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D.E.U.S.

D.E.U.S.

Titel: D.E.U.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Degas
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Flüssigkeit. Am Rand stand ein Mikroskop, daneben einige volle und leere
Petrischalen. Spritzen lagen wild verteilt herum. Das Bizarrste an dieser
Zusammenstellung aber waren die in Gläser eingelegten Föten.
     »Du
suchst ein Wunder ohne Konsequenzen, ein Luftschloss auf dem Grund«, sagte er
plötzlich. »Dir wird der Anblick von Föten nicht gänzlich unbekannt sein, nehme
ich an.«
     »Ich
sah welche im Untergrund. Todgeburten, unter der Erde begraben, um über einer
anderen Erde vergessen zu werden.«
     Quentin
verrückte eines der Gläser. »Diese hier sind nicht tot.«
     Jetzt
sah ich es, das Leben, schwimmend in einer Art Nährflüssigkeit. Die Größten und
Ältesten unter ihnen bewegten sich, ihr Herz schlug gleichmäßig im Takt.
Anstelle der Nabelschnur hing ein winziger Stummel aus ihrem Bauch. Schnüre und
Kabel waren mit ihnen verbunden; alle führten zu einer flachen Apparatur, die
lautlos ihren Dienst verrichtete. 
     »So
wie Mäuse und Ratten stellen sie einen Versuch dar, etwas Einzigartiges zu
erschaffen. Sie liefern mir Erkenntnisse über das Leben, wie es nicht ist, aber
sein könnte.«
     »Räuber?«,
wollte ich wissen.
     »Oh
ja, auch er entstammt diesen Gläsern. Am Anfang erschuf ich künstliche Tiere.
Hunde, Katzen, sogar Vögel. Aber es war keine besondere Leistung. Ich war nicht
der Erste, dem dies gelang. Ich verkaufte die Tiere im Cardo. Räuber behielt
ich jedoch für mich.«
     Ich
ging näher an die Gläser heran, bis ich dicht vor einem, mit einem fast
vollständig entwickelten Fötus, stand. So verharrte ich regungslos. 
     »Bevor
du fragst: Sie werden nicht überleben. Die Zucht dient dem Mittel zum Zweck.«
Er trat an meine Seite, streckte den Arm aus und betätigte einige Knöpfe auf
der Apparatur.
     »Künstliche
Menschen sind ein Aberglaube. Zukunftsmusik. Wir müssen mit unserem Glauben
anfangen, was uns gegeben ist.« Die Maschine gab einen kurzen Piepton von sich.
»Auch ich spiele Gott. Nur spiele ich es auf meine Art. In den Gläsern
schlummert mehr, als im ersten Moment ersichtlich ist.«
     Ich
erinnerte mich an den Verlauf unseres Gespräches. »Der Dünger«, sagte ich.
     »Sie
schwimmen in ihm.«
     Schwach
fluoreszierte es in den Gläsern.
     »Meine
Forschungen sind an einem Punkt angekommen, wo sie über das Göttlich denkende
hinausgehen.« Sein Körper schien zu pulsieren. »Wenn wir diesen Punkt
überschreiten, gibt es kein Zurück mehr. Wir begeben uns tiefer in das Feld der
Genetik, als es jemals einer Menschenseele gelungen ist.«
     Ich
war so weit gekommen, wollte jetzt nicht unverrichteter Dinge den Heimweg
antreten.
     »Was
muss ich tun?«
     Schalk
umspielte seine Mundwinkel. »Für den Anfang reicht es, wenn du vertraust.« Er
packte die Ecke eines fleckigen Tuchs und warf dieses über den Tisch. Als er
sich umdrehte, sah ich die Spritze in seiner Hand. »Je früher wir damit anfangen,
um so besser. Niemand weiß, wie lange wir noch die Gelegenheit dazu haben.
Blühen die ersten Knospen, landen wir früher oder später auf dem
Präsentierteller.«
     »Du
meinst Legalität?«
     »Exakt.
Meine Experimente sind der Exekutive ein Dorn im Auge. Sie lassen sich nicht
gerne ins Handwerk pfuschen. Ihr Streben nach Macht ist die Macht. Mein
Großvater bekam den Wahnsinn des Systems zu spüren. Ein Grund mehr, warum ich
zu dem geworden bin, der ich bin.« Er überprüfte die Kanüle.
     »Ich
fürchte die Gefahr nicht.«
     Ich
hielt ihm meinen Arm entgegen. Er betastete ihn nach einer einsatzfähigen Vene.
     »Sie
wird an deiner Seite sein, lässt du sie nur nah genug an dich heran.«
     Die
Spritze senkte sich auf meine Haut. Dann drückte er zu. Über den kurzen Schmerz
hinweg hörte ich ein Flüstern aus seinem Mund:
     » Adenin. Guanin.
Cytosin. Thymin. «
     Der
Druck nahm zu. » Deusin. «
     Ein
Wummern drang in meinen Oberarm. Blut floss unmittelbar in die Kanüle. » Deanin. «
     Es
war schnell vorbei.
     »Du
nennst sechs Basen!?«, stellte ich sicher.
     »Es sind sechs Basen. Deusin und Deanin sind außerhalb dieses Labors
unbekannt. Das heißt aber nicht, dass es sie nicht gibt.«
     Er
verstaute die Spritze auf einem Regal zwischen noch mehr Instrumenten.
     »Siehe
das Bild ...« Er zeigte auf ein Gemälde hoch oben an der Wand. Ich erkannte es
nicht wieder. Es musste neu sein.        
     Zwei
Menschen saßen an einem Fluss und lauschten dem Wind. Schafe und Wölfe pflügten
durchs Gras zwischen Bäumen und Sträuchern

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