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Deus X

Deus X

Titel: Deus X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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gelegt hat?«
    »Philippe!«
    2:25.
    »Und ob ich schon wanderte im finstern Tal…«
    »Wollen Sie das gleiche tun, was sie damals mit Jesus gemacht
haben? Wollen Sie einem wahren Sohn des einzigen Gottes die
Nägel einschlagen, der zählt, desjenigen, der jedesmal
wiedergeboren wird, wenn eine Seele – Fleisch, Silizium,
Galliumarsenid oder was auch immer – einer anderen Seele im
Dunkeln die Hand entgegenstreckt?«
    »Halten Sie den Mund, Philippe!«
    »Nein, Sie halten den Mund, John!« sagte die
Päpstin.
    1:43.
    Die Päpstin sah mich an. Ich sah sie an.
    »Dem Gott, der jetzt aus Ihnen spricht, Mr. Philippe, glaube
ich«, sagte sie. »Dem Gott, den ich in meinem eigenen
Herzen höre.«
    Sie bekreuzigte sich und drückte auf die Taste.
    Der Countdown stoppte bei 1:13. Die Gestalt am Kreuz, Pater Pierre
De Leone, Deus X, wer oder was auch immer, schaute auf uns herab.
    »Sie sollen Ihre päpstliche Bulle bekommen«, sagte
die Päpstin. »Und Ihr Geist soll sich vor Gottes Thron
für unsere Seelen verwenden.«
    Deus X antwortete nicht. Das Bild auf dem Bildschirm fror ein. Das
Heer der Gesichter, aus dem es hervorgetreten war, löste sich in
die Pixel auf, aus denen es gekommen war. Nichts blieb als das Kreuz
und die Seele daran.
    Dann wurde das hölzerne Kreuz zu einem Kreuz aus Feuer, das
brannte, aber nicht verzehrt wurde. Und das Kreuz aus Feuer wurde ein
Wirbelwind, und der Wirbelwind verschwand in einem grellen Blitz.
    Und es war nichts mehr dort als das, was dort am Anfang gewesen
war und am Ende sein würde, falls es eines gab, zufällige
Pixelmuster im ewigen Nichts.
    »Ich hatte die ganze Zeit recht«, sagte die
Päpstin.
    »Eure Heiligkeit?« sagte Kardinal Silver.
    »Es war uns gegeben, einem Heiligen
gegenüberzustehen«, sagte die Päpstin.
    »Pater De Leone?« fragte der Kardinal.
    Die Päpstin zuckte die Achseln. Sie sah mich an und
lächelte. »Fleisch, Silizium, Galliumarsenid, was auch
immer, stimmt’s, Mr. Philippe? Eine Seele, die anderen im
Dunkeln die Hand entgegenstreckt…«
    »Sie wollen ein Programm seligsprechen?« rief der
Kardinal.
    »Eine Seele, John. Eine Seele, die weitaus getreuer in
den Fußspuren Jesu Christi wandelt als Sie oder ich. Eine neue
Art von Heiligem für unsere alte, sterbende Welt.«
    »Manche werden das als Blasphemie bezeichnen, Maria, und es
mag sein, daß ich selbst zu ihnen gehöre…«
    »Dann werden Sie des Teufels Advokat sein, mein treuer
John«, sagte die Päpstin. Sie wechselten einen undeutbaren
Blick.
    »Wirklich, Eure Heiligkeit?«
    »Ja, wirklich«, sagte die Päpstin. »Und Sie
werden mit Sicherheit scheitern.«
    »Tatsächlich?« sagte der Kardinal.
    »Zumindest insofern bin ich unfehlbar«, sagte die
Päpstin, und sie lachte.
    Wir sind alle aus Dreck geboren, aus schwimmendem Schmutz aus dem
Meer.
    In Anbetracht unserer Herkunft haben wir uns also gar nicht so
schlecht gemacht.

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