Deus X
gewaltigen steinernen Sargassomeer
malerischer Küstenstadtleichen und schöner, trostloser
Marmormonumente herumgefahren bin, die selbst für die Homerschen
Geister zu tot waren.
Was immer es war, ich habe es nicht gefunden. Statt dessen hat
mich ein für die Jahreszeit ungewöhnlich früher
Anstieg der ultravioletten Strahlung erwischt, als ich noch vor
Algerien war, und ich saß acht Tage in Plicht und Kabine fest
und konnte ausführlich darüber grübeln, wie
schrecklich das alles war; ich traute mich nicht mal, mein Kraut zu
rauchen.
Ich kam zu dem Schluß, daß ich die Mellow Yellow nicht gekauft hatte, um ein kühner Forscher zu werden oder
meine Himmel mit Erinnerungen daran zu verdunkeln, wie diese Welt
früher mal gewesen sein mußte, sondern um bis zum
Sankt-Nimmerleins-Tag die trägsten Meere zu befahren, die ich
finden konnte, und nach besten Kräften den Traum meiner
Vorfahren zu erfüllen, der in all den Retro-Reg-Songs zum
Ausdruck kam, die im New York meiner Kindheit populär gewesen
waren.
Wenn ich Kolumbus spielen, mich in tiefe, unbekannte Gewässer
hinauswagen und mich fragen will, ob ich über den Rand ins
Nichts rausfahren werde, bietet mir die Andere Seite da mehr als
genug.
Leider springen einem die Fische nicht mehr aus dem Wasser ins
Netz, während man am Strand rumlungert, ich kann auch nicht an
Land gehen, mir Obst von den Bäumen pflücken und mich
sattessen, und man hat auch noch andere Ausgaben in diesem Leben,
Mann, also brauche sogar ich einen Job.
Bei den meisten Jobs muß man immer noch irgendwo hingehen
und arbeiten, und das heißt, daß man irgendwo bleiben und
dort leben muß, aber das Big Board ist überall und
nirgends, und diejenigen von uns, die daran arbeiten, können
nach Herzenslust ihre Kreise ziehen.
Ich hab einen Satellitenschüsselspinnaker und brauch mich
bloß in meiner Kabine in die Hängematte direkt neben der
Konsole zu hauen, die Dreadcap aufzusetzen und mich
einzustöpseln.
Ich bin so ‘ne Art Privatdetektiv, Ohren und Augen und
Schnüffelnase, die man anheuern kann, und in New York, wo ich in
der Meatware gearbeitet habe, also unter Menschen aus Fleisch und
Blut, waren meine Augen für Schlüssellöcher da, ich
machte Hotelzimmer-Überwachungen bei laufender Uhr und hatte es
mit Schnepfen und Schleimbeuteln und betrügenden Ehemännern
mit antiken festen Rasiermessern auf dem Nachttisch zu tun.
Heute ist die Andere Seite mein Einsatzgebiet. Manche würden
vielleicht sagen, das ist nicht unbedingt besser für die
geistige Gesundheit, aber glaub mir, Mann, es ist auf jeden Fall
sicherer für deinen zarten schwarzen Arsch.
Die transkorporeale Grenzlinie ist eine Goldader für das
Juristenvolk und daher auch für die wenigen Schnüffler, die
das erforderliche Rüstzeug haben, um für erstere mit den
Entitäten auf der Anderen Seite zu plaudern.
Ich bin eine juristische Planktonblüte, seit die gut
Betuchten angefangen haben, sich Meatware-Nachfolger-Entitäten
zu klonen, lange bevor es schick wurde, sich per Silizium vor dem
endgültigen Abgang zu drücken.
Selbst jetzt, wo die Uniklone in den meisten Hoheitsbereichen
rechtlich als Fortsetzung ihrer ursprünglichen
Meatware-Schablonen akzeptiert werden, gibt es noch massenweise
Streitsachen, bei denen der Status der Dups geklärt werden soll.
Die Meatware irgendeines Kerls gibt den Geist auf, er hat noch einen
Berg Schulden und eine Frau, die er seit zehn Jahren loswerden will,
und er besitzt eine aufgekaufte Police für einen Fünfer.
Also schleppen sie fünf Genotyp-Klone an und packen seine
Software in alle rein.
Welcher ist er? Keiner von ihnen? Jeder? An welchen wendet sich
die Bank, bei der er seinen Kreditvertrag hat? Mit wem ist seine Frau
rechtmäßig verheiratet? Wer hat das Sorgerecht für
die Kinder? Wer kriegt das Haus? Und die Aktien?
Und das ist nur die Meatware-Spitze des Eisbergs. Die
Meatware-Duplikate sind zumindest im großen und ganzen als
Menschen mit bürgerlichen Rechten anerkannt, aber die
Nachfolger-Entitäten auf der Anderen Seite sind der juristische
Zuckerwatteberg.
Sie werden es nie alles juristisch geklärt kriegen.
Nichts außerhalb einer Meatware-Matrix ist jemals als Mensch im
juristischen Sinn anerkannt worden, aber ich war in einen Haufen
Fälle verwickelt, in denen die Erben immer noch auf ihre
Erbteile aus einem Testament warten, das von den transkorporealen
Nachfolger-Entitäten in der Echtzeit außer Kraft gesetzt
worden war. In weniger ersprießlichen
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