Destiny (Beachrats: Teil 7)
Klassenräumen, wenn ich die Ankündigungen mache. Wenn ihr beim Homecoming wart, habt ihr mich auch dort reden gehört. Ich versuche alles, was ich euch sage, mit Humor zu sagen, aber heute geht das nicht. Liebe Mitschüler, einer von uns ist jetzt tot und Schuld daran ist fehlende Toleranz. Ich möchte euch den Brief vorlesen, den Josh hinterlassen hat. Er wird mich vermutlich zum Weinen bringen, also habt bitte ein bisschen Geduld mit mir.«
Ich las ihnen Joshs Brief vor und die Hälfte der Kids in dieser Aula weinte ebenfalls.
»Ich kannte Josh nicht besonders gut«, sagte ich. »Aber er war einer der besten Freunde meines Bruders, Denny. Außerdem waren sie im Debattier-Team Partner. Mein Bruder sitzt gerade zuhause, weint sich die Augen aus und trauert um seinen Freund. Es gibt unter schwulen Jugendlichen eine höhere Selbstmordrate als unter dem Rest der Bevölkerung. Ein Grund dafür ist, dass viele Leute sie nicht so akzeptieren können, wie sie sind. Ich bin mir sicher, dass die von euch, die Josh kannten, keine Ahnung hatten, dass er schwul war. Aber das Coming Out ist etwas sehr Wichtiges für einen schwulen Jungen und Josh wollte, dass seine Eltern über ihn Bescheid wissen und ihn trotzdem so akzeptieren. Sie konnten es nicht und deshalb konnte er sich selbst auch nicht so akzeptieren, wie er war. Nur weil sie es nicht konnten. Was Josh getan hat, macht keinen Sinn. Er hatte Freunde, die für ihn da gewesen wären und der Staat Florida hätte für ihn bestimmt ein gutes Zuhause gefunden, wenn er nicht bei seinen Eltern hätte bleiben können. Josh war verwirrt. Er hatte Angst und fühlte sich zurückgewiesen. Die Menschen, die ihn am meisten und bedingungslos lieben sollten, haben ihn einfach fallen gelassen. Josh war ein wunderbarer Junge. Er wollte nicht schwul sein, aber er konnte nichts tun, um das zu ändern. Wenn ihr heute nach Hause geht, möchte ich euch bitten, darüber nachzudenken. Und ich möchte euch bitten, für Josh zu beten. Aber ich möchte euch auch bitten, für seine Familie und alle anderen Jungs und Mädchen in dieser Schule und auf der ganzen Welt zu beten, die das Gleiche durchmachen wie Josh. Und ich möchte euch bitten, für mehr Toleranz zu beten. Vielen Dank.«
Es war einige Sekunden lang still. Totenstill. Dann begann die ganze Aula zu applaudieren. Sie standen dabei sogar auf. Ich hoffte, dass sie das, was ich gesagt hatte, verstanden hatten und auch glaubten. Es war das zweite Mal in meinem Leben, dass ich für etwas, das ich gesagt hatte, Standing Ovations bekam und ich wünschte mir, dass ich diese Rede niemals hätte halten müssen.
Miss Sally trat wieder an das Mikrofon und sagte, dass die Vertrauenslehrer so lange wie nötig da sein würden, falls jemand mit ihnen über das reden wollte, was geschehen war. Außerdem sagte sie, dass Psychologen zur Verfügung stehen würden. Sie fügte hinzu, dass es noch keine Pläne für eine Beerdigung gab, aber dass Joshs Freunde entschuldigt werden würden, wenn sie an der Beerdigung teilnehmen wollten.
Als ich von der Bühne ging, bemerkte ich, dass alle zur Schule gekommen waren. Meine Eltern, Kevin und Rick waren ebenfalls da. Selbst Denny war mit ihnen zur Schule gekommen. Jeff und Tyler waren zuhause geblieben, um sich um Ron zu kümmern. Sie alle sagten mir, dass es eine gute Rede war, aber das war mir egal. Ich fühlte mich wie betäubt und wollte nur noch nach Hause.
»Vielen Dank, Alex«, sagte Miss Sally. »Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann. Ich glaube, das, was du gesagt hast, ist wirklich angekommen. Zumindest bei einigen von ihnen.«
»Ja, Ma‘am«, antwortete ich nur, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte.
Wir stiegen in die Autos, fuhren nach Hause zurück und setzten uns ins Wohnzimmer. David saß auf einer Seite neben mir und meine Mom auf der anderen. Beide hielten mich abwechselnd fest.
Rick und Kevin waren mit Denny irgendwohin verschwunden. Ich war mir sicher, dass sie versuchten, ihn davon zu überzeugen, dass es nicht seine Schuld war, dass Josh sich das Leben genommen hatte.
Jeff und Tyler kümmerten sich weiter um Ron. Es waren seine ersten Stunden in unserem Haus und sie sorgten dafür, dass er sich mit dem, was geschehen war, nicht befassen musste.
Justin und Brian fuhren nach einer Weile los, um die Hunde zu holen. Als sie nach Hause kamen, verbesserte sich unsere Stimmung ein bisschen. Es ist schwer, in der Gegenwart eines Welpen, der dich ein paar Tage lang nicht
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