun schwiegen wir eine Zeit lang beide. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass mich Eli nervös machte.So viele verrückte Nächte, in denen wir alles Mögliche zusammen angestellt hatten. Doch das hier, ein simples Telefonat, kam mir plötzlich total schwer und kompliziert vor.
    »Lass mich raten«,

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