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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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dabei. Und kurz darauf war er tot .«
    »Ich bitte Sie, Harry. In der Hitze des Gefechts rutscht einem so was schon mal raus. Das macht doch aus keinem einen Mörder .«
    »In diesem Fall schon .«
    »Da braucht es mehr als Ihr Wort. Aber sagen Sie mir, was Sie von mir wollen .«
    Er sah mich unbewegt an, seine Stimme war tonlos. »Weisen Sie ihr diesen Mord nach. Irgendwie. Ich zahle jede Summe .«
    Ich nahm den Auftrag an... nicht des Geldes wegen, sondern wegen des Ausdrucks in seinem Gesicht. Der Mann empfand aufrichtige Trauer und Schmerz.
    Am Nachmittag kam er in mein Büro, unterschrieb den Standardvertrag und bezahlte tausendfünfhundert Dollar Vorschuß .
    Am nächsten Morgen machte ich mich an die Arbeit.
    Harry Grissom hatte mir die wenigen Zeitungsausschnitte überlassen, die sich mit dem Tod seines Bruders befaßten . >EINWOHNER AUS SANTA TERESA STÜRZT VOM DACH SEINES HAUSES IN DEN TOD .< Der Zeitung zufolge war Don nach anhaltenden Regenfällen aufs Hausdach geklettert, um nach einer undichten Stelle zu suchen, durch die Wasser in das Gästebadezimmer hatte eindringen können. In einer beigefügten Kopie des Polizeiberichts stand, daß Mr. Grissom allem Anschein nach auf dem vom Regen rutschigen Ziegeldach den Halt verloren habe, zwei Stockwerke tief gefallen sei und sich das Genick gebrochen habe. Der amtliche Leichenbeschauer hatte >Tod durch Unfall< konstatiert. Harry Grissom meinte dazu, der Leichenbeschauer sei ein Idiot.
    Ich notierte mir die Adresse der Grissoms, wo ich prompt mit einem Notizblock in der Hand auftauchte. Während Polizeibeamte gesetzlich verpflichtet sind, sich bei der Ausübung ihrer Pflicht auszuweisen, haben Privatdetektive die Freiheit, in jede gewünschte Rolle zu schlüpfen. Und genau das macht Spaß in meinem Beruf. Obwohl ich die meiste Zeit ein gesetzestreues Hühnchen bin, habe ich den Ruf, zu lügen wie gedruckt. Die Geschichte, die ich mir für Susie Grissom zurechtgelegt hatte, war von der Wahrheit gar nicht weit entfernt und klang so echt, daß ich schon beinahe selbst daran glaubte.
    »Mrs. Grissom ?« begann ich, als sie die Tür öffnete.
    »Ja, bitte ?« fragte sie vorsichtig. Sie war Anfang Dreißig, ihr hellbraunes Haar hatte sie hinten mit einer Spange zusammengefaßt , sie hatte braune Augen und Sommersprossen, war ungeschminkt und trug Jeans und T-Shirt.
    Ich tippte auf den Notizblock in meiner Hand. »Ich komme von der California-Fidelity-Versicherung .« Das entsprach durchaus der Wahrheit, ich habe früher einmal bei der CFV gearbeitet und erledigte jetzt noch gelegentlich Aufträge für die Firma. Als Gegenleistung zahlen sie meine Büromiete.
    »Ja und?«
    Das Wort >Versicherung< war für die Dame offenbar eine Art Zaubercode. Wenn Harry recht hatte und sie die zweihundertfünfzigtausend bereits kassiert hatte, war es verständlich, daß das Thema sie noch zu faszinieren vermochte. »Ihr Mann hat bei uns eine Versicherung abgeschlossen«, erklärte ich. »Und unsere Filiale hier hat uns jetzt benachrichtigt, daß er... daß er gestorben ist .«
    Ihre Miene wurde angemessen ernst. »Ja. Er ist am 4. September bei einem Sturz vom Dach tödlich verunglückt. Und was für eine Versicherung war das ?«
    »Ich habe die Unterlagen nicht hier, aber es handelt sich wohl um eine betriebliche Altersversicherung. War er irgendwann mal bei einer großen Firma beschäftigt ?«
    Es war ihr anzusehen, daß ich richtig getippt hatte. Schließlich hat fast jeder irgendwann einmal in seinem Leben für ein größeres Unternehmen gearbeitet.
    »1981 war er kurz bei Raytheon. Ich dachte, er hätte die Versicherung längst gekündigt .«
    »Offenbar nicht«, entgegnete ich. »Wenn Sie gestatten, ich brauche ein paar Daten. Nur, damit wir das mit der Auszahlung regeln können.«
    »Auszahlung?«
    »Bei Unfalltod wird die Versicherung automatisch fällig .«
    Sie bat mich, einzutreten.
    Ich habe zwar nicht gerade einen sechsten Sinn, aber eines steht fest: Ich wußte vom ersten Augenblick an, daß die Frau schuldig war. Ich habe genug Witwen und Waisen erlebt, um aufrichtigen Schmerz erkennen zu können. Davon war hier nichts zu spüren. Das hier war eine Art Pseudo-Trauer, Heuchelei, Theater, aber kein wirklicher Schmerz.
    Wir saßen im Wohnzimmer. Ich ging meinen Fragenkatalog ausführlich durch. Nachdem ich die Versicherungssumme genannt hatte — ich hatte meinen großzügigen Tag und sagte fünfzigtausend war sie so kooperativ wie nur möglich. Ich saß also da, machte

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