Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
Gedanke. Ich hole nur mein Scheckheft aus dem Wagen, um Ihnen einen Scheck auszuschreiben .«
Draußen an der frischen Luft atmete ich erleichtert auf. Die Dame hatte reichlich dick aufgetragen. Allerdings bewies das noch lange nicht, daß sie auch eine Mörderin war.
Ich fuhr mit dem Wagen auf der Suche nach der nächsten Telefonzelle durch die Gegend und fand sie an einer Tankstelle, einen Block entfernt vom Campingplatz. Dort grub ich in meiner Handtasche nach Kleingeld und wählte dann die Nummer von Sis Dunaways Motelzimmer. Sie war nicht besonders glücklich über das, was ich zu berichten hatte.
»Sie haben nichts entdeckt ?« fragte sie. »Sind Sie sicher ?«
»Moment mal. Ich habe nur gesagt, daß es keinen Beweis dafür gibt, daß was faul ist. Wenn Justine am Tod ihrer Mutter schuld ist, muß sie’s verdammt geschickt angestellt haben. Jedenfalls scheint bei der Autopsie nichts rausgekommen zu sein .«
»Vielleicht hat sie ihr Gift gegeben, das nicht nachweisbar ist .«
» Sis , ich bitte Sie! Tut mir leid, daß ich das sagen muß, aber ein solches Gift gibt’s überhaupt nicht. Das ist ein Märchen, das zwar in vielen Köpfen herumspukt, aber es ist ein Märchen .«
Sie war störrisch. »Es wäre immerhin möglich. Das müssen Sie doch zugeben. Es könnte ein solches Gift geben. Vielleicht aus Südamerika... oder Afrika...«
Die Sache begann abstrus zu werden. Ich starrte auf den Hörer in meiner Hand. »Und wie sollte Justine an das Zeug rangekommen sein ?«
»Woher soll ich das wissen? Das herauszufinden, ist Ihr Job. Erwarten Sie nicht, daß ich Ihre verdammte Arbeit tue! Schließlich sind Sie es, die dreißig Dollar pro Stunde kassiert .«
»Soll ich weitermachen ?«
»Nicht, wenn Sie mich ausnehmen wie eine Weihnachtsgans !« sagte sie. »Also gut. Ich zahle noch mal sechzig Dollar. Aber dann will ich Ergebnisse sehen. Sonst verlange ich mein Geld zurück .«
Sie hatte aufgelegt, bevor ich protestieren konnte. Wie konnte Sis ihr Geld zurückfordern, wenn sie die zweiten sechzig Dollar noch gar nicht bezahlt hatte? Ich stand in der Telefonzelle und dachte nach. Dabei mußte ich mir eingestehen, daß meine Neugier geweckt war. Sis Dunaway mochte reichlich schrullig sein, aber ihre Überzeugung war beeindruckend. Hinzu kam, daß Justine ganz offensichtlich ein falsches Spiel spielte. Und einer solchen Herausforderung kann ich einfach nicht widerstehen.
Ich fuhr zum Campingplatz zurück, hielt an einem geschützten Plätzchen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und wartete. Schon wenige Augenblicke später tauchte Justine hinter dem Steuer eines verbeulten weißen Pinto auf, aus dessen Auspuff dunkler Qualm entwich. Es war nicht schwer, ihr zu folgen. Ich brauchte nur die Nase aus dem Fenster zu strecken; die Rauchwolken wiesen den Weg. Justines Ziel war die Filiale einer Sparkasse in der Milagro Street. Ich fand ein paar Meter weiter eine Parklücke und ging in diskretem Abstand hinter ihr her. In der Sparkasse verhandelte Justine mit dem Filialleiter, bis dieser sie zu einer Kasse begleitete, wo er offenbar die Auszahlung eines Schecks veranlaßte . Nach der Menge der Banknoten zu schließen, die der Kassierer abzählte, mußte es sich um einen stattlichen Betrag handeln.
Kurz darauf verließ Justine, ihre Handtasche fest an sich gepreßt , die Sparkasse. Ich hätte wetten mögen, daß sie den Versicherungsscheck eingelöst hatte. Sie fuhr zum Campingplatz zurück und verschwand in ihrem Wohnwagen; vermutlich um das Geld zu deponieren.
Dann kam sie wieder heraus, und weiter ging’s in Richtung Stadtmitte. Ich folgte ihr wie ein Schatten. Sie fuhr auf einen öffentlichen Parkplatz. Ich stellte meinen VW in einiger Entfernung unauffällig ab. Bis jetzt hatte sie offenbar noch nicht gemerkt, daß sie beschattet wurde. Ich hielt mich weiterhin sorgsam im Hintergrund, als sie zur State Street hinüber und dort einen Block weit bis zum Santa-Teresa-Reisebüro marschierte. Ich tat so, als betrachtete ich interessiert die Urlaubsplakate im Schaufenster, während ich Justine nicht aus den Augen ließ. Sie verhandelte mit einer Angestellten des Reisebüros, deren Schreibtisch gleich am Eingang stand, so daß ich sah, wie ihr schließlich offenbar bereits vorbereitete Tickets übergeben wurden. Justine schrieb einen Scheck aus. Ich konzentrierte mich auf den Zeitschriftenständer und griff nach einer Illustrierten, als Justine wieder herauskam . Sie ging die Straße ein Stück hinunter bis
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