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D.E.U.S.

D.E.U.S.

Titel: D.E.U.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Degas
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Bart an, der es aber nie
weit gebracht hatte. Sein markantestes Merkmal trug er unter seiner Brille: Ein
Glasauge, täuschend echt, ersetzte sein linkes Auge, welches er an den Krieg
verloren hatte. Ich wusste, er war froh, dass es nicht mehr war.
     Sean
hatte sich derweil aufgerappelt. Seine Haut war unversehrt, was Quentin mit
einem Schmunzeln tolerierte. Er bat uns herein und schloss die Schiebetür
hinter uns. Auf einem, an der Wand angebrachten Touchscreen, schaltete er die
Musik wieder ein.
     Tippelschritte
mischten sich unter die Sonate.
     »Darf
ich vorstellen: Räuber.« Um die Ecke kam ein kleiner Hund, eine Französische
Bulldogge, weiß-braun gefleckt, mit einem kurzen Stummelschwanz, im Maul einen
Gummiknochen. Sean stieß ein freudiges Quieken aus. Er war mit einem Sprung bei
ihm. Räuber fuhr seine Zunge aus und leckte ihm übers ganze Gesicht. Es schien
beiden sichtlich Spaß zu machen.
     Ich
war verwundert: »Wie ich sehe, teilst du dir dein Haus neuerdings mit
jemandem.«
     Er
konterte mit einer Frage: »Wann haben wir uns das letzte Mal gesehen?«
     Ich
kramte in meinen Erinnerungen. Bruchstücke davon zeigten sich mir.
     »Es
müssten jetzt vier Monate sein.«
     »Wie
ich sehe, ...« das sehe zog er in die Länge, »... warst du auf dem
Gebiet der Fortpflanzung recht erfolgreich. Nicht nur, dass du innerhalb von
vier Monaten einen Jungen zeugen und auf das Alter von, wie viel?, zwölf
bringen konntest, nein, dir gelang es auch, diesem Jungen weder Mels noch deine
Augenfarbe zu vererben. Ich kann mir vorstellen, dass selbst die Blutgruppe
nicht mit der euren identisch ist.« Er ließ die beiden Spielenden nicht aus den
Augen. »Aber erzähl: Was führt dich zu mir?« Seine Wahrnehmung bohrte sich,
einer Harke gleich, in meine Eingeweide. Ich übersprang das ausladende Abwägen
von wichtig und unwichtig, fiel stattdessen umgehend mit der Tür ins Haus.
     »Mel
und ich. Wir können nicht schwanger werden.«
     Kleine
Rädchen quetschten die Farbe aus seinem Gesicht. Er war darauf nicht
vorbereitet. Der Freund in ihm suchte die Worte, der Pragmatiker fand sie.
     »Mel
oder du?«, fragte er nach einer Weile.
     »Ich
verstehe nicht!?«
     »Wem
fehlt die Funktion, wem das Können? Bei wem sucht man die Ursache?«
     »Wir
sind gleich«, antwortete ich.  
     »Und
genau das ist es.« Er berührte einen weiteren Touchscreen. Die Musik hauchte
ihren letzten Klang.
     »Sean.«
Er sah den Jungen mit großen Augen an. »Würdest du bitte mit Räuber ins
Nebenzimmer gehen.«
     Ganz
ins Spiel vertieft schnappte sich Sean den Knochen und verschwand ins
Schlafzimmer. Räuber folgte hastig, Sabber auf das Parkett verteilend.
     Quentin
ging um einen Glastisch, welcher mit allerhand Instrumenten und
Versuchsobjekten vollgestellt war. Seine Hände falteten sich über einer roten
Rose zusammen. »Unfruchtbarkeit betrifft nicht bloß die Frauen. Auch wir Männer
sind daran nicht ganz unschuldig.« Die Rose in seiner Hand drehte sich in einem
stillen Crescendo um die eigene Achse.
     »Ich
kenne die Gründe für Unfruchtbarkeit.«
     »Du
kennst die Lehre, aber nicht die Wissenschaft; das Gen, aber nicht das Genom.«  
     Nachdem
Mel und ich miteinander geschlafen hatten, lag ich noch viele Stunden lang wach
und hoffte auf ein Wunder. Ich malte mir das Schlimmste aus: eine Zukunft ohne
eine eigene Familie. Ich sah, was Mel durchmachte, nachdem die Empfängnisversuche
erfolglos verlaufen waren. Ich fühlte mit ihr, ging lange davon aus, dass sich
ausschließlich Mels Körper gegen die Schwangerschaft wehrte. Ein Trugschluss,
wie ich mit der Zeit begriff.
     »Eine
Pflanze braucht Dünger, um sich zu vermehren. Nimmt man ihr dies, so geht sie
langsam ein und mit ihr jede Aussicht auf Nachkommen.«    
     Ich
lauschte interessiert, war wie berauscht von der Schilderung.
     »Die
Art des Düngers spielt dabei bloß eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist,
dass es gelingt, die passenden Elemente zusammenzubringen, die Kombination aus
Blume und Dünger.«
     Er
zog zwei Gefäße zu sich heran. In dem einen schwamm eine schwarze Flüssigkeit.
Das andere war über und über mit summenden Taufliegen befüllt. Nacheinander
schraubte er erst die Deckel von den Gefäßen, rupfte die Blütenblätter von der
Rose und warf sie je zur Hälfte in die Flüssigkeit und zu den Fliegen. Umgehend
fand ein Prozess statt: Das Schwarz nahm das Rot der Blüten an, wohingegen die
Taufliegen sich begierig über die, in ihr

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