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D.E.U.S.

D.E.U.S.

Titel: D.E.U.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Degas
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Territorium gelangten, Eindringlinge
hermachten. 
     Quentin
sah mir meine Verwirrtheit an. »Es ist leicht, einer Frau den Kinderwunsch zu
erfüllen. Die Mittel und Wege sind zahlreich vorhanden, wenn sie auch nicht
alle dieselbe Aufmerksamkeit erfahren.«
     »Die
Schwangerschaftskits!?«, sprach ich es aus.
     »Nur
eine Möglichkeit, wenn auch die, die uns gegenwärtig regelrecht diktiert wird.«
Er ließ die anderen Möglichkeiten im Kopf rotieren. »Liegt das Problem jedoch
beim Mann«, wandte er ein, »so haben wir es mit unüberwindbaren Hürden zu tun.«
     Er
nahm das Gefäß mit der ehemals schwarzen Flüssigkeit und kippte den Inhalt in
das Gefäß mit den Fliegen. Augenblicklich wurden Tausende Flügelpaare lebendig
begraben. Das Summen erstarb fast zeitgleich. Nur einige wenige Fliegen, – die,
die sich am Anfang nicht auf die Blütenblätter gestürzt hatten – entkamen dem
Tod und schwirrten in die Weite des Raumes davon.
     Quentin
unterzog mich einer eingehenden Betrachtung. »Es bringt die Ordnung aus dem Gleichgewicht,
denn manche Dinge liegen nicht in unserer Macht.«
     Ich
schüttelte das Erstaunen von mir ab. »Deine Hand hielt das Gefäß«, antwortete
ich.
     »Und
mein Wille lenkte meine Hand.« Er setzte den Deckel wieder auf das Gefäß. »Die
Exekutive handelte auch nach ihrem Willen. Sie vereinfachten die Spielregeln,
indem sie die Frau zu ihrem Instrument machten und den Mann in der
Bedeutungslosigkeit versenkten. Für Forschung und Wissenschaft bedarf es keiner
veralteten Formel. Der Mann als Werkzeug zur Zeugung neuen Lebens wurde schon
vor Jahren verlegt. Und Rigorosität soll dafür sorgen, dass es auch so bleibt.«
     Schweißperlen
bildeten sich auf meiner Stirn. Quentins Schilderungen erreichten eine Grenze
bei mir, die ich nicht überschreiten wollte. Aber der steinige Weg führte nur
noch nach vorne, nicht zurück.
     »Kannst
du uns helfen?«
     Er
nahm die Brille in die Hand, wischte mit seinem Ärmel die Gläser trocken, sah
mit dem rechten Auge durch und legte sie anschließend auf dem Tisch ab.
     »Ich
wünschte, ich könnte es.« Er stand mit dem Rücken zu mir.
     »Wenn
du es nicht kannst, kann es niemand.« Ich versuchte überzeugend zu klingen, was
mir aber kaum gelang. »Kann Mel mehr sein als eine Frau!? Kann ich mehr sein
als ein Mann!? Kann die Zukunft mehr sein als trostlos und einsam!? Wie können
wir wissen, was wir nicht wissen, wie ändern, was wir zu ändern bereit sind!?
Ich kenne dich, mein Freund. Du forschst und experimentierst nicht bloß mit
Vergänglichem. Du sprachst einmal von Hoffnung trotz Hindernissen. Erinnere
dich daran, Quentin, und sag mir immer noch, dass es nicht geht.«
     Er
blickte zur offenstehenden Schlafzimmertür, wo Sean und Räuber nichts von
unserem Gespräch mitbekamen.
     »Was
ist Räuber?«, bohrte ich tiefer in der Wunde.
     Er
dachte nicht nach. »Ein Hund.« Die Schlinge zog sich um seinen Hals.
     »Nein,
so meine ich das nicht. Ist er echt oder künstlich?« Die Uhr an der Wand war
stehen geblieben.
     »Die
vollkommenste Form von Kunst, die mir je geglückt ist.« Bei diesen Worten
saugte er die Luft fächerweise ein. Die Brille setzte sich wieder auf ihren
angestammten Platz.
     Eine
Ewigkeit, aber doch nur wenige Sekunden sagten wir nichts und blickten uns
vertraut an. Quentin brach als Erster das Schweigen.
     »Ich
muss dir etwas zeigen.«
     Er
ging zum Ende des Raumes, vorbei am Schlafzimmer und einer aufgeräumten
Essecke. Verschmortes Gemüse lag auf einem Teller, daneben Messer und Gabel,
fein säuberlich drapiert. Er ging weiter.
     Ich
hatte sein Haus nie so groß in Erinnerung gehabt. Es gab keinen Flur – nur ein
großer Bereich, angeschlossen durch kleinere Räume. Alles spielte sich unter
freien Himmel ab, nur geschützt durch eine hoch oben aufragende Glaskuppel. Die
Natur thronte über allem – hing an Wänden, Fenstern, Decken. Quentin hatte mir
einmal erzählt, wie er als Kind an diesem Ort aufwuchs. Eine richtige Familie
hatte er nie besessen. Nur sein Großvater war da, ein alter, verbitterter
Wissenschafter, der sich zeit seines Lebens mit der Vererbungslehre
auseinandersetzte, es aber nie zu einer Koryphäe auf dem Gebiet brachte. Von
ihm hatte er das Talent, aber auch die Angst vor Überschreitungen geerbt.
     Wir
blieben am Ende des Raumes vor einem weiteren Glastisch stehen. Dieser war
kleiner als der im Eingangsbereich. Die Arbeitsplatte starrte von einer eingetrockneten
blauen

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