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Dessen, S

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Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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denn alle hatten gedacht, er würde tief und fest schlafen. »Ein bisschen was Dunkles, leicht Gefährliches.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Eli.
    »Zum Beispiel«, sagte Jake – nach wie vor mit geschlossenen Augen, »
Monster Bikes
. Oder
Crash Bikes

    Adam verdrehte die Augen. »Du kannst einen Fahrradladen in einem Touristenort doch nicht
Crash Bikes
nennen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Leute im Urlaub entspannen und an nette Dinge denken wollen. Wenn sie ein Fahrrad mieten, haben sie keine Lust, sich darüber Gedanken machen zu müssen, dass sie vielleicht bei einem Unfall sterben könnten.«
    Ich konnte an Adams Gesichtsausdruck – erst locker, überzeugt, dann geschockt, dann beschämt – sehen, dass er keine Ahnung gehabt hatte, was da über seine Lippen kommen würde. Bis es zu spät war. Was es jetzt war.
    Wieder wurde es totenstill. Adam war knallrot geworden.Maggie und Esther wechselten einen verzweifelten Blick. Eli stand stumm neben mir. Der Moment war so unangenehm, dass es fast mit Händen zu greifen war. Ich konnte an nichts anderes denken, als dass alles meine Schuld war. Meine Schuld, dass er hier war, und damit auch meine Schuld, was gerade passiert war. Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte – bis ich den Topf mit Baked Beans auf dem Tisch neben mir bemerkte.
    Ich handelte instinktiv – so wie Menschen in lebensbedrohlichen Situationen handeln. Innerhalb eines Sekundenbruchteils schaufelte ich eine Handvoll Bohnen aus dem Topf, drehte mich um und warf sie – ohne nachzudenken oder zu zögern – nach Eli.
    Die Bohnen landeten mitten auf seiner Stirn und glitschten dann langsam runter. Von der Terrasse kam ein kollektives Keuchen. Ich aber behielt Eli unverwandt im Auge. Er blinzelte ein, zwei Mal, wischte sich ein paar Bohnen von der Nase.
    »Mannomann«, meinte er. »Jetzt geht’s aber ab!«
    Bevor ich reagieren konnte, griff er sich den Bohnentopf und stülpte ihn mir über den Kopf. Heiß und schleimig tropfte es über meine Haare und in meine Augen. Trotzdem schnappte ich mir den nächstbesten angebissenen Hotdog und schleuderte ihn in Elis Richtung.
    »Was um alles in der Welt   …«, begann Leah, doch den Rest des Satzes hörte ich nicht, weil Eli mich mit frischen Hotdog-Brötchen bombardierte. Ich zog den Kopf zwischen die Schultern und sauste über die Terrasse davon, wobei ich mich unterwegs mit einer Riesentüte Erdnussflips bewaffnete.
    »Moment mal!«, brüllte Adam. »Das ist mein Frühstück für diese Woche!«
    »Ganz ruhig«, sagte Maggie, nahm eine Handvoll Krautsalat von ihrem Teller, bewarf ihn damit. Leah sog scharf die Luft ein. Prompt zielte Maggie auch auf sie. Mit Krautsalat. Und traf natürlich.
    Leah klappte vor Verblüffung den Mund auf, starrte an sich hinunter auf ihr ruiniertes T-Shirt und dann Maggie an. »Na warte!« Sie nahm sich eine Bierdose und schüttelte heftig, ehe sie sie schwungvoll öffnete. »Wenn ich dir einen guten Rat geben darf: Lauf!«
    Maggie raste kreischend die Stufen hinunter. Leah folgte ihr dicht auf den Fersen. Das Bier schäumte bereits lustig über. Mittlerweile hatten Adam und Wallace begonnen, sich mit Nüssen zu bewerfen. Esther war hinter Jake in Deckung gegangen und hielt sich schützend die Arme über den Kopf, während Jake tief und fest schlief. Auf seinem Gesicht lagen dekorativ ein paar Streifen Krautsalat. Ich versuchte, den Eisbrocken am Stiel auszuweichen, die Eli in meine Richtung pfefferte, und gleichzeitig über die Schulter einen Chips-Hagel auf ihn abzufeuern. Ich war so darauf konzentriert, mich zu verteidigen und trotzdem im Angriff nicht nachzulassen, dass er es irgendwie schaffte, mich in der Küche in eine Ecke zu drängen. Und als ich es merkte, war es zu spät.
    »Moment!« Keuchend lehnte ich mich an den Kühlschrank und hob beschwichtigend die Hände. »Waffenstillstand, okay?«
    »Niemals. Nicht bei Essensschlachten«, erklärte Eliungerührt und bewarf mich immer weiter mit klebrigen Eisbrocken.
    »Und wann ist dann Schluss?«
    »Wer als Erster nichts mehr zum Werfen hat, muss sich offiziell ergeben.«
    Ich betrachtete meine Hände, die zwar mit Bohnenmatsche und Chipskrümeln bedeckt, aber im Prinzip leer waren. »Mich zu ergeben fällt mir nicht leicht.«
    »Das geht jedem so«, antwortete er. »Aber manchmal verliert man eben.«
    Wir standen uns gegenüber, Bohnen in den Haaren, Essensreste aller Art auf den Klamotten. Man hätte nie erwartet, dass so ein Moment etwas bedeuten könnte.

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