Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
Insgeheim betete ich inständig, die Verkehrsüberwachung möge die halsbrecherische Jagd entdecken, doch weit und breit war kein Polizist zu sehen. Dann bremste er abrupt und zwang mich damit, ebenfalls die Geschwindigkeit zu verringern, gab jedoch sofort wieder Gas und hängte mich in einer Staubwolke ab. Dabei beobachtete er mich unaufhörlich durch den Rückspiegel, und unsere Blicke drückten wilde Entschlossenheit aus. Ich sah den Arbeitstrupp Sekunden früher als er. Männer in grell-orangefarbenen Westen arbeiteten neben einem Kranfahrzeug, das auf der Kriechspur parkte. Er hatte weder die Chance, rechtzeitig anzuhalten, noch die Möglichkeit auszuweichen. Sein VW-Bus bohrte sich in das Kranfahrzeug mit einem Krachen und Bersten, die das Blut in meinen Adern gefrieren ließen. Ich trat auf die Bremse. Mein Käfer kam nur eine Handbreit hinter seiner Stoßstange zum Stehen. Alptraumgleich wiederholte sich nun der Horror des ersten Unfalls. Polizei und Sanitäter, Fotografen, die das Fahrzeugwrack ablichteten, die Sirene der Ambulanz, die die Leiche abtransportierte. Als ich schließlich aufhörte zu zittern, wurde mir plötzlich klar, wo wir uns befanden. Der Arbeitstrupp war dabei gewesen, das große Autobahnhinweisschild wieder aufzustellen, das Caroline Spurrier mit ihrem Citycar umgefahren hatte. Layton hatte sein unrühmliches Ende also an der Stelle gefunden, wo er sie umgebracht hatte. Ihr Lächeln, mit dem sie von meiner Pinnwand auf mich herabschaut, sieht jetzt wieder richtig spitzbübisch aus.
    Ich hinterließ einen Zylinder mit einem Karnickel auf Lieutenant Dolans Schreibtisch. Insgeheim jedoch wünschte ich mir die Zauberkraft, die junge Frau wieder lebendig machen zu können. Aber ich habe mein Bestes getan, und das muß genügen.

Ein Gift, das keine Spuren hinterläßt

    Die Frau wartete am Morgen auf mich vor meinem Büro. Sie war klein und ziemlich korpulent und hatte Jeans in einer Übergröße an, wie sie nur in Spezialgeschäften zu haben sind. Die Bluse fiel locker über ihre Hüften, vermutlich, um ihr stattliches Hinterteil zu kaschieren. Jemand mußte ihr erzählt haben, daß Querstreifen dick machen, denn ihr Oberteil war diagonal gestreift, mit leuchtendroten und blauen Balken, was beim Betrachter leichte Schwindelgefühle auslöste. Dazu trug sie eine große rote Leinentasche und passende Leinenschuhe mit Keilabsatz. Ihr Gesicht war rund, weich und faltenlos, ihr Haar so gleichmäßig dunkel, daß die Farbe kaum natürlich sein konnte. Ihr Alter? Zwischen vierzig und sechzig tippte ich. »Sie sind nicht etwa Kinsey Millhone ?« fragte sie.
    »Die bin ich. Möchten Sie reinkommen ?« Ich schloß die Tür auf und trat zur Seite, um sie vorbeizulassen. Sie musterte mich eingehend von Kopf bis Fuß, als ob ich für sie einen ebenso erstaunlichen Anblick böte wie sie für mich. Dann setzte sie sich und hielt ihre Einkaufstasche quer auf dem Schoß. Ich öffnete die Balkontür und nahm hinter meinem Schreibtisch Platz. »Was kann ich für Sie tun ?«
    Sie starrte mich unverhohlen an. »Tja, ich weiß nicht. Ich dachte, daß Sie ein Mann wären. Was ist das für ein Name, Kinsey? Hab ich noch nie gehört .«
    »Es ist der Mädchenname meiner Mutter. Ich vermute, Sie suchen einen Privatdetektiv ?«
    »Sieht so aus. Ich bin übrigens Shirese Dunaway. Aber alle nennen mich Sis . Wie lange sind Sie schon im Geschäft ?« Skepsis und Mißtrauen waren nicht zu überhören.
    »Im Mai sechs Jahre. Davor war ich zwei Jahre im Polizeidienst. Falls es Sie stört, daß ich eine Frau bin, empfehle ich Ihnen gern eine andere Detektei. Ich bin nicht so empfindlich .«
    »Hm... Wenn ich schon mal hier bin, kann ich genausogut mit Ihnen reden. Schließlich bin ich deswegen den ganzen Weg von Orange County hergekommen. Für eine kurze Beratung verlangen Sie doch wohl nichts, oder ?«
    »Nein. Normalerweise kriege ich dreißig Dollar die Stunde plus Spesen... Das aber auch nur, wenn ich überzeugt bin, was ausrichten zu können. Worum geht’s denn ?«
    »Dreißig Dollar die Stunde! Oje! Mit soviel habe ich nicht gerechnet !«
    »Beim Anwalt zahlen Sie hundertzwanzig«, entgegnete ich achselzuckend.
    »Weiß ich. Aber nur wenn es vor Gericht geht. Mann! Dreißig Dollar die Stunde ...!«
    Ich hielt den Mund und wartete ab. Ich hatte nicht vor, gleich bei der ersten Begegnung Streit anzufangen. Während sie überlegte, schaltete ich einfach ab.
    »Es geht um meine Schwester«, sagte sie schließlich. »Hier,

Weitere Kostenlose Bücher