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Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller

Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller

Titel: Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Lütke-Bohmert
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Nachtweihs Büro versprach Rensing, sich bei mir zu melden, sollten sich neue Erkenntnisse ergeben. Ich dankte ihm, machte kehrt und lief den Gang entlang zu meinem Zimmer. Mit einem Ruck blieb ich stehen. Am Ende des Ganges erkannte ich Carsten Bruns. Er schien mit einem Krankenpfleger über eine Akte zu diskutieren, die dieser ihm hinhielt. Hätte ich nicht gewusst, dass es sich bei der kleinwüchsigen, in einen weißen Kittel gekleideten Gestalt um einen Studenten handelte, ich hätte ihn wohl für einen Arzt gehalten. Als Carsten mich entdeckte, redete er noch einmal energisch auf sein Gegenüber ein. Der Pfleger nickte knapp und drehte sich um. Ich erkannte, dass es Theo war.
    Pape und Carsten Bruns auf der gleichen Station? Wo war ich denn hier gelandet? In meiner ganz privaten Hölle? Ich musste hier raus, bevor ich noch durchdrehte. Ich hielt die Türklinke zu meinem Zimmer schon in der Hand, als ich in meinem Rücken Carstens Stimme hörte.
    „Philip! Warte!“
    Schritte näherten sich. Ich drehte mich um. „Was willst du?“
    Er gaffte meine zerschundenen Züge an. „Tut mir echt leid, was dir da passiert ist. Hat man schon eine Spur vom Täter?“
    „Lass mich zufrieden, Carsten. Wir zwei haben uns nichts mehr zu sagen.“
    Ich schlüpfte ins Zimmer und ließ die Tür krachend ins Schloss fallen. Als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass Tommy sich mit weit aufgerissenen Augen in seinem Bett aufgerichtet hatte.
    „Entschuldige, Tommy. Ich wollte dich nicht erschrecken.“
    „Was ist denn passiert? Bist du böse?“
    Aus dem Wandschrank kramte ich den Rucksack hervor, den Eva mir gestern noch gebracht hatte, und begann meine Sachen einzupacken. „Nein, Tommy, ich bin nicht böse. Mir ist nur gerade jemand über den Weg gelaufen, den ich nicht ausstehen kann.“
    „Ich kenne auch viele Jungen, die ich nicht leiden kann. Meistens ist es aber so, dass die anderen mich nicht leiden können“, sagte Tommy mit trauriger Stimme. „Gehst du weg?“
    Ich verharrte in der Bewegung. „Nein, Tommy. Morgen erst. Heute Nacht bleib ich noch hier.“
    Der kleine Junge strahlte. „Spielen wir Schach?“
     
    Tommy lugte unter meiner Schulter hindurch um die Ecke. Der Gang war leer.
    „Pass auf, wo du hintrittst“, flüsterte ich über die Schulter hinweg. „Und denk dran, was ich dir gesagt habe. Es wird nicht gerannt.“
    „Sie ist in Zimmer 412.“ Auch Tommy flüsterte. „Soll ich mich mal anschleichen?“
    Ich hielt ihn sanft zurück. „Noch nicht. Sie kommt bestimmt gleich wieder raus.“
    Tommy trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Die Tür von Zimmer 412 öffnete sich einen Spaltbreit. Ein schmaler Lichtkegel fiel auf den Flur.
    „Geht es jetzt los?“
    „Schscht …“, machte ich. „Warte noch einen Moment, bis sie auf uns zukommt.“
    Die massige Gestalt Schwester Agathes schob sich auf den Gang. Ich fragte mich, wieso ihre Schicht nicht längst vorbei war. Musste wohl an der Unterbesetzung liegen.
    „Jetzt?“, gängelte Tommy.
    „Noch nicht ...“
    Schwester Agathe lief in unsere Richtung. Sie war noch zehn Schritte entfernt.
    „Jetzt?“
    „Jetzt!“
    Jeder ein Bettlaken über dem Kopf, stürmten wir mit ohrenbetäubendem Geheul um die Ecke.
    „Jesusmariaundjosef“, schrie Schwester Agathe.

Adrenalin
     
    Walter Beekmann saß an seinem Klappensekretär aus der Gründerzeit und drehte gedankenverloren den perlmuttbesetzten Brieföffner in der Hand. Selbstverständlich war die kunstvoll gearbeitete Klinge ein Unikat, obwohl sie dem Exemplar, das Beekmann in seinem Büro im Philosophischen Seminar aufbewahrte, wie ein Zwilling glich. Gerade hatte Polizeipräsident Strathaus ihn in Kenntnis gesetzt, dass auf Philip Kramer ein Mordanschlag verübt worden war. War das ein Zufall? Ausgeschlossen! Was ging hier vor?
    Beekmann erhob sich ächzend und trat ans Fenster. Der Himmel war heute zum ersten Mal seit Tagen wieder trist und wolkenverhangen. Passend zum Wochenende. Er griff nach dem Telefonhörer und wählte Lohoffs Privatnummer.
    „Hat man Sie schon ins Bild gesetzt?“, fragte er, als Lohoff sich meldete.
    „Worüber hätte man mich ins Bild setzen sollen?“
    „Philip Kramer ist mit schweren Verletzungen in die Uniklinik eingeliefert worden. Offenbar hat man ihn in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag auf der Promenade überfallen.“
    Lohoff reagierte nicht.
    „Sind Sie noch dran? Hallo? Jan?“
    „Ja, ja, ich bin noch dran“, beeilte sich Lohoff zu versichern.

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