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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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es das Herz war .«
    Ich fragte ihn noch eine ganze Liste weiterer Möglichkeiten ab, konnte aber keine Ungereimtheiten entdecken. Schließlich bedankte ich mich für seine Mühe, stieg in den Wagen und fuhr zu dem Campingplatz, wo Justine Crispin wohnte.

    Der Caravan hatte schon bessere Zeiten gesehen. Er stand auf einem morastigen Geviert. Eine umgekippte Holzkiste diente als Treppe. Ich klopfte. Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet. Dahinter wurde ausschnittsweise ein rundes Gesicht sichtbar. »Ja, was gibt’s ?«
    »Sind Sie Justine Crispin ?«
    »Ja.«
    »Hoffentlich störe ich nicht. Mein Name ist Kinsey Mill-hone . Ich bin eine alte Bekannte Ihrer Mutter und habe gerade erfahren, daß sie verstorben ist .«
    Vorsichtig abwartendes Schweigen. »Wie haben Sie das erfahren ?« fragte sie schließlich.
    Ich zeigte ihr den Zeitungsausschnitt. »Das kam mit der Post. Ich glaubte, meinen Augen nicht trauen zu können. Schließlich wußte ich nicht mal, daß sie krank war .«
    Justines Augen wurden schmal. »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen ?«
    Ich tat mein bestes, Sis Dunaways flapsigen Ton zu imitieren. »O Mann! Das muß letzten Sommer gewesen sein. Ich bin im Juni fortgezogen. Um die Zeit herum war’s wohl, denn ich habe ihr noch meine Adresse gegeben. Es kam ganz plötzlich, oder ?«
    »Herzversagen.«
    »Armes Mädchen. Sie war solch ein Schatz .« Ich hatte schon Angst, zu dick aufzutragen. Justine starrte mich an, als sei ich an der falschen Adresse. »Wissen Sie zufällig, ob sie meinen letzten Brief gekriegt hat ?« fragte ich.
    »Nein, davon weiß ich überhaupt nichts .«
    »Ich hatte nämlich keine Ahnung, wie ich das mit dem Geld machen soll .«
    »Hat sie Ihnen Geld geschuldet ?«
    »Nein, nein. Ich ihr... deshalb habe ich auch geschrieben .«
    Justine zögerte . » Wieviel ?«
    »Nicht sehr viel«, antwortete ich verlegen. »Sechshundert Dollar. Aber es war so lieb von ihr, mir das Geld zu leihen. Deshalb war’s mir auch peinlich, daß ich’s nicht gleich zurückzahlen konnte. Ich hatte sie gebeten, mir bis diesen Monat Zeit zu lassen, und dann habe ich nichts mehr von ihr gehört. Ich hatte ja keine Ahnung. Was soll ich jetzt nur machen ?«
    Ihre Haltung hatte sich merklich verändert. Habgier bewirkt dergleichen in Rekordzeit. »Sie können es mir geben. Ich sorge dafür, daß es zu ihrem Nachlaß kommt«, sagte sie hilfsbereit.
    »Aber ich möchte nicht, daß Sie unnötig Laufereien haben .«
    »Das macht mir nichts aus. Wollen Sie nicht reinkommen ?«
    »Ich möchte nicht aufdringlich sein. Sie haben sicher zu tun...«
    »Ein paar Minuten kann ich erübrigen .«
    »Also gut. Wenn Sie meinen«, erwiderte ich.
    Justine hielt die Tür weit auf. Ich betrat den Wohnwagen und hatte sie jetzt erstmals ganz im Blick. Das Mädchen hatte mindestens dreißig Pfund Übergewicht, ihr glanzloses braunes Haar war zu einem fettigen Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie trug Bluejeans wie Sis und ein wallendes T-Shirt, das ihr fast bis zu den Knien reichte. Fette Hinterteile schienen ein Familienerbteil zu sein. Sie schob hastig einigen Krimskrams beiseite, damit ich auf der Sitzbank Platz nehmen konnte, eine euphemistische Bezeichnung für das zerschlissene Plastikding in der Küchenecke .
    »Hat sie sehr gelitten ?« erkundigte ich mich.
    »Der Arzt sagt nein. Er meint, es müsse sehr schnell gegangen sein. Ihr Herz setzte offenbar aus, und sie war tot, bevor sie noch einmal Luft holen konnte .«
    »Muß schrecklich für Sie gewesen sein .«
    Sie wurde schuldbewußt rot. »Wir waren verkracht, wissen Sie .«
    »Ach? Das tut mir leid. Ihre Mutter hat allerdings oft davon gesprochen, daß Sie beide Meinungsverschiedenheiten hätten. Hoffentlich war’s nichts Ernstes .«
    »Sie hat getrunken. Immer wieder habe ich sie angefleht, aufzuhören, aber es war zwecklos .«
    »Ist sie hier zu Hause gestorben ?« wollte ich wissen.
    Sie schüttelte den Kopf. »In einem Hotel für Obdachlose. Der Alkohol hatte sie geschafft. Wenn ich nur gewußt hätte... wenn sie nur zu mir gekommen wäre...«
    Ich glaubte schon, sie würde weinen, aber es gelang ihr offenbar nicht recht. Ich drückte ihr die Hand. »Sie war zu stolz«, murmelte ich.
    »Ja, da haben Sie vermutlich recht. Ich habe schon daran gedacht, die Anonymen Alkoholiker zu unterstützen oder so was, in ihrem Namen, wissen Sie .«
    »Eine >Marge Crispin Stiftung<«, half ich nach.
    »Ja, so was. Das Geld von Ihnen könnte ein Anfang sein .«
    »Ein guter

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